Vëlosummer 2020Praxistest: Die Route F von Belval in die Stadt als echte Mogelpackung

Der Auftakt mit dem „VëloViaNorden“ war ein echtes Highlight. Mit als kleinem Wermutstropfen, dass die Beschilderung der Strecke doch zu wünschen übrig ließ. Das scheint eine Schwäche des gesamten „Vëlosummer 2020“ zu sein. Denn auf der Route F zwischen Esch und der Hauptstadt ist rein gar nichts ausgeschildert. Wer also keinen Radcomputer hat und darauf den exakten Streckenverlauf heruntergeladen hat, der kann sich auf einige Pausen einstellen, um den richtigen Weg zu finden. Zudem ist es ebenfalls etwas enttäuschend, wenn selbst am Start- und Zielpunkt der Etappen nichts von einem Radsommer zu erkennen ist. Kein Plakat, keine Fahne, nichts. Es scheint fast, als sei hierzulande jede „Randonnée“ für „Cyclotouristen“ liebevoller organisiert. 

Die Route Esch – Luxemburg misst offiziellen Angaben nach insgesamt 27 km und soll ein Vorgeschmack auf den „Velo-Expresswee“ sein,  der in einigen Jahren zwischen Esch und Luxemburg entsteht. Das ist die Route F auch, denn ab Foetz geht es entlang der Autobahn in Richtung Stadt. Zwischen Steinbrücken und Leudelingen befindet sich dann die 2,5 km lange, im August für den Autoverkehr gesperrte Straße. Das Problem: Man muss erst mal mit dem Fahrrad nach Foetz kommen. Das geht bis ins Escher Zentrum noch recht gut auf den Radwegen, doch ab der Eisenbahnbrücke hinter dem Bahnhof führt der Weg in den Autoverkehr. Und auf die doch recht enge Hauptstraße durch Schifflingen. Erst beim Fußballplatz gibt’s auf dem Radweg wieder Entspannung. Nicht sehr lange allerdings, denn unmittelbar hinter dem Recyclingcenter ist der Rad- und Fußweg durch eine Baustelle blockiert, sodass es wieder auf die Straße geht. Am Wochenende vielleicht noch machbar, aber wochentags in Anbetracht des Auto- und Lkw-Verkehrs rund um die Einkaufszone Foetz nicht ungefährlich. Am Supermarkt geht es dann auf dem separaten Gehweg vorbei. 

Auch in Leudelingen führt die Route einige Meter in den Straßenverkehr, ehe der schönste Teil mit dem Feldweg von Leudelingen nach Kockelscheuer beginnt. Hier hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. In Kockelscheuer angekommen, geht es in den Wald. Und zwar auf dem Waldweg. Für Rennräder ist das Teilstück völlig ungeeignet. In der Streckenbeschreibung auf www.velosummer.lu fehlt zudem jeglicher Hinweis auf das nicht kurze Stück unbefestigten Weg, was dann doch ärgerlich ist.   

Der Radweg von Kockelscheuer verläuft in Richtung Cessingen, wo man sich auf der Hauptstraße wieder in den Straßenverkehr einreihen muss. Eine Baustelle behindert den Verkehr noch zusätzlich. Doch die Hauptstadt ist erreicht und über Hollericher Nebenstraßen geht es in Richtung Stadtpark. Das ist dann wiederum recht pittoresk und gut per Rad zu fahren. Ein Höhepunkt der Strecke ist der Pfaffenthaler Lift, der einen ins Tal bringt. Auf den letzten Metern vom Lift zum neuen Bahnhof gibt es keinen Radweg. 

Fazit: So interessant Belval, Esch und Umgebung mitsamt ihrer Industriekultur auch sind, die Route F ist eine einzige Mogelpackung. Sie ist in Stoßzeiten des Autoverkehrs, selbst im August, nicht zu empfehlen. Rennradfahrer riskieren auf Kockelscheuer einen Reifenschaden. Die Beschilderung fehlt, sodass man ohne Radcomputer aufgeschmissen ist. Insgesamt sind 44% der Route zwischen Esch und der Hauptstadt im Autoverkehr zu bewältigen. Viel zu viel!