„Keine große Überraschung“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

„Nicht überrascht“ zeigten sich die meisten Gäste am Sonntagabend auf Kirchberg. Das 1.700 Quadratmeter große Zelt bot Platz für 1.500 Gäste.

Mit der ersten Hochrechnung gegen 19 Uhr füllte sich das Wahlzelt langsam, aber sicher. Gespannt, aber gelassen verfolgten die meisten Gäste die Bildschirme mit den Ergebnissen.
„Für mich ist das Ergebnis keine Überraschung“, sagte Georges Lentz, „administrateur délégué“ von Bofferding. „Wir hatten in den letzten fünf Jahren einen guten Wirtschaftsminister und ich hoffe, dass wir ihn behalten können.“
„Heute ist der Tag der Politiker“, meinte Michel Wurth, der als Präsident der „Union des entreprises luxembourgeoises“ (UEL) zugegen war. „Wahrscheinlich wird die Regierung bestätigt, was zeigt, dass sie gut in der Krise reagiert hat.“ Trotzdem werde die Krise nicht spurlos an Luxemburg vorbeiziehen und daher würden jetzt strukturelle Reformen benötigt. „Wenn man das gelbe Trikot in der sozialen Absicherung hält, muss man es auch in der Wettbewerbsfähigkeit haben“, so Wurth. Vor allem die Inflation müsse niedrig bleiben. Die UEL habe der scheidenden Regierung einen Plan mit 109 Vorschlägen vorgelegt und stehe auch der nächsten Regierung zur Verfügung. „Eine gute Ausbildung ist besonders wichtig“, so Wurth. „Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass in Luxemburg 400.000 Menschen arbeiten, aber nur 200.000 davon wahlberechtigt sind.“
Statec-Direktor Serge Allegrezza hatte sich in seiner Prognose geirrt: „Die Wirtschaftslehre besagt, dass Regierungen in Krisenzeiten Stimmen verlieren und die Opposition zulegt.“ Das sei aber in Luxemburg nicht eingetroffen.
Luxemburg sei pragmatisch ausgerichtet. „Wir brauchen eine soziale Kohäsion, um die schwierigen Zeiten zu überleben.“
In dieselbe Kerbe schlägt Pit Hentgen, Generaldirektor und Präsident der Versicherungsgesellschaft „La Luxembourgeoise“: „In schwierigen Zeiten ist eine große Koalition notwendig, damit die Gewerkschaften dahinterstehen. Das dürfte jetzt möglich sein.“ Es sei besonders in Krisenzeiten wichtig, dass es keine große Schwankung gebe. „Das hätte zu Problemen geführt,“ ist Hentgen überzeugt. Für ihn gibt es nur eine Überraschung beim Ausgang der Wahlen: Dass die CSV gestärkt wurde und die ADR in dem Maße verlor.
Mit dieser Feststellung stand er nicht alleine da: „Ich hatte damit gerechnet, dass die ADR zulegt“, sagt Henri Hilgert, der Gründer von „Miwwel&Kichechef“. „Das zeigt, dass die Menschen sich in Krisen an die großen Parteien halten.“
Dieser Meinung ist auch Olivier Mores, der für die Kommunikation bei den P&T verantwortlich ist: „In der Krise gehen die Menschen auf Nummer sicher. Das zeugt auch von einem guten Krisenmanagement der Regierung.“ Das habe eine große psychologische Rolle gespielt. Dennoch sei er erstaunt, dass Jean-Claude Juncker noch zulegen konnte.
Fernand Grulms, Direktor der Promotionsagentur „Luxembourg for Finance“, teilt diese Analyse: „Die Wähler haben die Arbeit der Regierung gewürdigt und haben sicher gewählt.“ Überrascht habe ihn das Ergebnis der ADR.
David Arendt, Finanzdirektor der Cargolux, ist „ein bisschen enttäuscht, dass die CSV als großer Gewinner hervorgeht“. Er hatte sich ein besseres Ergebnis der anderen Parteien erhofft. „Es ist jedoch wichtig, dass Jeannot Krecké Wirtschaftsminister bleibt“, so Arendt. Er habe viel bewirkt und es fertiggebracht, viele Menschen zu mobilisieren.
Jeannot Krecké wurde auch als Sportminister gelobt: „Er ist ein guter Minister und ich hoffe, dass er das auch bleibt“, meint Marc Theisen, Präsident des COSL. „Ich hatte damit gerechnet, dass CSV und LSAP als Gewinner aus den Wahlen gehen.“
Paul Junck von „Ernst & Young“ zeigt sich überrascht über das Resultat der Oppositionsparteien: „Trotz offensiver Wahlkampagnen haben sowohl die ADR als auch die DP Stimmen eingebüßt.“ Daran sehe man auch die Qualität der im Vorfeld durchgeführten Umfragen.
Vom Ergebnis der DP überrascht war auch Carlo Thill, Chef der BGL: „Es erstaunt mich aber nicht, dass die CSV noch gewonnen hat. Die Menschen wollen kein Risiko eingehen und setzen in schwierigen Zeiten auf Sicherheit.“ Daher sei die eine Regierungspartei gestärkt und die andere bestätigt worden.
Robert Dennewald, Präsident des Industriellenverbandes Fedil, erklärt sich das Ergebnis ebenfalls durch die Krise: „Die Luxemburger wollen sich nicht auf ein Abenteuer einlassen“, meint er. Beide Regierungsparteien hätten ein gutes Ergebnis erzielt. Die Fedil erwarte sich jetzt strukturelle Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern: „Die Zeit der Analysen ist jetzt vorbei, jetzt müssen Taten folgen.“ Überrascht habe ihn der Wahlausgang nicht. Aber: „Ich hätte nicht gedacht, dass er so geprägt sei.“ AL 

 

Editpress-Gruppe präsentiertsich mit eigenem Stand 
 
Die Editpress-Gruppe war am gestrigen Wahlabend im Zelt bei RTL auf Kirchberg mit einem eigenen Stand vertreten.
Dies kam auf Initiative von RTL zustande, das die drei großen Mediengruppen
Luxemburgs für das Großereignis unter einem Dach
zusammenführen wollte.
„Wir wollen uns hier als Mediengruppe präsentieren, mit all unseren Zeitungen und mit unserer Internet-Redaktion“, so die stellvertretende Generaldirektorin von Editpress, Danièle Fonck.
Extra für den Wahlabend hatte die Editpress-Gruppe denn auch eine Sonderausgabe herausgebracht,
welche die Redaktionen der verschiedenen Zeitungen der Gruppe und die Internet-Redaktion vorstellt.
„Diese Sonderausgabe ist nicht als eine Aktualitätszeitung gedacht“, so Danièle Fonck weiter, „sondern als ein bleibendes Dokument für alle Interessierten.“
Im Laufe des Wahlabends fanden sich noch etliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Luxemburg am Editpress-Stand ein.
Auch viele Botschafterinnen und Botschafter statteten dem Editpress-Stand einen Besuch ab.