RadsportLeader oder Edelhelfer: Welchen Status Jungels in den verschiedenen Teams besitzen würde

Radsport / Leader oder Edelhelfer: Welchen Status Jungels in den verschiedenen Teams besitzen würde
Noch ist ungeklärt, für welche Mannschaft Jungels in der nächsten Saison fährt – und welche Rolle er einnehmen wird.  Archivbild: Jeff Lahr/Tageblatt

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Bob Jungels‘ Zukunft ist weiterhin ungeklärt. Noch immer spekulieren die Medien über die Zukunft des Luxemburgers, dessen Vertrag bei Deceuninck-Quick Step am Ende dieses Jahres ausläuft und noch immer nicht verlängert wurde. Zuletzt kamen Gerüchte auf, dass sich die französische Mannschaft Ag2r La Mondiale um die Dienste des 27-Jährigen bemüht. Sicher ist: Bei den Mannschaften, die zuletzt mit Jungels’ Namen in Verbindung gebracht wurden, würde er unterschiedliche Rollen einnehmen. 

Die Gerüchteküche um die Zukunft von Bob Jungels (Deceuninck-Quick Step) brodelt weiter. Nachdem Teammanager Patrick Lefevere im Trainingslager in Val di Fassa (I), das seit über eine Woche beendet ist, angekündigt hatte, Gespräche mit Jungels zu führen, kamen keine Neuigkeiten aus dem Lager der belgischen Mannschaft – Jungels möchte sich erst auf die Tour de France konzentrieren, bis er eine Entscheidung fällt oder veröffentlicht. Verschiedene Medien berichteten bereits über einen möglichen Wechsel zu Israel Start-Up Nation oder Ineos, doch zuletzt spekulierte die französische Zeitung Le Dauphiné Libéré über einen möglichen Wechsel zu Ag2r La Mondiale. Dort könnte Jungels nicht nur Teamkollege von Ben Gastauer werden, der seinen Vertrag am Dienstag um ein Jahr bis 2021 verlängert hat, sondern auch eine ganze neue Rolle einnehmen. Die verschiedenen Mannschaften bieten ihm zumindest sportlich verschiedene Angebote – und machen Platz für interessante Gedankenspiele. 

Deceuninck-Quick Step: Alles beim Alten
Sicher ist, dass Patrick Lefevere seine Mannschaft nach einer chaotischen Saison zusammenhalten möchte – aber nicht um jeden Preis. Für Bob Jungels werde der Belgier seine Hosen nicht herunterlassen, erklärte er der belgischen Zeitung Wielerflits. Bis auf den Luxemburger haben alle Fahrer des Teams ihren Vertrag verlängert. Das bedeutet auch, dass sich das Mannschaftsgefüge nicht ändern wird und die Rollen nahezu unverändert bleiben werden. 

Im Gespräch mit dem Tageblatt verriet Jungels im Januar dieses Jahres: „Ich bin nun 27 Jahre alt und an einem Punkt angekommen, an dem ich sagen muss, dass ich selbst ein gutes Resultat einfahren möchte.“ Doch die Konkurrenz im „Wolfpack“ ist groß – Jungels muss sich erst mal Team-intern durchsetzen, um dann auf Siege bei den Klassikern fahren zu dürfen. Dass Jungels dies kann, bewies er mit seinen Siegen bei Kuurne-Brüsse-Kuurne und Liège-Bastogne-Liège. „Wir sind so breit aufgestellt, dass wir zwei Mannschaften an den Start schicken könnten“, sagte Jungels im Trainingslager zu Beginn dieses Jahres.

Bei Grand Tours wird Jungels weiterhin keine Unterstützung seines Teams bekommen, wenn es um eine gute Platzierung im Gesamtklassement geht. Auch nach seiner Niederlage beim Giro 2019 spielt Jungels weiterhin mit dem Gedanken, das Gesamtklassement bei einer Grand Tour anzuvisieren. Beim Giro 2016 wurde er 6., 2017 8. und bei der Tour 2018 wurde er Elfter – ohne Unterstützung seiner Mannschaft. „Ich mag Herausforderungen und arbeite gerne an mir. Es wäre zu einfach, zu sagen, dass die großen Rundfahrten nichts für mich sind, weil ich zu schwer bin“, erklärte Jungels im Januar. 

Ag2r La Mondiale: Ein Trio für die Klassiker? 
Dass Romain Bardet und Pierre Latour die Mannschaft in Richtung Team Sunweb und Total Direct Energie verlassen, scheint bereits beschlossen. Das berichtete die französische Zeitung L’Equipe. Mit deren Abgängen klafft ein großes Loch im Kader von Vincent Lavenu, das er schließen muss. Doch sollte Bardet das Team verlassen, könnte Jungels größere Freiheiten genießen. Ag2r La Mondiale muss als französische Mannschaft bei der Tour de France präsent sein – doch nicht mehr im Gesamtklassement. Vor einem Monat sagte Lavenu in einem Interview mit Le Dauphiné Libéré, dass es die Mannschaft nicht mehr störe, im Gesamtklassement nicht vertreten zu sein. Ag2r La Mondiale will für nächste Saison seine Philosophie ändern. Dann gehe es darum, „große Rennen zu gewinnen“, erklärte der Teammanager. 

„Jungels passt perfekt in das Profil von Ag2r“, erklärt Valentin Jacquemet, der die Mannschaft seit einigen Jahren für die Zeitung Le Dauphiné Libéré verfolgt. „Mit einem möglichen Trio Oliver Naesen, Greg van Avermaet und Jungels wäre die Mannschaft bei den Klassikern sicherlich eine der stärksten. Während sie die Resultate einfahren, können sich die jungen Fahrer außerdem in Ruhe weiterentwickeln.“ Naesen verlängerte seinen Vertrag kürzlich bis 2023, neben Jungels steht auch Van Avermaet auf der Wunschliste von Ag2r. 

Ineos: Helfer bei den Grand-Tours – Leader bei den Klassikern?  
Mit dem Tour-Sieger des letzten Jahres, Egan Bernal, dem Tour-Sieger von 2018, Geraint Thomas, dem Neuzugang sowie letztjährigen Giro-Sieger Richard Carapaz und Pavel Sivakov ist Ineos für jede große Rundfahrt gewappnet. Jungels würde in einer Grand Tour als Helfer fungieren – doch Chancen auf eine Leaderrolle könnte sich der Luxemburger bei den Klassikern ausrechnen. Mit Luke Rowe hat Ineos einen Mann, der bei Klassikern vorne mitfahren kann – für ganz vorne reichte es aber noch nie. 2016 wurde er 5. bei der Flandern-Rundfahrt, 2017 3. bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Ian Stannard hingegen konnte schon zweimal den Omloop Het Nieuwsblad für sich entscheiden, bei Paris-Roubaix 2016 wurde er Dritter. Der 33-Jährige hat seinen auslaufenden Vertrag bei Ineos noch nicht verlängert – genau wie Michal Kwiatkowski. Die Liste der Erfolge des Polen ist länger: 2015 gewann er das Amstel Gold Race, 2014 und 2017 Strade Bianche sowie Mailand-Sanremo 2017. 

Israel Start-Up Nation: Ein Team um Froome herum
Würde sich Jungels für einen Wechsel zum israelischen Team entscheiden, wäre er bei den großen Rundfahrten sicherlich der Edelhelfer für Chris Froome. Das Team, das 2015 gegründet wurde und bis 2019 Israel Cycling Academy hieß, hat bislang nur am Giro 2019 teilgenommen. Doch zu dieser Saison hat sich die Mannschaft mit viel Erfahrung ausgestattet: Alleine mit den Neuzgängen André Greipel (17 Teilnahmen an Grand Tours), Dan Martin (14), Daniel Navarro (19) hat die Mannschaft die Erfahrung von 50 großen Rundfahrten dazugewonnen. Mit Chris Froome wird nun ein Leader in die Mannschaft stoßen, der Potenzial hat, die Tour de France zu gewinnen – auch noch im nächsten Jahr. Dafür braucht er allerdings eine Mannschaft um sich herum – Jungels wäre neben Martin ein Edelhelfer für den Briten. 

Auch Nils Politt hat das Team in dieser Saison verstärkt. Der Deutsche sollte die Farben seines Teams bei den Klassikern in den Fokus stellen. Elf Mal nahm er an Klassikern teil, bei Paris-Roubaix wurde der 26-Jährige 2019 Zweiter, bei der Flandern-Rundfahrt dann Fünfter. Laut dem Online-Portal VeloNews ist Politt auf dem Absprung und soll am Ende der Saison zu Bora-hansgrohe wechseln – eine Chance für Jungels, sich den Platz des Leaders bei den Klassikern zu sichern. 

Sportlich bieten sich Jungels Perspektiven. Wo viele Fragen sind, ist eine Sache jedoch sicher: Der Luxemburger wird auch in der nächsten Saison bei einer starken Mannschaft fahren. Und wer weiß: Vielleicht hat die Gerüchteküche nächste Woche schon ein ganz anderes Rezept parat.