APASNeues Tierheim in Schifflingen bietet viel Platz und Komfort

APAS / Neues Tierheim in Schifflingen bietet viel Platz und Komfort
Die ersten flauschigen Gäste sind bereits eingezogen: Am 1. Oktober – knapp ein halbes Jahr später als geplant – konnte der Schifflinger Tierschutz endlich in die neuen Räumlichkeiten umziehen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Nachdem der Schifflinger Tierschutz, kurz APAS, zwei Jahre lang in Containerbauten arbeiten musste, konnten die Mitarbeiter nun endlich in das Tierheim am Eingang der Gemeinde einziehen. Präsident Sacha André freut sich über dreimal so viel Platz, besonderen Komfort für die Tiere und tatkräftige Unterstützung der Politik. 

Beim Betreten des brandneuen Gebäudes in der rue de Hedange kommt einem der bekannte Geruch aus Tierheimen oder Tierarztpraxen entgegen. Es glänzt noch alles, die Räume sind erst spärlich eingerichtet. Am 1. Oktober wurde dem Tierschutz der Schlüssel übergeben und die Umzugsarbeiten konnten losgehen. „Unsere Priorität war es erst einmal, mit den Tieren umzuziehen“, sagt Sacha André, Präsident der APAS („Protection des animaux Schifflange“). Der Umzug war eigentlich schon im Frühling geplant, im Januar fehlten nur noch ein paar kleine Abschlussarbeiten, dann wäre das Tierheim bereit für seine tierischen Gäste gewesen. Doch dann kam Corona und der Umzug musste verschoben werden.

„Am Anfang haben wir uns große Sorgen gemacht. Wir haben überlegt, was wir tun sollen, wenn viele Menschen ins Krankenhaus müssen und ihre Tiere untergebracht werden müssen“, berichtet André. Im Notfall hätten die nicht ganz fertigen Räumlichkeiten genutzt werden können. Die APAS sei vorbereitet gewesen – die Situation habe sich zum Glück nicht so dramatisch entwickelt.

Sacha André ist seit 2012 Präsident des „Schëfflenger Déiereschutz“. Er hatte damals einen Termin beim früheren Bürgermeister vereinbart. Resultat dieses Termins ist das neue Tierheim, in dem der stolze Tierschützer steht. 
Sacha André ist seit 2012 Präsident des „Schëfflenger Déiereschutz“. Er hatte damals einen Termin beim früheren Bürgermeister vereinbart. Resultat dieses Termins ist das neue Tierheim, in dem der stolze Tierschützer steht.  Foto: Editpress/Alain Rischard

Trotzdem sei der Tierschutz während des Lockdowns vermehrt kontaktiert worden, weil Menschen ein Tier adoptieren wollten. Der Verein habe beschlossen, sechs Wochen lang keine Vermittlungen mehr zu machen, auch um die Kontakte zu reduzieren. „Das war gut so, weil sich danach nur noch die Personen gemeldet haben, die wirklich ein Tier wollten und sich nicht nur einsam gefühlt oder gelangweilt haben“, sagt André.

Das neue Gebäude bietet dreimal so viel Platz, wie dem „Schëfflenger Déiereschutz“ zuvor zur Verfügung stand. Für Katzen stehen zwei Räume zur Verfügung, in denen jeweils 20 Samtpfoten untergebracht werden können. Aktuell wohnt hier eine Mama mit ihren Kätzchen, die in der Gemeinde gefunden wurden. Sie fühlen sich zwischen den vielen Versteckmöglichkeiten, umgeben von Spielzeug, sichtlich wohl. Ihnen steht zudem ein Außenbereich zur Verfügung, der in den kommenden Wochen mit Klettermöglichkeiten ausgerüstet werden soll.

Hauseigene Praxis

Gleich daneben befindet sich der hauseigene Veterinärraum. „Darüber freuen wir uns besonders“, sagt der Präsident. Denn zuvor mussten die freiwilligen Helfer des Tierschutzes immer auf einen Termin bei einem Tierarzt warten und mit jedem Tier einzeln dorthin fahren. Jetzt können Routineuntersuchungen und unkomplizierte Behandlungen vor Ort durchgeführt werden. Für größere Operationen wie eine Kastration oder Sterilisation ist der Gang zum Tierarzt weiterhin notwendig. „Wir haben ja auch nicht den Anspruch, eine Tierarztpraxis hier aufzumachen“, stellt André klar.

Bulldogge Dolly ist die erste Bewohnerin des funkelnagelneuen Zwingers mit Außenbereich. Ihr Herrchen ist gerade im Krankenhaus. 
Bulldogge Dolly ist die erste Bewohnerin des funkelnagelneuen Zwingers mit Außenbereich. Ihr Herrchen ist gerade im Krankenhaus.  Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Behandlungsraum hat eine Notfallklappe, in der Feuerwehr und Polizei zugelaufene Tiere anhand eines Codes nachts abgeben können. Sobald ein Tier reingesetzt wird, wird ein Alarm ausgelöst, um der APAS Bescheid zu geben. In der Klappe steht dem Tier dann Futter und Wasser zur Verfügung, bis jemand aus dem Team dort ist. „Polizei und Feuerwehr sind bisher häufig nach Gasperich gefahren, wenn sie ein Tier gefunden haben. Dank unserer Klappe sparen sie in Zukunft Zeit.“

Neben einer Küche, Umkleidekabinen für die Mitarbeiter sowie einem Vorratsraum gibt es eine Quarantänestation im Schifflinger Tierheim. Dort bleiben Neuankömmlinge zur Beobachtung, um sicherzustellen, dass sie die anderen Bewohner nicht mit Krankheiten anstecken können.

Verein im Umbruch

Im Flur ist die einzige Hündin im Tierheim kaum zu überhören. Bulldogge Dolly wohnt übergangsweise im hintersten von insgesamt fünf Zwingern und bellt, was das Zeug hält. Ihr Herrchen befindet sich derzeit im Krankenhaus und hatte niemanden, der sich um den Vierbeiner kümmern konnte. „Das können wir natürlich nur machen, wenn Platz da ist“, sagt André. Der Plan sei jedenfalls, immer einen Zwinger für Notfälle freizulassen. Neben einem kleinen Außenbereich, der an jeden Zwinger angrenzt, steht Dolly und ihren Nachfolgern eine große Wiese zum Rennen zur Verfügung.

Das neue Gebäude verfügt unter anderem über eine Notfallklappe, in der Feuerwehr und Polizei zugelaufene Tiere nachts abgeben können
Das neue Gebäude verfügt unter anderem über eine Notfallklappe, in der Feuerwehr und Polizei zugelaufene Tiere nachts abgeben können Foto: Editpress/Alain Rischard

Sacha André ist seit 2010 Mitglied der APAS und seit 2012 Präsident des Vereins. Er ist nicht ganz unschuldig daran, dass der „Schëfflenger Déiereschutz“ in ein neues Tierheim einziehen konnte. Der Verein, der 1971 gegründet wurde, war zu dem Zeitpunkt im Umbruch. „Der Vorstand, der sich aus einer älteren Generation zusammensetzte, stand einer jüngeren Generation an Freiwilligen gegenüber. Damals sind zwei verschiedene Sichtweisen auf Tierschutz aufeinandergeprallt“, erinnert sich André. Georges Fred, heutiger Ehrenpräsident, machte den Weg für eine Verjüngung des Vereins frei. Der gesamte Vorstand war damals zurückgetreten und wurde durch einen jüngeren ersetzt.

Das sei auch die Zeit gewesen, in der sich der Dienst der APAS von einer Pflegestation zu einem Tierheim entwickelt hat. „In den 80ern kamen im Jahr vielleicht 20 Tiere zur APAS, die wurden dann sofort nach Gasperich weitervermittelt“, sagt André. Nach 2012 gab es kein Jahr mehr, in dem weniger als 100 Tiere dort landen – und die APAS begann, die Tiere bei sich zu behalten und die Vermittlung selbst zu übernehmen.

Weil die Nachfrage steigt, vereinbart Sacha André 2012 als frisch gebackener Präsident einen Termin mit dem damaligen Schifflinger Bürgermeister Roland Schreiner. Er erzählt ihm von den Sorgen des Tierheims und dass die Sicherheitsstandards in dem alten Gebäude nicht mehr gewährleistet sind. Weil das Projekt eines „Boulodrome“ für den Vereins „Péta-Boules“ gleich nebenan bereits in der Prozedur war, schlug Schreiner vor, das Tierheim in die Planung mit einzubeziehen.

Immer noch viele Katzen ohne Chip

Beide Gebäude stehen inzwischen und passen perfekt zusammen. „Das bedeutet für uns eine Aufwertung des Eingangs von Schifflingen“, sagt Bürgermeister Paul Weimerskirch gegenüber dem Tageblatt. Dabei seien die Bauarbeiten dadurch, dass sich auf dem Grundstück früher eine Hausmülldeponie befand, nicht gerade erleichtert worden. Die Baustelle des Tierheims, einem „Luxushotel für Tiere“, wie Weimerskirch es nennt, sei jedoch nur ein halbes Jahr in Verzug geraten. Kostenpunkt des Gebäudes liegt bei rund 2,3 Millionen Euro, wovon das Landwirtschaftsministerium 30 Prozent übernimmt.

Die Gemeinde Schifflingen übernimmt die Kosten von Kastration, Sterilisation, dem Einsetzen eines Chips sowie der Tollwutimpfung beim Hund. Damit setzt sie aus unserer Sicht ein Zeichen.

Sacha André, Präsident der APAS

Aus dem alten Gebäude musste die APAS schon 2018 raus, weil es abgerissen werden musste. Übergangsweise hatte die Gemeinde dem Tierschutz drei Containerbauten zur Verfügung gestellt, in denen die Mitarbeiter noch bis vor kurzem tätig waren. „Das war natürlich nicht ideal, wir mussten unsere Aktivitäten reduzieren. Es war uns jedoch wichtig, dass es überhaupt weitergeht, damit wir nicht von vorne anfangen mussten“, erklärt André. 

Eine neue Konvention legt nun auch fest, dass die Gemeinde Schifflingen die Kosten von Kastration und Sterilisation sowie einem Chip und der Tollwutimpfung beim Hund übernimmt. „Aus unserer Sicht setzt die Gemeinde damit ein Zeichen“, sagt André. Obwohl dies vom Gesetz vorgesehen sind, würde der Tierschutz noch allzu häufig Katzen finden, die keinen Chip haben. „Das ist immer noch ein Problem. Deshalb würden wir uns wünschen, dass andere Gemeinden es der unseren gleichtun.“

Infos

Während der Übergangsphase funktioniert das Tierheim nur nach Vereinbarung eines Termins. Seit dem 1. Oktober kümmert sich eine Person 30 Stunden die Woche um die Leitung des Tierheims. Im November kommt dann noch eine Person hinzu, die sich zehn Stunden die Woche um die Administration kümmert. Durch die Zusammenarbeit mit Wiedereingliederungsmaßnahmen in den Arbeitsmarkt werden im November sieben zusätzliche Mitarbeiter anfangen. „Dann wird das Asyl sieben Tage die Woche geöffnet sein“, sagt Präsident Sacha André. Für die Öffentlichkeit soll das Heim voraussichtlich ab November von montags bis samstags zwischen 16.00 und 18.00 Uhr geöffnet sein. Weil die Zuschüsse von der Gemeinde die Kosten zur Versorgung der Tiere nicht decken, ist der Verein weiterhin auf Spenden angewiesen. Wer helfen will, kann das mit einer Überweisung an den „Déiereschutz Schëffleng“ unter der Kontonummer IBAN LU32 0020 1380 5710 0000 (BIC: BILLLULL) tun.