Als „LuxemBURN“ den „Swagger“ grillteMit Humor und Häme – wie die Amerikaner auf Pompeos Luxemburg-Absage reagieren 

Als „LuxemBURN“ den „Swagger“ grillte / Mit Humor und Häme – wie die Amerikaner auf Pompeos Luxemburg-Absage reagieren 
Popularitätsschub bei Trump-Gegnern: Luxemburg-Banner auf CNN Screenshot

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Am Ende sagte Pompeo seine ganze letzte Auslandsreise ab. Erst war nur Luxemburg als Ziel gestrichen worden – wegen Asselborns Aussagen über Trump. Wer jetzt wen nicht empfangen bzw. besuchen wollte, bleibt unklar. Als gesichert kann aber der Popularitätsschub für Luxemburg unter Amerikas Linken gelten.

Wenn das alles stimmt, was die Amerikaner so auf Twitter kommentieren, sollte sich Luxemburgs Tourismusbranche warm anziehen. Wie viele andere ruft US-Regisseurin Julie Cohen an diesem 12. Januar Luxemburg als erste Nach-Covid-Reisedestination aus. Selfies vor dem Außenministerium im Mansfeld-Gebäude dürften dann auf der To-do-Liste der US-Touristen stehen. Die offene Schadenfreude über die kolportierte Ausladung ihres Außenministers durch den Luxemburger Außenminister, wie es die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend meldete, war nicht mehr zu übersehen – obwohl es aus Luxemburg heißt, Pompeo habe abgesagt.

John Harwood, CNN-Korrespondent für das Weiße Haus, twitterte die Reuters-Meldung am Dienstag  – am Mittwochmorgen stand sein Tweet bei rund 28.000 Retweets und mehr als 110.000 Likes. So etwas kann eine kleine Lawine lostreten.

Neben einer Menge Lob für Luxemburg gab es natürlich auch viel Häme für Pompeo. Vergangene Woche hatte sich der US-Außenminister auf Twitter selbst als „Swagger“ bezeichnet und sich in einem Thread die Definition des Wortes eigens neu zusammengelegt. Es auf Deutsch zu übersetzen, fällt schwer – beschreibt aber wohl breitbeiniges, arrogantes Auftreten, was Pompeo sich und seinem Ministerium (laut Pompeo: „Department of Swagger“) als Selbstbewusstsein ans Revers heftete.

Wenn der „Swagger“ dann von Luxemburg ausgeladen wird bzw. nicht kommt, weil ihm die Worte von Jean Asselborn über seinen Chef Donald Trump nicht passen, ist es nicht mehr weit bis zum „LuxemBURN“ – der Interpretation, dass Luxemburg da gerade Pompeo und damit auch Trumps USA „gegrillt“ hatte.

Dass es aus Luxemburg heißt, Pompeo sei nicht ausgeladen worden, spielt da schon keine Rolle mehr, die Symbolik ist einfach zu willkommen: Das winzige Luxemburg will den US-Außenminister nicht empfangen – ein trefflicheres Bild für das Ende von Trumps und Pompeos Amtszeit hätten sich Amerikas Linke nicht selber ausmalen können.

Im Spaß ging nur Jeffrey Goldberg weiter, seines Zeichens Chefredakteur beim The Atlantic, einer Medieninstitution in den USA. Goldberg sah den Moment gekommen für Luxemburg, den USA den Krieg zu erklären. Nicht im Kopf hatte Goldberg dabei die eherne Regel der Luxemburger Diplomatie, Weltmächte nicht anzugreifen. Den offensichtlichen Grund dafür wurde bereits Jean-Claude Juncker nie müde zu wiederholen: Wir haben einfach keinen Platz für die ganzen Kriegsgefangenen!

Juncker hat sein Bonmot auch noch als EU-Kommissionspräsident zum Besten gegeben. So etwa 2017 bei einer Rede, als Luxemburgs ehemaliger Premier aber die Nerven Russlands besänftigen wollte: „Ich habe Putin immer wieder gesagt: Wieso hat Luxemburg Russland noch nie angegriffen? Er hat das auch nicht verstanden. Ich habe es ihm erklärt. Wir haben nicht Raum genug, um die Gefangenen unterzubringen, deshalb haben wir darauf verzichtet.“

Der amerikanische Journalist Ben Jacobs erinnerte nicht nur Pompeo an die Spuren, die Luxemburg auch so schon in den USA hinterlassen hat – zumindest im Nordosten von Iowa, wo noch Nachfahren von Luxemburger Auswanderern leben. Und schließlich gibt es in dem US-Bundesstaat, in dem vor Präsidentschaftswahlen immer die ersten Vorwahlen stattfinden, auch noch ein Städtchen mit dem schönen Namen „Luxemburg“.

Der in Luxemburg geborene Journalist Philipp Crowther, hauptsächlich für Associated Press und France 24 im Weißen Haus und sonst quer durch die USA unterwegs, hierzulande bekannt für seine häufigen Erklärungen auf RTL oder im Radio 100,7, ordnete den Tag für Luxemburg schließlich aus US-Sicht ein. Ein „Banner Day for Luxembourg“ sei das gewesen, schrieb Crowther auf Twitter. Ein großartiger Tag demnach mit enormer Medienpräsenz. Oder wie es auf gut Luxemburgisch wohl heißen würde: Nation Branding.

Jeanchen
14. Januar 2021 - 9.29

Alles politischer lamentabeler und armseliger Kindergarten.