Kunstturn-EMNach über 20 Jahren: Bei den Damen tritt eine Mannschaft für die FLGym an

Kunstturn-EM / Nach über 20 Jahren: Bei den Damen tritt eine Mannschaft für die FLGym an
Die Jüngste des FLGym-Trios, Lola Schleich, wird in Mersin ihre erste EM bei den Seniors bestreiten Archivbild: Marcel Nickels

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Nach den Herren wird es bei der Europameisterschaft in Mersin heute auch für die Damen ernst. Erstmals seit mehr als 20 Jahren kann der nationale Turnverband im Seniors-Bereich dabei auf ein Trio setzen.

Schlag auf Schlag ging es für den nationalen Turnverband am Sonntag. Gerade waren die beiden Junioren Quentin Brandenburger und Ronan Foley mit ihrem Betreuerstab am Findel gelandet, da machte sich schon die nächste Delegation der FLGym auf den Weg in die Türkei. Denn im Anschluss an die Kunstturn-Europameisterschaft der Herren folgt in Mersin direkt die EM der Damen, und auch hier will man im luxemburgischen Lager – nach dem Finaleinzug und dem 15. Platz im Mehrkampf von Junior Brandenburger – am liebsten für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Dafür kann die FLGym nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder auf ein kleines, aber dennoch komplettes Team zählen, das um den Einzug ins Mannschaftsfinale der Seniors kämpfen wird. Mit Chiara Castellucci (Union Düdelingen), Céleste Mordenti (Gym Bonneweg) und Lola Schleich (Espérance Esch) wird am heutigen Donnerstag in der Qualifikation ein Trio für Luxemburg im Einsatz sein. Zur Erklärung: Im Kunstturnen besteht ein Team aus mindestens drei, maximal aus fünf Turnerinnen. An jedem Gerät dürfen sich vier Athleten präsentieren, die drei besten Resultate fließen schließlich in die Teamwertung ein. Die FLGym stellt somit in Mersin das Minimum an Turnerinnen und so werden alle drei Luxemburgerinnen den kompletten Mehrkampf absolvieren müssen. „Für uns bedeutet dies, dass wir uns keine Patzer leisten dürfen“, betont Nationaltrainer Piotr Kopczynski, der sich dennoch optimistisch gibt: „Es wird nicht einfach, aber wir wollen ins Finale einziehen.“ Die sechs besten Teams dürfen am Samstag dann noch einmal antreten, außerdem finden am Sonntag noch die Gerätefinals statt, ein Mehrkampffinale steht unterdessen in diesem Jahr nicht auf dem Programm der Seniors-EM.

Ein Manko an Erfahrung

Größte Schwachstelle der jungen Delegation ist sicherlich die Erfahrung. Während Céleste Mordenti 2019 ihren Durchbruch hatte und gleich bei drei großen internationalen Wettkämpfen – Europameisterschaft, Europaspiele und Weltmeisterschaft – antreten durfte, wird der Wettbewerb in Mersin für Chiara Castellucci und Lola Schleich die erste EM im Seniors-Bereich sein. „Andere Nationen treten mit Turnerinnen an, die schon bei Olympischen Spielen dabei waren, in diesem Bereich sind sie uns demnach schon überlegen“, erklärt der Nationaltrainer. Dennoch bewies vor allem Mordenti im letzten Jahr immer wieder, dass sie in Wettkampfsituationen starke Nerven besitzt und ihre Übungen souverän ohne große Wackler durchturnen kann. „Was Entschlossenheit, Ruhe und Erfahrung betrifft, ist sie für die beiden anderen schon ein gewisses Vorbild. Sie zeigt ihnen, wie es geht.“ Bei ihrem bisher letzten Wettbewerb, dem Christmas Gym Cup 2019, schaffte die 17-Jährige sogar ein Flugelement am Stufenbarren, etwas, das inzwischen in ihren Übungen fest verankert ist. „Ihr Podiumstraining lief auch einwandfrei“, erklärt Kopczynski das so wichtige Abschlusstraining in der Wettkampfarena.

Auch Castellucci schaffte es am Ende des vergangenen Jahres, immer mehr Stabilität in ihre Programme zu bekommen, wobei ihr bei ihrem letzten Wettkampf auch erstmals ein Doppelsalto am Boden gelang. Bei ihr sowie der Jüngsten im Bunde des Trios, Lola Schleich, die sich in ihrem ersten Jahr bei den Seniors befindet, schlichen sich beim Podiumstraining aber noch einige Fehler, besonders am Boden und Schwebebalken, ein. „Hier zeigt sich einfach die fehlende Erfahrung“, bemerkt Kopczynski, der gestern mit den Mädchen bei den normalen Trainingseinheiten noch an einigen kleinen Details feilen wollte. 

Die Vorbereitung verlief unterdessen alles andere als optimal. Eigentlich sollte die EM bereits im April in Paris stattfinden, im Sommer wurde der Wettkampf dann nach Baku verlegt, um schlussendlich doch in der Türkei stattzufinden. „Die Vorbereitung lief bei uns ja eigentlich das komplette Jahr, was schon etwas kompliziert war.“ Zudem wurde Mordenti zwischendurch positiv auf das Coronavirus getestet, wie der Trainer erzählt: „Das warf nicht nur sie, sondern auch alle anderen zurück. Zudem konnte sie danach ja auch nicht wieder direkt wie vorher ins Training einsteigen.“ Dennoch ist für die jungen Turnerinnen wichtig, überhaupt im Jahr 2020 noch einen Wettbewerb bestreiten zu dürfen, und so hat man sich bei der FLGym, im Gegensatz zu vielen anderen Nationen, besonders aus Westeuropa, dazu entschieden, in Mersin an den Start zu gehen.

Heute um 14.45 Uhr werden Castellucci, Mordenti und Schleich in der Qualifikation in der zweiten Subdivision antreten und wer weiß, vielleicht steht das Trio am Samstag noch einmal auf der Matte. Dabei dürfte besonders die starke Platzierung von Brandenburger in der letzten Woche für einen extra Motivationsschub sorgen: „Dennoch sollte man einen Wettkampf bei den Junioren nicht mit dem bei den Seniors vergleichen, Letztgenannter ist um einiges schwieriger, weil sich hier einfach die geballte Erfahrung tummelt“, betont Piotr Kopczynski zum Abschluss.

Die luxemburgische Delegation in Mersin (v.l.n.r.): Piotr Kopczynski (Trainer), Lola Schleich, Chiara Castellucci, Céleste Mordenti und Domenica Camardella (Assistenz-Trainerin)
Die luxemburgische Delegation in Mersin (v.l.n.r.): Piotr Kopczynski (Trainer), Lola Schleich, Chiara Castellucci, Céleste Mordenti und Domenica Camardella (Assistenz-Trainerin) Foto: FLGym