Nations LeagueNach dem 2:1-Sieg gegen Montenegro: „Meng Kolleege ware paff“

Nations League / Nach dem 2:1-Sieg gegen Montenegro: „Meng Kolleege ware paff“
Ein Kollektiv: Nicht nur auf dem Platz sind die Luxemburger Nationalspieler eine Einheit Foto: Ben Majerus/sportspress.lu

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Gestern kurz vor 15.00 Uhr betraten die „Roten Löwen“ auf Findel wieder luxemburgischen Boden. Als Sieger und Tabellenführer. Auf die 23 Spieler und den Trainerstab wartete nach dem 2:1-Erfolg am Mittwochabend gegen Montenegro ein Glückwunschmarathon. Die Eroberung der Spitzenposition in der Gruppe 1 hat aber auch gezeigt, dass es bei der FLF-Auswahl nicht nur einen Plan A gibt.

In sechs Tagen wird Paul Philipp 70 Jahre alt. Das, was er am Mittwochabend in der montenegrinischen Hauptstadt Montenegro erlebte, hat er in seiner seit 1966 andauernden Karriere als Spieler, Trainer und FLF-Präsident noch nicht erlebt. Luxemburg steht erstmals kurz vor Schluss eines kontinentalen Wettbewerbs auf dem ersten Platz seiner Gruppe. „Es ist ein wunderbares Gefühl. Wir genießen die Momentaufnahme. Wir sind nicht der Favorit auf den Gruppensieg, sollten uns aber auch nicht kleiner machen als wir sind“, sagte Philipp mit Blick auf die beiden entscheidenden Nations-League-Spiele im November gegen Zypern und Aserbaidschan. Gewinnt die FLF-Auswahl beide Spiele, steigt sie in die Division B auf und nimmt an den Play-offs um den Gewinn der Division C teil.

Besonders freute sich der FLF-Präsident über die vielen Glückwünsche aus dem Ausland – auch wenn er die meisten davon noch nicht gelesen hat. Philipp schaut nämlich eher selten auf sein Handy. Ganz anders die Spieler, die sich nach dem 2:1-Sieg nicht mehr vor Textnachrichten retten konnten. „Ich habe zwischen 300 und 400 Messages bekommen“, freute sich Torschütze Edvin Muratovic.

Die Partie wurde nicht nur in Luxemburg und Montenegro, sondern auch in anderen europäischen Ländern übertragen. „’Meng Kolleegen aus der Belge ware paff.’ Nicht über den Sieg, sondern über die Art und Weise. Solche Erfolge tun unserem Image sehr gut“, erklärte Philipp.

Für Nationaltrainer Luc Holtz war es „taktisch die perfekte Partie“, für Philipp der Beweis, dass die „Roten Löwen“ nicht nur einer Spielphilosophie folgen: „Die Partien gegen Zypern und Montenegro haben gezeigt, dass es einen Plan B gibt. Die anderen Mannschaften analysieren uns ja auch und haben gesehen, dass wir eine sehr starke Tendenz haben, den Ball hinten sauber herauszuspielen und viel Ballbesitz zu haben. Deshalb war es umso wichtiger, auch mal mit langen Bällen zu spielen und auf schnelles Umschaltspiel zu setzen.“

Muratovic, der Shootingstar

Ein Puzzleteil von Plan B war vorgestern Edvin Muratovic. Der 23-jährige Stürmer des F91 Düdelingen spielte bis vor Kurzem eigentlich keine große Rolle in den Überlegungen von Holtz. Erst am Dienstag vor einer Woche gegen Liechtenstein (1:2) feierte er sein Debüt in der Nationalmannschaft. Ausgerechnet in Podgorica, wo seine Familie herkommt, stand Muratovic in der Startelf und traf zum wichtigen 1:1 kurz vor der Pause. „Die sogenannten Experten haben wahrscheinlich gedacht, dass ich verrückt geworden bin, Edvin Muratovic und Aldin Skenderovic von Beginn an zu bringen. Aber ich wurde in meinen Entscheidungen bestätigt“, sagte Luc Holtz nach Spielende in der Pressekonferenz.

Muratovic und Skenderovic brachten die physische Präsenz mit, die sich der Nationaltrainer für diese Partie gewünscht hatte. „Er ist ein typischer Mittelstürmer, der sich auf dieser Position wohlfühlt, weil er sich gerne am Gegner aufreibt. Edvin Muratovic ist definitiv ein Spieler für die Zukunft“, urteilt Philipp.

Der Neuling konnte am Ende zusammen mit Danel Sinani das 2:1 bejubeln. Beide kennen sich bereits seit über acht Jahren. „Wir wissen, wie wir uns auf dem Platz zusammen verhalten müssen“, sagt der F91-Angreifer. Für Muratovic war das Spiel in Montenegro etwas Besonderes. Noch vor einigen Jahren liebäugelte er mit einem Wechsel zu genau diesem Verband. „Ich wurde einmal zu einem Trainingslager eingeladen und wollte mir das anschauen. Aber eigentlich habe ich mich immer mehr zu Luxemburg hingezogen gefühlt. Hier bin ich aufgewachsen, das ist meine Heimat.“

Der gebürtige Escher verpasste es dann auch nicht, sein Tor gebührend zu feiern. „Vor dem Spiel habe ich mir die Frage gestellt, ob ich bei einem Treffer aus Respekt vor der Heimat meiner Eltern nicht jubeln soll. Als das Tor fiel, musste ich meine Freude jedoch herauslassen“, sagt Muratovic, der in der 41. Minute den Ausgleich erzeilte. Davor und danach gab es einige herzhafte Duelle mit Atletico-Star Stefan Savic. „Wir haben ein paar Worte ausgetauscht. Aber wir haben uns respektiert. Es hat gutgetan, sich mit einem solchen Spieler zu messen und zu sehen, dass ich auf dem Niveau mithalten kann.“

Ein paar Spuren haben diese Zweikämpfe allerdings auch hinterlassen. Während die anderen Nationalspieler in Richtung Russland, Ukraine, Belgien oder Deutschland weiterreisten, führt Muratovics erster Weg heute zum Physiotherapeuten: „Mein ganzer Körper schmerzt.“ Danach geht es weiter zum Training des F91 Düdelingen, wo seine Teamkollegen Pizza für die ganze Mannschaft eingefordert haben. „Sie haben in unserer WhatsApp-Gruppe richtig Druck gemacht. Aber die Runde gebe ich mit Freude aus.“

In einem Monat treffen sich die Nationalspieler wieder, um das Testspiel gegen Österreich (11.11.) und die beiden entscheidenden Nations-League-Partien gegen Zypern (14.11.) und Aserbaidschan (17.11.) vorzubereiten. Mit relativ hoher Wahscheinlichkeit wird dann auch wieder Muratovic zum Aufgebot gehören. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Wir haben eine goldene Generation. Wir sind jung und haben Qualität. Mit uns ist Luxemburg in den nächsten zehn bis 15 Jahren in guten Händen. Und deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass wir die Tabellenführung auch bis zum Schluss verteidigen können.“

Barreiro doch nicht gesperrt

Nach dem Montenegro-Spiel gingen Nationaltrainer Luc Holtz und die Verantwortlichen der FLF davon aus, dass Leandro Barreiro im Auswärtsspiel gegen Zypern (14.11.) wegen einer zweiten Gelben Karte im laufenden Wettbewerb fehlen würde. Die Erinnerungen hatten den Luxemburgern jedoch einen Streich gespielt. Barreiro selbst bestätigte später, dass er bisher nur einmal verwarnt wurde und deshalb Holtz auch im wichtigen Spiel in Zypern zur Verfügung stehen wird. Fehlen wird allerdings Olivier Thill nach seiner Roten Karte in der Nachspielzeit. Christopher Martins – der zurzeit eine Ruhepause nach einer Adduktorenverletzung einlegt – sollte auch wieder mit von der Partie sein. Das Gleiche gilt für die beiden Abwehrspieler Vahid Selimovic und Enes Mahmutovic. Ob Maxime Chanot zu den beiden letzten Spielen anreisen wird, steht noch nicht fest. del

Edvin Muratovic hat seine Berufung mit einem Tor und einer starken Leistung mehr als gerechtfertigt
Edvin Muratovic hat seine Berufung mit einem Tor und einer starken Leistung mehr als gerechtfertigt Foto: Ben Majerus/sportspress.lu