QuergelesenSpannendes und heilsames Waldgeflüster

Quergelesen / Spannendes und heilsames Waldgeflüster
 Foto: dpa/Julian Stratenschulte

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Bäume plaudern gern, fangen Schadstoffe aus der Luft und treiben Tauschhandel mit Pilzen, wie René Oth zu berichten weiß.

Bäume haben erstaunliche Fähigkeiten, die man ihnen bis noch vor Kurzem gar nicht zugetraut hätte. Sie verfügen über ein Gedächtnis, haben Schmerzempfindungen, besitzen eine geheime Duftsprache und einen ausgeprägten Geschmackssinn, tauschen über ihre als „Wood-Wide-Web“ bezeichneten Wurzeln Nachrichten über Insekten, Dürren und andere Gefahren aus, schalten dabei in den meisten Fällen wie die Glasfaserleitungen des Internets agierende Pilze dazwischen, mobilisieren zudem eine ganze Reihe von Abwehrstoffen, die sogenannten Phytonzide, dank deren antibiotischer Wirkung sie ihre Umgebung regelrecht desinfizieren können …

Die einzigartige Weisheit von Baum und Wald

Wenn man die Neuerscheinung „101 Dinge, die man über den Wald wissen muss“ (1) von Rudolf Nützel gelesen hat, lernt man Ungeahntes über Wildtiere und Zecken, Waldboden und Waldbaden, über Baumarten und Naturschutz.

Dann weiß man, dass Bäume schädliche Treibhausgase aufnehmen, wobei eine Buche allein pro Jahr etwa 12,5 Kilogramm CO2 schafft; dass sie über ihre Blätter und Wurzelspitzen Informationen aus der Umwelt auffangen und verarbeiten, wobei sich Wurzeln und Krone ständig austauschen; dass sie mit Duftstoffen vor Schädlingen warnen und zugleich Feinde von lästigen Käfern und Raupen anlocken – etwa Vögel; dass sie jede Menge Sauerstoff produzieren, wobei ein einziger großer und gesunder Baum pro Stunde genug Atemluft für 50 Menschen schafft; dass ihre Spitzen, also ihre Kronen, mit einem Fieberthermometer vergleichbar sind, an dem man ablesen kann, wie schlecht es ihnen durch die Auswirkungen des Klimawandels geht, wobei Trockenheit, Stürme, Waldbrände und Ungeziefer ihnen am stärksten zusetzen …

Warum Bäume viel älter als Menschen werden

Auf unserem Planeten gab es bereits seit Langem Bäume, bevor wir Menschen erschienen. Auch erreichen sie ein höheres Alter. In den USA existieren Kiefern, die mehr als 5.000 Jahre auf dem Buckel haben, und eine schwedische Fichte bringt es sogar auf knapp 10.000 Jahre. Was also läuft bei den Stehenden (wie die Indianer die Bäume nannten) anders als bei den Gehenden? Ihr Geheimnis liegt direkt unter der Borke, der äußeren Rinde. Dort haben Forscher eine dünne Schicht aus Zellen gefunden, die nicht altern. Diese heißt Meristem und sorgt dafür, dass Bäume Teile von sich immer wieder erneuern können, Blätter, Nadeln oder Blüten zum Beispiel. Bäume haben zudem keine empfindlichen Organe wie Herz, Lunge, Nieren oder Gehirn. Sie bestehen zu großen Teilen aus totem Holz und sind sehr widerstandsfähig.

In ihrem außergewöhnlichen Werk „Uralte Bäume – magische Gestirne“(2) fotografiert Beth Moon die ältesten Baumgiganten der Welt vor sternübersätem Nachthimmel, wobei herrliche Himmelsbilder – voller Sterne über betagten Bäumen – faszinieren und davon künden, dass Bäume wie Antennen agieren, also Sender und Empfänger von irdischen und stellaren Energien sind …

In „Das Gedächtnis der Bäume – Versteinerte Hölzer, Erinnerte Spuren“ (3) treten Andreas Honegger (Text) und Urs Möckli (Fotos) eine ganz besondere Zeitreise an, wie sie schöner und aufregender nicht sein könnte, indem sie facettenreich und farbgewaltig versteinerte Bäume in ihrer Bildpracht als Kunstwerke der Natur erfassen, die das Gedächtnis des Lebens auf der Erde in ihren Jahresringen bewahrt haben.

Die Heilkraft des grünen Wunderwerks

Dabei sollten wir insbesondere an das heilende Band zwischen Mensch und Natur denken, das im Mittelpunkt eines bemerkenswerten neuen Sachbuchs steht: „Kerngesund – Mit der Kraft des Waldes“ (4). Darin wartet Maximilian Moser mit erstaunlichen, wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen auf, wie z. B. dass allein der Ausblick aus dem Fenster des Krankenzimmers hinaus ins Grüne, auf Bäume, die Heilung nach Operationen deutlich beschleunigt; dass Waldatmosphäre die Stresshormone Cortisol und Adrenalin nachhaltig senkt und den Vagus, den Nerv der Ruhe und Regeneration, aktiviert; dass Waldwanderungen erhöhten Blutdruck senken, die Herzfrequenz beruhigen und den Blutzuckerspiegel signifikant herabsetzen; dass Waldaufenthalte nachweislich unser Immunsystem stärken, was an der Erhöhung sogenannter Killerzellen ablesbar ist; dass Waldluft „Anti-Krebs-Terpene“ mit anti-kanzerogener Wirkung enthält und ihr Einatmen wie ein Heiltrunk wirkt.

Bäume Quergelesen
Bäume Quergelesen

Das und viel mehr vertieft eine weitere Neuerscheinung, „Unsere Bäume – und was sie uns Gutes tun“ (5), in der Christophe de Hody und Marine Bayard zwanzig der häufigsten Bäume aus unseren Wäldern in Wort und Bild (mit Fotos von Corinne Jamet Moreno Ruiz) in ihrer einzigartigen Schönheit vorstellen. Detaillierte Porträts von Eiche, Linde, Fichte, Kiefer, Kastanie, Esche, Walnuss, Mispel, Feige, Rotbuche, Birke, Weißdorn, Holunder … helfen bei Bestimmung, Sammlung und Nutzung der verwertbaren Bestandteile. Hinzu kommen die Erläuterung des medizinischen Nutzens von Blättern, Knospen, Früchten und Rinde sowie köstliche Rezepte, wodurch die Bäume zu Verbündeten gegen Krankheiten und zu Kraftspendern in unserem Alltag werden.

Lesetipps

(1) Rudolf Nützel: „101 Dinge, die man über den Wald wissen muss“ (Bruckmann Verlag, München, 190 Seiten, Paperback, 14,99 Euro, ISBN 978-3-7343-1579-4)

(2) Beth Moon: „Uralte Bäume – magische Gestirne“ (Elisabeth Sandmann Verlag, München, 116 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, gebunden mit vierfarbigem Schutzumschlag, 25,00 Euro, ISBN 978-3-945543-25-2)

(3) Andreas Honegger (Text) & Urs Möckli (Fotos): „Das Gedächtnis der Bäume – Versteinerte Hölzer, Erinnerte Spuren“ (Elisabeth Sandmann Verlag, München, 120 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, gebunden mit vierfarbigem Schutzumschlag, 49,95 Euro, ISBN 978-3-945543-42-9)

(4) Maximilian Moser: „Kerngesund – Mit der Kraft des Waldes“ (Servus Verlag bei Benevento Publishing, München, 192 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro, ISBN 978-3-7104-0244-9)

(5) Christophe De Hody & Marine Bayard (Text) & Corinne Jamet Moreno Ruiz (Fotos): „Unsere Bäume – und was sie uns Gutes tun“ (Frederking & Thaler Verlag, München, 263 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, Hardcover, 34,99 Euro, ISBN 978-3-95416-315-1)