KunsteckeMinimalismus und Barock als Ausdrucksform

Kunstecke / Minimalismus und Barock als Ausdrucksform
„Beyond the Medici“ im MNHA

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Die von uns für November angesagten Highlights haben gehalten, was man von ihnen erwarten konnte. Am Sonntag gehen CAL-Salon und LAW zu Ende, die wegen der Pandemie diesmal kein rauschendes Kunstfest auf Limpertsberg feiern konnten, vielmehr nahm man in 3D und/oder in eng „getimter“ Visite das präsentierte Angebot zur Kenntnis. Nicht so in Esch/Alzette, wo die Vereinigung Cueva ihre „In-situ“-Expo mit Beiträgen von mehr als 100 Künstlern noch bis in den Dezember hinein an Wochenenden aufrechterhalten darf.

Selbst wenn es nächste Woche zu weiteren einschränkenden sanitären Maßnahmen im Rahmen der Corona-Bekämpfung kommen sollte, dürfte diese Manifestation zugänglich bleiben, denn begehbare Kulturereignisse, wo die Besucher mobil bleiben, sollen – dem Vernehmen nach – für Publikum zugänglich bleiben. Kurzum: Auch Museen bleiben geöffnet.

Fazit: Wer Sinn für feinfühlige Kunst hat, dem empfiehlt sich ein Besuch im Geschichts- und Kunstmuseum (MNHA) im Stadtkern. Mit „Beyond the Medici“ hat das Museum eine Ausstellung über florentinische Barockkunst an Land gezogen, Gemälde aus der Haukohl-Sammlung, die nach diversen Etappen in Deutschland nun auch in Luxemburg zu sehen sind. Wer die von den berühmten Medici ab dem 15. Jahrhundert in Florenz geförderte Kunst bereits vor Ort gesehen hat, dem kommen nicht nur Erinnerungen an Künstler und andere Persönlichkeiten, sondern auch ein bisschen Urlaubsstimmung zurück, wobei diese Ausstellung es vor allem erlaubt, feine Barockkunst zu genießen und sich mit der dort in verschiedenen Perioden herrschenden Maltechnik und Ausdrucksweise anzufreunden. Diese einzigartige Schau ist noch bis Ende Februar 2021 im MNHA zu sehen.

Eine Kunst der anderen, der zeitgenössischen Art ist im Mudam auf Kirchberg zu erleben. Mit dem „Work in Progress“ der aus Wiesbaden stammenden Charlotte Posenenske (1930-1985) wird nicht nur das Lebenswerk einer talentierten Künstlerin gewürdigt, sondern vor allem ihr Beitrag zum skulpturalen Minimalismus deutlich in den Vordergrund gerückt. Faszinierend ist, wie die Kommissare der Ausstellung gemeinsam mit den für die szenische Gestaltung Verantwortlichen gleich mehrere Räume und die imposante Eingangshalle mit einzelnen monumentalen Werken der Künstlerin vereinnahmen, dies stets im Einklang mit dem gewünschten „kollektiven Prozess“, der sich „zusammensetzt aus den Absichten des Künstlers, dem Prozess der Fabrikation sowie dem Zusammenbau der Elemente durch das Publikum“. Posenenske nannte die Besucher „Konsumenten“. Sie versuchte, die gesellschaftlichen Zusammenhänge in ihr Werk einzuflechten, dies in der „unruhigen Zeit des Mai 1968“, einem Moment, den bekanntlich so manche Künstler auf ihre Art verinnerlichten.

Die Schau reicht von frühen Werken über ihre gediegenen Spachtelarbeiten bis hin zu den eindrucksvollen „plastischen Bildern“, den geknickten knallig gefärbten Reliefs und selbstredend ihren berüchtigten Vierkantrohren aus galvanisiertem Stahlblech, die gerne mit Rohren für Klimaanlagen verglichen werden, sowie ihre stehenden Drehflügel, deren Fertigung eine sorgsame zeichnerische Vorbereitung vorausging. Gerade diese Skizzen, um nicht zu sagen Pläne, zeugen von dem bereits angesprochenen Arbeitsprozess. Andere Ausstellungen runden das recht anspruchsvolle aktuelle Programm des Mudam ab. Nach den alle Jahre wieder organisierten Kunsthöhepunkten kann man nun die Kraft in der Ruhe der Museen suchen.