Firma will im All auftanken

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Das Unternehmen SIS will Satelliten auftanken – im All. Der erste Kunde ist das Luxemburger Satelliten-Unternehmen SES.

Ein Satellit hat eine Lebensspanne von rund 15 Jahren. Danach ist Schluss. Meistens ist der Tank leer und der Himmelskörper kann sich nicht mehr auf seiner Umlaufbahn halten. Oft ist der künstliche Erdtrabant aber noch gut in Schuss und sein Ende kommt viel zu früh.

Anders als es bei Autos der Fall ist, kann der Besitzer dann aber nicht einfach an einer Tankstelle vorbeifahren und volltanken. Der Betreiber muss dann den Satelliten abschreiben, den Bau eines neuen in Auftrag geben – und den dann ebenfalls für viel Geld ins All schicken.

Erste außerirdische Tankstelle

Doch das könnte sich schon bald ändern. Die neugegründete „Space Infrastructure Services“ (SIS) will in Zukunft der erste außerirdische Tankwart werden. Der Wartungssatellit wird vom kalifornischen Hersteller SSL gebaut, der auch viele Satelliten des Luxemburger Unternehmens SES zusammenschraubt. Ein entsprechender 228 Millionen Dollar Vertrag wurde schon unterschrieben.

SES konnte schon als erster privater Kunde gewonnen werden. „Die Wartung von Satelliten auf ihrer Umlaufbahn wird für die kommende Generation von Kommunikationssatelliten unentbehrlich werden“, erklärt Martin Halliwell, Technologie-Spezialist bei SES. „Wir freuen uns, bei dieser Mission, die uns in die Lage versetzt mehr aus unseren Satelliten herauszuholen, beteiligt zu sein.“

Die Tanke kommt zum Satelliten

Anders als es auf der Erde der Fall ist, wird aber keine fixe Tankstelle im Weltraum gebaut werden, zu der sich die Satelliten hinbewegen müssen. Statt dessen gibt es eine „mobile Tanke“ – eine Art Raumschiff, das zu den Satelliten fliegt. Das erklärt Carlo Tommasini, Vizepräsident für die Flottentechnik bei SES.

„Der Betreiber wird die Weltraumtankstelle an die Position des Satelliten bringen“, sagt Tommasini. „Dort dockt sie sich für etwa neun Tage an den Satelliten an.“ Der Während der Satellit weiter arbeitet, fährt der Roboterarm der Weltraumtanke – automatisch oder ferngesteuert – aus und arbeitet sich zu den Kraftstoffventilen vor.

Raumschiff tankt und repariert

„Wenn die Operation abgeschlossen ist, dockt der Roboter wieder ab und der Satellit kann über die ursprünglich geplante 15-Jahresfrist in Betrieb bleiben“, erklärt Tommasini. Genauso wie es bei irdischen Tankstellen der Fall ist, kann das Raumschiff von SIS nicht nur volltanken, sondern auch kleinere Reparaturarbeiten verrichten. Denkbar ist auch, dass einzelne Bauteile des Satelliten durch modernere ersetzt werden.

Eine weitere mögliche Anwendung des Roboterarms: Satelliten werden auf der Erde nur vorgefertigt und erst im Weltraum zusammengesetzt. So kann auf den Trägerraketen Platz gespart werden – und größere Satelliten auf ihre Umlaufbahn gebracht werden.

Entscheidender Schritt für die Menschheit

Doch diese Entwicklung ist nur ein erster Schritt. „Das Auftanken im Weltraum und die Reparatur von Raumfahrzeugen ist ein entscheidender Schritt der Menschheit in Richtung neuer Grenzen“, sagt Ray Conley, Manager bei FTL, einem Kapitalgeber aus dem Silicon Valley, der das Projekt finanziell unterstützt.

Der zweite Schritt wird wohl die Herstellung von Kraftstoff außerhalb der Erdatmosphäre sein. Denn: Um ein Kilogramm Masse in die Schwerelosigkeit zu befördern entstehen Kosten in Höhe von 10.000 Euro. Auch in diesem Bereich sind Forschritte möglich. Und das könnte die Kosten für die Raumfahrt weiter senken.

Dies hört sich nach Zukunftsmusik an. Doch die Zukunft mag näher liegen als man denkt. „Der Start des Wartungsraumfahrzeuges ist für das Jahr 2021 geplant“, sagt Carlo Tommasini. „Ich hoffe, das wird auch das Jahr sein, in dem der erste SES-Satellit von dieser neuen Technik profitieren kann.“ Welcher der 62 SES-Satelliten als erstes aufgetankt werden wird, konnte er aber bisher noch nicht sagen.

Weitere Informationen über die neue Weltraumtankstelle finden sie in der heutigen Printausgabe vom Tageblatt