Nations LeagueLuxemburg will seine letzte Chance gegen Aserbaidschan ergreifen

Nations League / Luxemburg will seine letzte Chance gegen Aserbaidschan ergreifen
Danel Sinani (r.) und Co. haben die Niederlage in Nikosia gut verkraftet. Heute wollten die „Roten Löwen“ ihre letzte Karte ausspielen. Foto: sportspress.lu/Jeff Lahr

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Nein, der Traum ist noch nicht ganz geplatzt. Geht es nach den Regeln des Fußballs, ist heute Abend alles möglich. Das zumindest ist die Einstellung der Luxemburger Nationalauswahl, die gegen Aserbaidschan ihre letzte Chance auf den Aufstieg in die Liga B ergreifen will – und auf die Mithilfe Zyperns hofft. Insgesamt sind die Vorzeichen nicht die besten, doch das hat in der Vergangenheit nicht unbedingt den Ausschlag gegeben.

Fußball kann grausam sein. Nicht wegen seiner anfechtbaren Schiedsrichterentscheidungen und auch nicht wegen Verletzungspech oder Corona-Einschränkungen. Die FLF-Auswahl musste ihre Leaderposition zum zweiten Mal in zwei Jahren am fünften Spieltag der Nations League abgeben und kann nichts anderes mehr tun, als diese Kampagne mit weiteren Punkten abzuschließen und zu hoffen, dass es irgendwie reichen wird (siehe Kasten). „Wir sind einzig auf unser Spiel fokussiert. Wir brauchen nicht zu überlegen, sondern müssen einfach einen Dreier einfahren. Das werden wir versuchen“, schickte Nationaltrainer Luc Holtz gestern voraus. 

Die Mission Gruppensieg gestaltet sich allerdings nicht nur angesichts des zyprischen Einflusses kompliziert. „Die Situation ist nicht rosig. Aber daran sind wir gewohnt“, formulierte es der 51-Jährige. „Ja, ich mache mir wirklich Sorgen deswegen.“ Neben seinen Profis Olivier Thill (gesperrt), Maxime Chanot (Reisebeschränkungen), Tim Hall (Corona) und den verletzten Christopher Martins und Dave Turpel fehlen Holtz heute Abend um 20.45 Uhr auch seine beiden gesperrten Abwehrspieler Dirk Carlson und Vahid Selimovic.

Aber es kam im Laufe der vergangenen Stunden noch dicker: „Das Problem ist, dass nicht nur Leandro Barreiro angeschlagen ist. Wir haben mehrere Sorgenkinder. Einige am Samstag verletzt, bei anderen haben sich Probleme verschlimmert.“ Dann machte der Coach seine besorgniserregende Auflistung: Hinter einem Einsatz von Kapitän Laurent Jans, Mica Pinto, Aldin Skenderovic und eben Barreiro standen laut Aussagen des Trainers am Montagmittag noch große Fragezeichen. „Wie es genau um die einzelnen Spieler steht, kann ich noch nicht genau sagen, das können wir erst nach dem Abschlusstraining einschätzen.“ Bei den 13 Spielern, die gegen Zypern im Einsatz waren, stand bis gestern Abend wegen der anstrengenden Rückreise nur Erholung auf der Tagesordnung.

Dass die Stammspieler in Nikosia an ihre Leistungsgrenzen gehen mussten, wird auch die heutige Begegnung beeinflussen: „Ich habe jedem in der Pause gesagt, dass er in Unterzahl zehn Prozent mehr geben müsse. Aufgrund der unterschiedlichen Statistiken bezüglich der Laufsituationen wurde dies bestätigt. Es gibt ein paar, die sehr viel Einsatz reingesteckt haben. Das trägt natürlich zu der Müdigkeit bei.“

Denkbar wäre, dass sich der Übungsleiter für das Gespann Enes Mahmutovic-Lars Gerson in der Innenverteidigung entscheidet. Viele personelle Möglichkeiten hat er ohnehin nicht. Auf weitere Nominierungen hat der Coach trotzdem bewusst verzichtet. Da die FLF-Auswahl allerdings aus einer ganzen Reihe an vielseitigen Spielern besteht, kommen eigentlich mehrere unterschiedliche Optionen infrage. Alles hängt davon ab, wie viele verletzungsbedingte Ausfälle es in den nächsten Stunden zu beklagen gibt. Muss Jans passen, fällt die Wahl wohl auf Marvin Martins als Rechtsverteidiger. Kann neben Linksverteidiger Carlson auch Pinto nicht eingesetzt werden, wird es deutlich brenzliger. 

Holtz rechnet mit Rodrigues-Kritikern ab

Einer, der sich großes Lob vom Trainer abholte, war der F91-Stümer Edvin Muratovic. „Seinen Platz in der Startelf hatte er sich verdient. Dass er am Samstag etwas weniger explosiv war, lag daran, dass er jetzt drei Wochen pausieren musste.“ Mit den 53 Minuten in Nikosia kam demnach etwas Rhythmus hinzu, der heute sicherlich nicht verkehrt ist. Denn Holtz verriet auch, dass es möglicherweise auf altbekannte Tugenden und Philosophien ankommen würde – wie man sie beispielsweise aus der Ära Joachim oder Turpel kennt. Ein tiefer Block mit einem Mann an der Front, der die starke aserbaidschanische Abwehr durchbrechen soll. „Vielleicht werden wir die komplette Organisation ändern, um über das Umschaltspiel unsere Chance zu ergreifen. Wenn wir mit einer Spitze agieren und einen Mann brauchen, der auch mit dem Rücken zum Tor gefährlich sein kann und viel in Bewegung ist, dann ist er zurzeit wohl der richtige Mann.“

Wesentlich emotionaler reagierte der Coach bei der Personalie Gerson Rodrigues. Man merkte Holtz an, wie sehr ihn die Kritik an seinem Champions-League-Spieler ärgerte. „Jeder darf seine Meinung über die Leistung haben. Am Samstag kam der Rechtsverteidiger nicht zum Zug. Ich verurteile jegliche persönlichen Kommentare über diesen Jungen. Da ist wohl auch viel Eifersucht im Spiel. Gerson hatte es in seinem Leben nicht leicht. Dass er heute auf diesem Niveau angekommen ist, verdankt er nur sich selbst. Er hat ein riesiges Herz. Daher kann ich mir vorstellen, dass diese persönlichen Kommentare ihn treffen. Dabei hat es niemanden zu interessieren, ob er ein Schiff oder was auch immer besitzt. Ich wünsche mir, dass man ihn unterstützt und respektiert.“

Auch der Gegner, Nummer 114 der Welt, hat personelle Sorgen. So fehlt den Azeris mit Badavi Hüseynov ihr  Abwehrchef wegen einer Sperre. Der Qarabag-Profi dürfte den F91-Fans ein Begriff sein – und nicht die allerbesten Erinnerungen an das Stade Josy Barthel und seine Drohnen-Katastrophe haben. „Sie haben fast keine Gegentore zugelassen“, sagte Holtz. „Sie sind defensiv schwer zu knacken, aber wir müssen das Loch finden.“ Damit wäre der erste Schritt gemacht. Alles andere hat die FLF-Auswahl ohnehin nicht mehr in den eigenen Händen.

Die möglichen Szenarien

Luxemburg wird Gruppensieger: Der Aufstieg in die Liga B ist beschlossene Sache, wenn Luxemburg gegen Aserbaidschan gewinnt und Montenegro nur einen oder keinen Punkt gegen Zypern holt. 
Der direkte Vergleich: Holt die FLF-Auswahl heute Abend einen Zähler, Montenegro aber nicht (jeweils beide 10 Punkte) – dann übernehmen die „Roten Löwen“ die Tabellenspitze wieder aufgrund des direkten Vergleichs. 
Luxemburg bleibt in Liga C: Wenn Montenegro heute Abend gegen Zypern gewinnt, kann die Luxemburger Elf nichts mehr ausrichten.