FußballSadine Correia: Mit 28 von Bettemburg in die 2. Bundesliga

Fußball / Sadine Correia: Mit 28 von Bettemburg in die 2. Bundesliga
Sadine Correia (l.) hat sich vorgenommen, hart für ihren Stammplatz in Saarbrücken zu kämpfen Foto: Albert Krier

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Manchmal liegen Trauer und Freude ganz nah beieinander: Sowohl bei der zukünftigen Saarbrücker Fußballerin als auch bei ihren Teamkolleginnen aus Bettemburg musste die Gefühlswelt erst einmal neu sortiert werden – denn FLF-Nationalspielerin Sadine Correia teilte ihrem Team am Wochenende mit, dass sie einen Vertrag in der 2. Bundesliga unterschreiben würde.

Ihre Bettemburger Mitspielerinnen hatten es geahnt. Als die 28-jährige Innenverteidigerin Sadine Correia am Samstagabend beim Liga-Heimspiel gegen Wintger (3:1) nicht auf dem Spielerbogen stand, war allen klar, dass der mögliche Wechsel dann doch viel schneller als geplant über die Bühne gegangen sein muss. Was allerdings nicht überall auf große Begeisterung gestoßen ist: „Ich habe vor Ort wirklich gemerkt und gespürt, wie groß die Enttäuschung ist.“ Auch sie selbst durchlebte zunächst eine Achterbahn der Gefühle: „Ich war überrascht, als dieser Anruf kam. Man ist froh, aber gleichzeitig traurig. Ich habe das Gefühl, meine Mannschaft hier in Luxemburg im Stich zu lassen – und fühlte mich irgendwie verloren mit dieser gleichzeitigen Mischung aus Freude und Trauer.“

Denn die Defensivspezialistin hatte andere Pläne, von denen sie der Mannschaft im August berichtet hatte. Zwar trainierte die Sportlerin der Elitesektion der Armee bereits seit über einem Monat beim Klub aus der 2. Bundesliga, von einem Transfer vor dem Saisonauftakt war zunächst aber keine Rede: „Es war eigentlich vorgesehen, dass ich nur in Saarbrücken trainiere und weiterhin in Bettemburg spiele.“ Doch ein eigentliches Unglück öffnete ihr ungeplant die Tür in ein neues Leben: Die Situation änderte sich nämlich schlagartig, als sich eine der Saarbrücker Innenverteidigerinnen verletzte. „Da haben sie wirklich alles darangesetzt, mich von einer Vertragsunterschrift zu überzeugen. Am Montag hat der Coach mir klipp und klar gesagt, dass der Verein alles unternehmen wird, damit der Papierkram schnell erledigt wird, weil er will, dass ich bereits am Wochenende mitfahren kann.“

Andere Alternative

Statt nach Junglinster fährt Correia demnach am Wochenende nach Köln – und schlägt doch ein neues Kapitel in ihrer Fußballkarriere auf. Dass es überhaupt dazu kam, verdankt sie ihren beiden Trainern. Nationalcoach Dan Santos und der Bettemburger Übungsleiter Yves Block nutzten in den vergangenen Wochen ihre Kontakte im Ausland – denn die 28-Jährige stand unter Zugzwang: „Mein Status als Elitesportlerin besagt vertraglich, dass ich mich auf Klubsuche im Ausland begeben sollte“ – was gerade in Corona-Zeiten nicht die leichteste Aufgabe sein dürfte. „Ich hatte noch eine Alternative im Ärmel, aber die haben wir ja nicht gebraucht“, erklärte Santos.

Dass es allerdings in die zweihöchste deutsche Liga gehen würde, kam dann doch überraschend. Vor allem im eigentlich bereits fortgeschrittenen Alter. „Ich fühle mich nicht, als wäre ich 28 und werde mich nicht von dieser Zahl beeinflussen lassen.“ Dennoch schossen ihr vor der entscheidenden Unterschrift viele Fragen durch den Kopf. „Bei einer 2. Bundesliga spricht man nicht mehr von Amateurniveau. Deshalb fragt man sich, ob man nach so langer Zeit als Amateurin überhaupt die Chance bekommen wird, sich zu beweisen. Einerseits ist man überglücklich, aber gleichzeitig gibt es dann auch Zweifel“, berichtet die FLF-Spielerin, die seit 2016 in Bettemburg spielte. Für den Nationaltrainer, der seine Spielerin u.a. beim Testspiel gegen Saarbrücken beobachten konnte, steht fest: „Man kann die Niveauunterschiede mit Tag und Nacht vergleichen. Die Intensität ist viel höher.“ 

Ich fühle mich nicht, als wäre ich 28 und werde mich nicht von dieser Zahl beeinflussen lassen

Sadine Correia, 1. FC Saarbrücken

Als Correia vor vier Jahren entschied, sowohl sportlich als auch beruflich neue Wege zu gehen, führte der Weg sie zumindest karrieretechnisch nicht sehr weit weg von der Ettelbrücker Heimat. „Nach dem Abschluss habe ich als Buchhalterin gearbeitet. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich nicht für Büroarbeit gemacht bin – und so kam es, dass ich vor vier Jahren zur Armee gegangen bin.“ Nach zwei Jahren folgte der nächste Schritt: Sie bestritt ihr erstes offizielles Spiel mit der Nationalmannschaft und wurde in die Elitesektion der Armee aufgenommen. Die Schlussfolgerung ist eindeutig: „Ohne die Elitesektion hätte ich es nicht nach Saarbrücken geschafft.“

Klares Ziel

Zwei- bis dreimal täglich hat sie in den zwei letzten Jahren in der Coque an ihrer Athletik geschuftet und abends in Bettemburg am Mannschaftstraining teilgenommen. Um in Form zu bleiben, wird sie auch weiterhin mit FLF-Fitnesstrainer Kevin Rutare morgens eine Einheit einplanen. Ein Einsatz, der in Deutschland nicht unkommentiert blieb. „In Saarbrücken waren die Trainer teilweise von meinem physischen Zustand überrascht.“ Und es gibt weitere Gründe, die sie vor ihrem möglicherweise ersten Duell beim 1. FC Köln optimistisch stimmen. „Die Trainer wollten mich ja eigentlich gleich nach dem ersten Probetraining unter Vertrag nehmen … Ich denke schon, dass ich Spielpraxis bekommen werde. Klar kann sich das schnell ändern. Die Mädchen sind körperlich und technisch stark. Es wird sicher nicht einfach werden, mir dort einen Platz zu erkämpfen.“ Auch für diesen Fall hat Correia klare Vorstellungen: „Mein Ziel ist trotzdem klar: Stammspielerin zu werden. Auch wenn ich möglicherweise beim Auftakt auf der Bank sitzen müsste, was vollkommen nachvollziehbar wäre, würde ich das nicht lange erleben müssen. Ich will mir meinen Platz erarbeiten.“ 

Ein Beweis für die „richtige Einstellung“, die Dan Santos während des Gesprächs immer wieder erwähnt. Für die Erfüllung ihres Traums musste sie nämlich ein paar Freunde enttäuscht zurücklassen. „Andere haben gleich gesagt, dass sie meine Entscheidung total nachvollziehen könnten und selbst auch so gehandelt hätten. Im Nachhinein habe ich dann noch ein paar Mitteilungen bekommen und vor allem junge Spielerinnen haben mir geschrieben, dass sie zu mir aufschauen würden. Das motiviert mich umso mehr und bestätigt mich.“

„Warum redet die jetzt von Trikots?“

Nationaltrainer Dan Santos hat anscheinend nicht nur für viel Bewegung im Nationalkader der Damen gesorgt, sondern ebenfalls einige Gleichberechtigungsfragen gelöst. Auf die Frage, was der neue Coach seit Juni bewirkt hat, meinte Sadine Correia: „Es sind ganz banale Dinge. Wir haben endlich unsere eigenen Trikots bekommen. Die Leute fragen sich jetzt vielleicht: ’Warum redet die jetzt von Trikots?’, aber für uns war das wichtig, endlich eigenes Material zu haben und nicht mehr die alten Shirts der Jungs zu tragen.“

Auf den Spuren von Wendie Renard

Sadine Correia ist „seit jeher“ Fan der französischen Innenverteidigerin Wendie Renard. Der 30-jährige Superstar des Olympique Lyon wurde 14-mal Meisterin mit ihrem Klub und gleichzeitig 108-mal in die „Equipe tricolore“ berufen. 

Steckbrief

Sadine Correia
Geboren am 9. Juni 1992
Bisherige Vereine: Ettelbrück, Diekirch, Colmar-Berg, Bettemburg, seit dem 28. September beim 1. FC Saarbrücken (D)
Position: Verteidigerin, Sechser
Größte Erfolge: zweimal Meisterin mit Bettemburg

Sadine Correia verteilte im Mai gemeinsam mit ihren Kollegen der Sportsektion der Armee Schutzmasken in den Rotondes 
Sadine Correia verteilte im Mai gemeinsam mit ihren Kollegen der Sportsektion der Armee Schutzmasken in den Rotondes  Archivbild: ATP