„Kontrolliert wachsen“

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Die Gemeinde Roeser liegt im Grüngürtel der Stadt Luxemburg. Felder, Wälder und Wiesen prägen die Ortschaften Berchem, Biwingen, Crauthem, Peppingen, Kockelscheuer und Roeser selbst. Eine Lebensqualität, die es zu erhalten gilt. Bürgermeister Tom Jungen ist sich der Herausforderungen, die auf seine Gemeinde zukommen, bewusst.

Seit 1981, als Roeser noch eine Majorzgemeinde war, sind die Sozialisten hier federführend. Daran änderte sich auch nichts, als die Gemeinde 1999 zum Proporzsystem wechselte.

Bürgermeister Tom Jungen (LSAP)

Vieles geleistet

Dass es bei den kommenden Wahlen zu einem Verlust der absoluten Mehrheit kommen könnte, ist dem jungen Bürgermeister Tom Jungen (35) bewusst. Er hatte das Amt am 1. Januar 2008 von dem allseits geschätzten Arthur Sinner übernommen. Der fehlt auf der aktuellen Liste der Sozialisten, genauso wie die nicht minder beliebte Schöffin Pierrette Ferro-Ruckert, die am 9. Oktober nicht mehr antreten wird. Doch Tom Jungen ist dennoch zuversichtlich. Schließlich habe seine Partei den größten Teil dessen, was sie sich zu Beginn der Legislaturperiode vorgenommen hatte, auch durchsetzen können.

Da sei zunächst einmal die Verbesserung der Auffangsstrukturen, um eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben zu gewährleisten. So wurde in Roeser gegenüber dem Gemeindehaus eine „Maison relais“ eingerichtet, die eine ganzjährige Betreuung der Kinder auch außerhalb der Schulzeiten ermöglicht. Parallel wurde im Januar 2011 in Berchem eine weitere „Maison relais“ eröffnet.

Eine weitere Realisierung ist der Ausbau und die Moderinsierung des Crauthemer Schul- und Sportzentrums. Hier wurde die Sporthalle im Laufe der Jahre komplett renoviert. Durch den Umbau konnten auch zusätzliche Räumlichkeiten für die Schule geschaffen werden. Auch die Mediathek wurde von der Kapazität her verdoppelt, um der großen Nachfrage gerecht werden zu können. In Berchem, wo die Schule um eine Annexe erweitert wurde, wird ebenfalls eine solche Mediathek entstehen. Im kommenden Jahr wird die Annexe weiter ausgebaut, um dem kurz- bis mittelfristigen Bedarf an Schulraum gerecht zu werden.

Der dritte Schwerpunkt lag auf der Modernisierung der Infrastruktur, so u.a. der Anschluss der ganzen Ortschaft Kockelscheuer ans Erdgasnetz, wobei gleichzeitig auch die Wasserleitungen erneuert wurden. Etliche weitere Straßen in den Gemeindeorten wurden ebenfalls ans Erdgasnetz angeschlossen und der Hauptort Roeser vollständig an die Bettemburger Kläranlage. In der kommenden Legislaturperiode sollen auch Biwingen und Kockelscheuer an die Kläranlage angeschlossen werden. Zu den weiteren Errungenschaften in den vergangenen sechs Jahren zählt u.a. die Einführung des Pedibus, der zu einer schulmedizinisch bestätigten Verbesserung der Gesundheit der Kinder führte. Für die kommende Legislaturperiode sieht einer der Schwerpunkte das Einrichten eines Schulcampus Biwingen-Berchem vor. Hier wird die bestehende Infrastruktur ausgebaut, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Dazu zählt auch der Bau einer zweiten Sporthalle, die dann hauptsächlich von den Schulen genutzt wird, und einer weiteren „Maison relais“, damit jedes Kind in den Genuss der Ganztagsbetreuung kommen kann.

Eine zweite große Baustelle, so Tom Jungen, sei der neue PAG (genereller Bebauungsplan), den man eigentlich bereits über die Bühne hätte bringen können, was jedoch durch das prozedurale Hickhack seitens der Regierung nicht möglich gewesen sei. In Anbetracht der aktuellen Wohnungssituation in Luxemburg und der Lage der Gemeinde Roeser sei ein Wachstum unausbleiblich. Doch man wolle, um die Lebensqualität zu erhalten, ein kontrolliertes, ertragbares Wachstum, so Jungen. Was das umstrittene Projekt des Fußballstadions und Einkaufszentrums in Liwingen angeht, so sieht die LSAP eine Reihe von Vorteilen für die Gemeinde, vor allem, was die Gewerbesteuer angeht. Aber neben den positiven Aspekten ignoriere man nicht, dass zuvor eine Reihe von Fragen zu klären sind: Verkehrsaufkommen, Lärm, Wasserproblematik. Denn die Erhaltung der Lebensqualität genieße Vorrang. Um aber Antworten auf diese Fragen zu bekommen, müsse das Dossier vorangetrieben werden. Ohne eine breite Zustimmung der Bevölkerung werde das Projekt nicht realisiert.

Die finanzielle Lage der Gemeinde sei angespannt, aber innerhalb der letzten Legislaturperiode seien 30,5 Millionen Euro investiert worden und dennoch habe man die Gemeindeschuld um rund anderthalb Millionen Euro reduzieren und einen Reservefonds in gleicher Höhe anlegen können.