Umweltschutz Oekozenter: Insel des nachhaltigen Gedankenguts 

Umweltschutz  / Oekozenter: Insel des nachhaltigen Gedankenguts 
Das Oekozenter hat viel dazu beigetragen, Umweltschutz und Klimawandel ins öffentliche Bewusstsein zu rücken  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Das „Oekozenter“ ist eine Insel zwischen den vorwiegend historischen Fassaden der Stadthäuser in diesem Teil des hauptstädtischen Viertels Pfaffenthal. Das mit Holz verkleidete Passivhaus signalisiert: Hier geht es um Pioniergeist, der in praktische Schritte in Richtung einer nachhaltigen Zukunft mündet. Es ist ein Schwimmen gegen den Mainstream.

Vor 30 Jahren bei seiner Gründung gab es noch epische Auseinandersetzungen um die sehr dicken Bretter der liebgewonnenen Gewohnheiten und eingefahrenen Handlungsweisen in allen Lebensbereichen. Heute ist Nachhaltigkeit längst Teil der Politik und des bürgerschaftlichen Engagements. Es wird offen und kontrovers darüber diskutiert. Das ist wahrscheinlich das größte Verdienst des „Oekozenter“ in den drei Jahrzehnten seiner Existenz.

Es hat dazu beigetragen, dass das Spannungsfeld zwischen Ökologie, Wirtschaft und Sozialem heute zunehmend auf der politischen Agenda steht. „Wir haben hier sehr unterschiedliche Menschen zusammengebracht und dazu angeregt, diese Fragen offen zu diskutieren”, sagt Théid Faber (70), Präsident des Oekozenter.

Forum für kontroverse Diskussionen

Lange Zeit hat er als Assistenzprofessor an der Uni.lu angehenden Grundschullehrern didaktische Konzepte vermittelt, ihre Schüler im „éveil aux sciences“ und in nachhaltigem Denken zu unterrichten. Ehrenamtlich war er lange Präsident des „Mouvement écologique” und ist seit rund acht Jahren Präsident des Oekozenter. „Pensionär“ hört er nicht gerne, er bezeichnet sich selbst lieber als „freiberuflicher Ehrenamtler“.

Diskussionen um die steigende Kluft zwischen Arm und Reich, Klimaschutz, ein anderes Wirtschaften, Landesplanung oder Biodiversität sind in dem Gebäude in der rue Vauban willkommen. Holz, große Pflanzen und Kunst dominieren die Räume, die an manchen Fenstern den Blick auf die gläsernen Hochhäuser des Kirchbergs freigeben. Ein Forum für den politischen Diskurs, aber auch für Weiterbildung zu bieten, ist eine der Aufgaben des Oekozenter. Ein Diskurs steckt allerdings noch in den Anfängen und wird zunehmend dringlicher.

„Der Verlust der Biodiversität geht schleichend”, sagt Faber, der Biologie studiert hat. „Wenn nur noch Allerweltsarten überlebt haben, dann ist es zu spät.“ Von seinem Sessel aus fällt der Blick auf die 4.000 Veröffentlichungen der hauseigenen Bibliothek. Sie decken nahezu alle Fachbereiche des Themas Nachhaltigkeit ab und spiegeln die Facetten der Weiterbildungen wider, die im Haus angeboten werden.

Biodiversität steht ganz oben auf der Agenda

Publikationen zu nachhaltigem Bauen und Wohnen, ökologischem Gartenbau und ökologischer Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz oder zu Stadtentwicklung sowie ökologischem Wirtschaften füllen die Regale. Es ist ein schier unerschöpflich scheinender Pool wertvoller Informationen, der in einem Punkt noch keine Früchte getragen hat. „In puncto Biodiversität scheitern wir gerade“, sagt Faber.

Der vor wenigen Tagen veröffentlichte Umweltbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für Luxemburg untermauert Aussagen wie diese. Seit 40 Jahren nehme die Biodiversität im Land ab, sagen die Autoren. Schuld daran seien die „intensive Landwirtschaft, der Ausbau der Infrastrukturen und die Zersiedelung der Landschaft“.

„Wir haben ja lange genug der Verödung unserer Städte und Landschaften zugeschaut“, sagt Faber, „die Landesplanung ist ein zahnloser Tiger“. Mit dem Projekt „Stadtgrün” im Rahmen der Kampagne „Natur elo!“ will das Oekozenter dabei helfen, den Naturhaushalt in den Städten zu schützen und eine Klima-angepasste Stadtentwicklung zu fördern. Das ist die dritte und wichtigste der Aufgaben, die sich das Oekozenter seit seiner Gründung gegeben hat.

„Vom Wissen zum Handeln“ 

„Wir machen hier Pilotprojekte, um zu zeigen, dass es geht“, sagt Faber. Bezogen auf „Stadtgrün“ ist das Ziel eindeutig. Müssen es immer nur Beton- oder Steinfassaden sein? Nein. Es geht auch begrünt, was das Wohlbefinden steigert. „Das gilt vor allem für die Zukunft“, sagt Faber. „Grünflächen sind ein Standortvorteil, wenn Neubauten oder ganze Viertel neu geplant werden – vor allem in Zeiten des Kimawandels.“

Anfang 2021 will das Oekozenter gemeinsam mit dem „Mouvement écologique“ einen Seminarzyklus organisieren und Empfehlungen für die Gemeinden veröffentlichen, wie dies verstärkt über die Teilbebauungspläne (PAP) umgesetzt werden kann. Ökologisches Bauen und energetische Renovierung zu vereinen, ist in diesem Zusammenhang eine Aufgabe der Bauberatungsstelle.

Den politisch-gesellschaftlichen Hintergrund für Projekte wie dieses liefert das „Mouvement écologique“, der Initiator des Oekozenter. Seit der Fertigstellung des Gebäudes 2014 hat das „Méco“ neben weiteren fünf NGOs, die sich dem Natur- und Umweltschutz verschrieben haben, seinen Sitz dort und bestreitet mehrheitlich die Besetzung des Verwaltungsrates.

„Stadtgrün” ist nur eines von vielen Projekten, die unter dem Motto „vom Wissen zum Handeln“ zu Innovationen ermutigen sollen. „EcoLabel“, „Oekotopten“, Kreislaufwirtschaft und Gemeinwohlökonomie, „Green Events“ oder „Zero Waste Challenge“ sind andere Felder und konkrete Aktionen, die eine andere Zukunft und ein anderes Handeln zeigen. Dicke Bretter bohren muss das Oekozenter immer noch, aber sie sind im Laufe der Jahre dünner geworden. Der Lack der attraktiven Bequemlichkeit der Bretter blättert zusehends.

Oekozenter

Das Oekozenter bietet nicht nur ein Forum für Begegnungen, sondern auch Weiterbildungen und Beratung. Schwerpunkte sind Ökologische Bauberatung, Umweltberatung, Klimaschutz und Klimapaktberatung sowie Ökologische Landwirtschaftsberatung. Hier haben das „Mouvement écologique“, die gemeinnützige Stiftung „Oekofonds“, das „Klima-Bündnis Lëtzebuerg“ sowie die „Lëtzebuerger Vëlos-Initiativ“ und das „Forest Stewardship Council Luxembourg“ ihren Sitz. Neben den Versammlungs- und Konferenzsälen bietet das „Oekosoph“ eine Möglichkeit, das Gelernte bei Speisen und Getränken sacken zu lassen. Der Bau des Gebäudes wurde durch Budgetmittel des Luxemburger Staates sowie der Stadt Luxemburg ermöglicht. Letztere hat das Grundstück zur Verfügung gestellt. Mehr Infos: www.oekozenter.lu

J.Scholer
27. November 2020 - 13.34

Ein Vorbild von Nachhaltigkeit wäre alle Klimaschutz-, Ökoaktivisten auf ihr Smart Phone, die Anwendungen von App und Bytes, die digitale Technik verzichten würden. Raubbau von Erdschätzen , CO2 Ausstoß sind Synonym der digitalen Technik. Solange all diese Aktivisten nicht auf diese nicht gerade umweltfreundliche Technik verzichten, ist ihr Wirken für mich unglaubhaft.

Antoine
27. November 2020 - 8.48

Formidabel Geschicht, Den schéinen noohaltegen Bau ass méiglech gewirscht matt denen schéinen noohalteschen Suen vum Staat.