Black Friday an der MoselSatte Rabatte im „Lockdown light“

Black Friday an der Mosel / Satte Rabatte im „Lockdown light“
Zahlreiche Luxemburger fahren zum Shoppen über die Grenze nach Trier Fotos: Herbert Becker

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Am Wochenende waren im Einzelhandel die Weichen auf grenzenloses Shoppingvergnügen eingestellt: „Black Friday“ hieß das Zauberwort, mancherorts gar „Black Weekend“ oder sogar „Black Week“. Das Tageblatt hat sich am Freitag zu der kauflustigen Kundenschar gesellt, um dem jährlichen Phänomen, das aus den USA herübergeschwappt ist, nachzugehen.

Was hat es mit dem alljährlichen Hype eigentlich auf sich und kann man wirkliche Schnäppchen erhaschen, lauteten die Fragen im Vorfeld. Die Verbraucherzentralen erklären hierzu, dass viele sogenannte Lockangebote angepriesen werden. Bei 50 oder 70 Prozent Nachlass sollte man sich vorab informieren, in welcher Höhe die normalen Verkaufspreise liegen. Oftmals wird bei den Rabattaktionen von der unverbindlichen Preisempfehlung der Hersteller ausgegangen, beispielsweise in der vielfältigen Unterhaltungselektronik. Da machen am Ende die angepriesenen 30 oder 50 Prozent oftmals nur 15 oder 20 Prozent Ersparnis aus. Da an diesem Tag jedoch generell starke Umsätze getätigt werden, kann man den Geldbeutel schon ein wenig schonen.

Wir fahren entlang der Mosel, schauen gerne mal rein in die Moselmetropole Grevenmacher und die Moselperle Remich. Eines vorweg: In beiden sonst so lebhaften Städten herrschte „Black Friday“ im wahrsten Sinne des Begriffes. Die Geschäfte in Grevenmacher hatten sich alle herausgeputzt für das erste Adventswochenende, überall lockten die Ladeninhaber mit Rabatten von 30, 40 oder 50 Prozent. In der Fußgängerzone jedoch herrschte gähnende Leere, kein geschäftiges Treiben.

Nicht anders sieht es aus bei unserem Besuch in Remich. Die Esplanade der Moselperle, bekannt und beliebt für ihr abwechslungsreiches gastronomisches Angebot, wirkt verwaist. Wir treffen nur wenige Kauflustige an, unter ihnen Marcel und Dorothee aus dem benachbarten Stadtbredimus. „Der Einkaufsbummel bereitet nur halb so viel Freude“, meint Marcel. „Was wir schmerzlich vermissen, ist, dass man keine Shoppingpause einlegen kann, um eine Tasse Kaffee, einen Glühwein oder ein Bier zu trinken. Gerne würden wir unsere Einkaufstour auch mit einem Abendessen beschließen, aber auch das ist wegen des erneut verordneten Lockdowns nicht möglich.“

Gähnende Leere in der Fußgängerzone der Moselmetropole Grevenmacher
Gähnende Leere in der Fußgängerzone der Moselmetropole Grevenmacher Foto: Herbert Becker

Es fehlt die gastronomische Vielfalt

Diese Argumentation hören wir auch vorrangig in der altehrwürdigen Augusta Treverorum. In Trier sind die Shoppingmeilen in der Fußgängerzone, trotz Maskenpflicht auf der Straße, zwar sehr gut frequentiert, aber auch hier gibt es keine Option, sich einmal der Musse hinzugeben bei einem wärmenden Getränk oder einem appetitlichen Happen. „Die Gastronomie und der Einzelhandel sind untrennbar miteinander verbunden,“ erklärt uns ein Vorstandsmitglied der Trierer City-Initiative. „Das ist eine Win-Win-Situation für beide Branchen. Besonders unsere luxemburgische Stammkunden, die nach wie vor in Trier herzlich willkommen sind, tragen nicht unerheblich dazu bei und nutzen oftmals die Gelegenheit, nach der Shoppingtour noch in ein Restaurant einzukehren.“

Begehrt an diesem Tag sind insbesondere Elektronikartikel, vor den bekannten Fachgeschäften und den Smartphone-Stores bilden sich oftmals Schlangen. Bedingt durch die Einlassbeschränkungen, darf immer nur eine vorgegebene Anzahl an Kunden ins Geschäft. Regen Kundenzuspruch treffen wir auch in der Galeria Kaufhof oder in der Trier Galerie an, das jüngere Publikum zieht es hier vornehmlich in die Modeboutiquen.

Wir machen noch einen Abstecher nach Bartringen in das Shopping-Center „Belle Etoile“. Hier müssen wir schon in eine Tiefgarage abtauchen, um einen Parkplatz zu finden. Im Center ist erstaunlich viel Volk unterwegs. Auch hier sind in zahlreichen Shops Einlasskontrollen nötig, Mitarbeiter des Sicherheitsservice sorgen für geordnete Verhältnisse und man sieht auch keine missgelaunten Kunden, da man sich offensichtlich größtenteils mit den vorgegebenen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen abgefunden oder angefreundet hat. „Schade, dass man den Ehemann nicht mal kurz an einer Theke parken kann“, meint Viviane aus Walferdingen lachend. „Ich suche eigentlich noch nach einem Weihnachtsgeschenk für ihn, das muss ich aber wohl demnächst anders lösen.“

Wir fahren entspannt nach Hause und beschließen den „Black Friday 2020“ mit einem selbstgemachten Glühwein.

Black Friday

Der Begriff ist dem US-amerikanischen Börsencrash (Black Thursday) vom 24. Oktober 1929 entlehnt. In den USA ist es der traditionelle Start des Einzelhandels in die Weihnachtskampagne, der immer nach dem Feiertag Thanksgiving am vierten Donnerstag im November stattfindet. Vor einigen Jahren ist dieses Phänomen auch nach Europa übergeschwappt, die größten Umsätze macht hier allerdings der Onlinehandel. Der Tag hat dennoch auch im Einzelhandel eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Sowohl in Luxemburg als auch bei den deutschen Nachbarn offeriert man den Kunden vielerorts ein „Black Weekend“ von Freitag bis Sonntag, in Deutschland gab es in zahlreichen Städten eine „Black Week“, die am Samstag endete.

Jengi
30. November 2020 - 13.22

Wo gibts denn satte Rabatte an der Mosel ? Wo sind denn diese Shoppingmeilen usw. an normalen Werktagen ist schon überall tote Hose, die Supermärkte haben sowieso diese kleineren Betriebe geschluckt oder sind von der Politik kaputt gemacht wurden.

werner
30. November 2020 - 12.38

Satte Rabatte an der Mosel? Wohl kaum, beim Winzer selber ist der Wein auch jetzt noch immer teurer als im Supermarkt, der gleiche Wein, wohlverstanden.

HTK
30. November 2020 - 10.01

Könnte es sein,dass dies der "blackest Friday" aller Zeiten wird weil man es nicht fertigbringt zuhause zu bleiben?