Medienbericht„Louise Michel“: Straßenkünstler Banksy finanziert Schiff zur Seenotrettung im Mittelmeer

Medienbericht / „Louise Michel“: Straßenkünstler Banksy finanziert Schiff zur Seenotrettung im Mittelmeer
Im Vergleich mit Schiffen wie der Sea Watch 4 ist die Louise Michel zwar kleiner, dafür aber schneller – so hoffen die Aktivisten, der sogenannten libyschen Küstenwache zuvorzukommen  Foto: AFP/Jose Jordan

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Der britische Straßenkünstler Banksy hat ein Boot finanziert, um Flüchtlinge zu retten, die versuchen, aus Nordafrika nach Europa zu gelangen, wie der „Guardian“ verraten kann.

Am 18. August verließ die Louise Michel im Geheimen die Hafenstadt Burriana bei Valencia. Das ehemalige Schiff der französischen Zollbehörden wurde dort auf seine neue Mission vorbereitet – das Aufspüren und Retten von Menschen in Not im Mittelmeer. Benannt nach einer französischen Feministin und Anarchistin, der ebenfalls eine Straße in Luxemburg-Stadt gewidmet ist, ziert die Louise auch ein aufgespraytes Kunstwerk. Das Graffiti zeigt ein kleines Mädchen mit einer Schwimmweste, das eine Rettungsboje in Herzform wie einen Luftballon aufsteigen lässt – wer es erschaffen hat, wird sofort klar: Banksy.

Wie der britische Guardian exklusiv berichtet, hat der weltbekannte Straßenkünstler nicht nur das Bild zur Mission der Louise Michel beigetragen. Vielmehr hat Banksy das Schiff finanziert, wie Pia Klemp, die ehemalige Kapitänin mehrerer NGO-Boote, die in den letzten Jahren Tausende von Menschen gerettet haben, dem Guardian erzählt.

Alles begann mit einer E-Mail

Demnach habe Klemp im Herbst 2019 eine E-Mail bekommen, die sie erst für einen Scherz hielt. In dieser bot Banksy ihr seine Unterstützung an. In einigen seiner Werke habe er sich mit der Flüchtlingskrise auseinandergesetzt, es sei klar, dass er die Erlöse daraus nicht behalten könne – ob sie mit dem Geld nicht ein neues Schiff kaufen oder herrichten könne. Klemp glaubt, dass sie von Banksy aufgrund ihrer politischen Haltung ausgewählt wurde. „Ich sehe die Seenotrettung nicht als eine humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes“, sagte sie dem Guardian.

Seit einer guten Woche nun ist die Louise Michel unterwegs und befindet sich inzwischen im zentralen Mittelmeer, wo die Crew am Donnerstag 89 Menschen in Not gerettet hat, darunter 14 Frauen und vier Kinder. Sie sei nun auf der Suche nach einem sicheren Seehafen, um die Passagiere von Bord oder auf ein Schiff der europäischen Küstenwache zu bringen.

Die zehn Besatzungsmitglieder der Louise Michel haben unterschiedliche Hintergründe und verfügen alle über eine langjährige Erfahrung in Such- und Rettungsaktionen. Alle identifizierten sich dem Guardian zufolge als antirassistische und antifaschistische Aktivisten, die für einen radikalen politischen Wandel eintreten. Da es sich um ein feministisches Projekt handelt, ist es nur weiblichen Besatzungsmitgliedern gestattet, im Namen der Louise Michel zu sprechen.

Schneller als andere Schiffe

Die 31 Meter lange Motoryacht segelt unter deutscher Flagge, ist kleiner, aber wesentlich schneller als andere NGO-Rettungsschiffe. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 27 Knoten könne die Louise Michel „hoffentlich die sogenannte libysche Küstenwache überholen, bevor sie auf Boote mit Flüchtlingen und Migranten gelangt und diese in die Internierungslager in Libyen zurückzieht“, sagte Klemp gegenüber der britischen Zeitung.

Nicht staatliche Seenotretter kritisieren seit langem die massenhafte Rückkehr von Migranten nach Libyen durch die libysche Küstenwache in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten. Internationale Organisationen haben die libysche Küstenwache beschuldigt, Menschen auf See zu misshandeln oder sie an Milizen in libyschen Häfen zu verkaufen, nachdem sie sie abgefangen haben.

Der Internationalen Organisation für Migration zufolge wurden in diesem Jahr bisher mehr als 7.600 Migranten abgefangen und in das kriegsversehrte Libyen zurückgebracht. Die Menschenrechtslage für Migranten in Libyen ist katastrophal. Oft in informellen Lagern untergebracht, werden sie systematisch Opfer von Folter und Vergewaltigung.

CESHA
29. August 2020 - 8.42

Ich finde, Künstler sollten sich aus solchen Aktivitäten heraushalten oder ihr Engagement zumindest nicht für PR-Zwecke öffentlich machen. Mag sein, dass sie bei manchen Menschen dadurch Pluspunkte sammeln, bei anderen Fans aber machen sie sich dadurch eher unbeliebt

Danielle
27. August 2020 - 20.51

Bravo Banksy! Leit wéi dech brauche mir méi!