Ski AlpinLuxemburger Matthieu Osch startet in die Saison und will Olympia-Ticket lösen

Ski Alpin / Luxemburger Matthieu Osch startet in die Saison und will Olympia-Ticket lösen
Nach seiner Teilnahme bei Olympia 2018 in Pyeongchang will Matthieu Osch auch 2022 in Tokio starten  Archivbild: Dimitar Dilkoff/AFP

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Für den luxemburgischen Skiprofi Matthieu Osch beginnt an diesem Wochenende im italienischen Pfelders die Saison. Die Vorbereitung auf die kommenden Wettbewerbe verlief suboptimal: Durch seine Grundausbildung zum Sportsoldaten verpasste der 21-Jährige einige Trainingseinheiten im Schnee. Im Gespräch mit dem Tageblatt lässt der in Innsbruck lebende Sportler die vergangenen Monate Revue passieren – und klärt über die Situation in Österreich auf. 

Es sind etwas mehr als 50.000 Blicke, die der österreichische Skiprofi Marcel Hirscher in diesem Moment auf sich zieht. Hirscher, so etwas wie ein Volksheld in seinem Land, steht am Start des Nachtslaloms von Schladming. Mit dem Start des Österreichers entsteht ein tosender Lärm, am Streckenrand werden bengalische Feuer gezündet und die Menschenmasse am Rande der Piste taucht ab in ein rot-weiß-rotes Fahnenmeer. Hirscher wird von der Menge getragen, pulverisiert die Bestzeit und gewinnt am Ende – der Rest ist Freude, Jubel, pures österreichisches Glück. Willkommen im Ski-verrückten Austria. 

Nur einige Momente bevor Hirscher seinen Sieg auf der Planai im letzten Jahr einfuhr, startete auch der Luxemburger Matthieu Osch in Schladming. Am 29.1.2019 schied er im ersten Durchgang aus, durfte aber die besondere Magie des Skisports in Österreich aufsaugen. Die Tradition des Skisports erlebt der Luxemburger seit 2016 hautnah. Osch verband Sport und Schule im Skigymnasium Saalfelden, machte dort seinen Abschluss und lebt seit letztem Jahr am Fuß des des Bergisels, der Skisprungschanze in Innsbruck. 

Wie in vielen anderen Sportarten auch werden in diesem Jahr andere Bilder den alpinen Sport prägen. Während das Weltcuprennen am Kulm abgesagt wurde, soll Schladming ohne Zuschauer stattfinden. Es ist eine veränderte Situation für die Sportler in Österreich, aber auch für die Bevölkerung. Nicht nur, dass sie ihre Idole an der Piste nicht anfeuern können, sondern auch, dass ihr liebstes Hobby, das Skifahren, ausbleibt. Die Pisten, die Hotels, die Stadt, all das wirke leer, erklärt Osch. „Zu dieser Zeit sind die Hotels und die Pisten gefüllt. Durch den harten Lockdown, der in Österreich ausgesprochen wurde, wirkt die Stadt wie tot.“ 

Musterung zum Sportsoldaten

Gerade die Regionen Salzburg, Vorarlberg und Tirol seien extrem vom Winter-Tourismus abhängig, erklärt der Luxemburger. Momentan besteht zumindest noch die Hoffnung, dass die Hotels über die Weihnachtstage öffnen dürfen. Anders als die österreichischen Hobbysportler hat Osch das Glück, auf die Piste zu dürfen. Sportler haben ein Sonderrecht zum Trainieren. Das hat der Luxemburger genutzt, um sich auf die Saison vorzubereiten. Doch die Vorbereitung auf die kommenden Rennen verlief nicht ganz optimal. 

Der 21-jährige Skiprofi beendete seine letzte Saison bereits frühzeitig. Am 13. März war in Val Thorens (F) Schluss, die restlichen Rennen wurden aufgrund des Coronavirus abgesagt. Der Olympia-Teilnahmer von 2018 fuhr nach Luxemburg und verbrachte dort die Quarantäne. Ende Mai ging es für ihn dann zum Militär, Mitte September schloss er seine Grundausbildung zum Sportsoldaten bei der luxemburgischen Armee ab. „Ich habe deswegen verspätet mit der Vorbereitung auf diese Saison begonnen“, sagt Osch. Physisch habe er sich fit halten können, Schneetraining gab es erst Ende September. „Es gibt vor allem technisch einiges nachzuholen.“

Gute Bedingungen fand Osch bei seinen Trainings im September und Oktober vor, in den letzten Tagen fehlte es an Schnee. „Es ist anstrengend, auf den Gletschern zu trainieren. Das Training findet dort immer über 3.000 Meter statt und die Anreise ist lang. Ende dieser Woche soll ein Meter Neuschnee fallen. Wir hoffen, dass die Skigebiete dann langsam wieder öffnen können.“ Am kommenden Wochenende stehen im italienischen Pfelders die ersten Wettkämpfe für ihn an. Am Freitag startet er bei dem FIS-Rennen im Slalom, Samstag steht der Riesenslalom auf dem Programm. „Es wird interessant zu sehen sein, wie alles wegen des Coronavirus abläuft. In Österreich benötigt man, um an einem Rennen teilzunehmen einen negativen PCR-Test und eine FFP2-Maske. In Italien wissen wir aber noch nicht genau, was auf uns zukommt. Momentan ist alles kompliziert. Die Wettbewerbe können auch kurz vorher abgesagt werden. Man muss einfach Tag für Tag schauen.“ 

Materialwechsel

Trotz der ganzen Fragezeichen will sich Osch auf das Sportliche konzentrieren. Auch wenn die Vorbereitung suboptimal verlief, fühle er sich aktuell auf den Skiern in einer guten Verfassung. Als Ziel für diese Saison hat er sich die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022 in Peking gesetzt. Die vorgeschriebene Norm des „Comité olympique et sportif luxembourgeois“ wurde noch nicht herausgegeben, das sollte in den kommenden Tagen aber geschehen. Ab Januar 2021 hat er dann die Chance, das Ticket für die Winterspiele in China zu lösen. Druck macht er sich hingegen keinen. „Wenn es in dieser Saison nicht funktioniert, bleibt mir immer noch nächste Saison. Dann werde ich bis Januar 2022 Zeit haben.“ 

Bei der Mission Peking 2022 soll ihm sein neuer Ausrüster helfen. Nachdem Osch bereits im Winter des letzten Jahres sein Material wechselte, stieg er im Oktober dieses Jahres auf die Marke Kästle um. Blütezeit des österreichischen Skiherstellers waren die 50er- und 80er-Jahre, als der siebenfache Weltmeister Toni Sailer und später auch Olympiasieger Pirmin Zurbriggen diesen Ski fuhren. 1999/2000 verschwand die Marke, seit letzter Saison wird sie aber auch wieder im Weltcup genutzt. „Ich habe den Ski ausprobiert und ein sehr positives Gefühl gehabt. Mit meinem Trainer habe ich mich für den Wechsel entschieden. Ich habe einige Kollegen, die auch diesen Ski fahren und sehr zufrieden sind.“ Trotz des Coronavirus ist in den letzten Monaten bei Matthieu Osch also einiges passiert – morgen wird er dann zum ersten Mal sehen, wie sich alle Umstände auf der Piste ausgewirkt haben. 

Landesmeisterschaften für alpine Sportler und Langläufer verschoben

Das Coronavirus bereitet auch der „Fédération luxembourgeoise de ski“ einige Sorgenfalten. Bis vor einem Monat konnte der nationale Verband noch Trainingseinheiten für die alpinen Sportler in der Skihalle in Amneville (F) anbieten, nun ist aber auch diese geschlossen. Am vergangenen Dienstag entschloss sich der Verband außerdem dazu, die nationalen Meisterschaften in Adelboden zu verschieben. Die Lasel, die bei der Organisationen traditionellerweise beteiligt ist, hat bereits vor einem Monat dem Verband seine Absage mitgeteilt. Präsident Jean Leyder möchte nun versuchen, die Landesmeisterschaften für die alpinen Sportler Ende März zu organisieren. Sollte das nicht klappen, könnte Plan C greifen: Dieser könnte eine Organisation der Wettbewerbe in einer der nahegelegenen Skihallen in Amneville, Landgraaf (NL) oder Peer (B) ermöglichen. Ebenfalls wurden die Landesmeisterschaften der Langläufer vorerst verschoben. Diese könnten möglicherweise Anfang März in Leutasch (AUT) nachgeholt werden. Die Landesmeisterschaften der Snowboarder sind für dieses Jahr hingegen komplett abgesagt. (pg)

Vergangene Woche gab es am Kaunertaler Gletscher nicht viel Schnee – dafür aber ein schönes Panorama, das Osch aber wohl auch nicht viel weiterhilft
Vergangene Woche gab es am Kaunertaler Gletscher nicht viel Schnee – dafür aber ein schönes Panorama, das Osch aber wohl auch nicht viel weiterhilft Foto: Privat

Laurent
3. Dezember 2020 - 12.54

Ma de gëff dem Günther e schéine Bonjour! ;-)