EditorialKönig Fußball und sein Kampf um Akzeptanz

Editorial / König Fußball und sein Kampf um Akzeptanz
Der BGL Ligue stehen möglicherweise unruhige Tage bevor Foto: Gerry Schmit

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Unzählige obligatorische Corona-Tests, Reisen in einer „Bubble“ und Kontaktverbote: ein Aufwand, der für die Profifußballer der Luxemburger Nationalmannschaft während der Nations League Routine war, beim „Normalbürger“ oder dem verängstigten Restaurantbetreiber aber möglicherweise auf wenig Verständnis stößt. Während der 40-Stunden-Büroangestellte nach dem engen Kontakt mit einer positiv getesteten Person eine Quarantäne absitzen muss, durfte die FLF-Elf am Dienstag zum Nations-League-Gruppenspiel gegen Aserbaidschan antreten. Eigentlich der beste Weg, sich in Bezug auf die Akzeptanz bei der überarbeiteten Nachtschwester das eigene Grab zu schaufeln.

Die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der BGL Ligue an diesem Wochenende sind allerdings andere. Von den rund 400 Fußballern der höchsten nationalen Liga verdienen 60 bis 70 ihr Geld mit dem Sport, die meisten andern ein ordentliches Taschengeld. Es ist zu diesem Zeitpunkt schwer vorauszusehen, wie hoch die Infektionszahlen am Samstag und Sonntag in den Vereinen sind – und welche der acht Begegnungen tatsächlich ausgetragen werden können.

Eine Testpflicht gibt es im Vorfeld der Meisterschaftsspiele in der höchsten Liga nicht – das würde den Fußballverband in der sanitären Krise nur noch zusätzlich angreifbar machen: Dafür sind die Labore derzeit zu ausgelastet.

Tatsache ist aber auch, dass sich die FLF-Vereine in dieser sanitären Krise keinen Fauxpas erlauben dürfen: Sollte ein nationales Fußballspiel in den nächsten Wochen als Cluster ausgemacht werden, würde die gesellschaftliche Wahrnehmung des Sports darunter leiden. Auf den Schultern der Klubverantwortlichen lastet in ungewissen Zeiten die Aufgabe, dafür zu sorgen, mit dem Spielbetrieb ein Stück Normalität in den Alltag einkehren zu lassen. Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB und der UEFA, erklärte seit Sommer in seinen Thesen, dass die Dauer der engen Kontakte so kurz ist, dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann (dfb.de). Andererseits müssen Präsidenten, Trainer, Spieler und Freiwillige mit dem ständigen Druck leben, möglicherweise wegen eines Virus-Ausbruchs in der Kabine, auf der Arbeit oder innerhalb der Familie angeprangert zu werden.

Aber weshalb der ganze Aufwand, um die Meisterschaft weiterlaufen zu lassen? Bei Luxemburger Verhältnissen geht es nicht um TV-Millionen wie in der Bundesliga, sondern um Europapokalteilnahmen und Meistertitel für die Sportler. Genauso handelt es sich um eine willkommene Ablenkung in Zeiten, für die es keine Anleitung oder perfektes Krisenmanagement geben kann. In Luxemburg steht König Fußball ein harter Kampf um seine Daseinsberechtigung in Corona-Zeiten bevor. Fakt ist aber, dass es vonseiten der Regierung grünes Licht für erste Ligen gegeben hat – und diese auch von diesem Recht Gebrauch machen können, solange es für sie vertretbar ist. 

Observer
20. November 2020 - 12.16

In den Fussballvereinen sind die schlimmsten Spreader am Ball.

sofia
20. November 2020 - 11.26

Nur Fußballfans glauben es sei 'König', wir anderen sind der Meinung, dass es bloß Unterschichtenamusemang ist.