FinanzplatzKein einfaches Jahr für Investmentfonds

Finanzplatz / Kein einfaches Jahr für Investmentfonds
Auch für die erfolgsverwöhnte Luxemburger Investmentfondsbranche ist 2020 ein schwieriges Jahr Foto: Editpress/Anne Lommel

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Ende Oktober 2020 verwaltete der luxemburgische Investmentfondssektor die gewaltige Summe von 4.675 Milliarden Euro. Doch so gewaltig die Summe auch ist, es ist leicht weniger als in Vormonat und auch leicht weniger als zu Jahresbeginn.

Der weltweite Vertrieb von Investmentfonds ist seit vielen Jahren eine Erfolgsgeschichte für den Luxemburger Finanzplatz. Innerhalb der letzten zehn Jahre wurde das von dem Sektor verwaltete Geldvolumen praktisch verdoppelt. 2009 lag die Summe der investierten Gelder noch weit unter 2.000 Milliarden Euro (1.526,6 Milliarden). Die 3.000-Milliarden-Marke wurde 2014 überschritten – die 4.000-Milliarden-Marke nur drei Jahre später.

Der Sektor ist ein gewichtiger Bestandteil der Luxemburger Wirtschaft. Ein kleiner Bestandteil der riesigen Summe bleibt als Bearbeitungsgebühren und Steuern im Lande. Die Branche beschäftigt einige Tausend Mitarbeiter im Großherzogtum und zahlte allein im vergangenen Jahr deutlich mehr als eine Milliarde Euro an Steuern.

Noch im Januar 2020 hatte das Volumen der von Luxemburger Fonds verwalteten Gelder, mit 4.789,8 Milliarden Euro, ein neues historisches Allzeithoch erreicht. Fast 600 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor. Dann kam Corona. In den Monaten Februar und März schrumpfte diese Summe heftig. Erst um 121,1 Milliarden Euro, dann um satte 518,8 Milliarden Euro. Dazu beigetragen hatten sowohl Investoren, die Gelder abgezogen haben, als auch an den Märkten erzielte Wertverluste.

Hoffen auf November

Schnell drehten die Zahlen jedoch wieder ins Positive. Noch während des Lockdowns im April begannen Investoren, wieder mehr Geld in Luxemburger Fonds anzulegen, als anzuziehen. Auch an den Märkten wurden wieder Gewinne mit dem Geld der Anleger erwirtschaftet. Vor allem Ersteres ist wichtig für die Branche, da es zeigt, dass das Anlagevehikel Investmentfonds weiterhin attraktiv für die Kunden ist. Der Sektor hat sich als widerstandsfähig gezeigt.

Mit etwas Glück kann der Sektor hoffen, dass das Kursfeuerwerk im November an den Börsen (als Freude über die kommenden Corona-Impfstoffe) dazu beitragen wird, das Volumen der Gelder wieder in die Höhe zu treiben. Ende Oktober lag es noch 115 Milliarden Euro unter dem Rekordhoch von Januar.

Aber nicht nur das Geldvolumen in den Fonds spielt eine Rolle. Für die Beschäftigung am Finanzplatz ist der Indikator „Zahl der Fonds“ das wichtigere Kriterium. Im Schnitt heißt es, dass jeder Fonds rund drei Jobs im Land schafft. Die schlechte Neuigkeit: In den paar Jahren ist die Zahl der Fonds geschrumpft. Während es Ende September 2016 derer insgesamt 4.175 in Luxemburg gab, waren es Ende Januar 2017 nur noch 4.126. Im Januar 2020 waren es 3.719 Fonds. Bis Oktober 2020 schrumpfte ihre Anzahl noch weiter: auf 3.636.

Das Großherzogtum ist der zweitwichtigste Fondsstandort weltweit – nach den USA. Was Fonds angeht, die grenzüberschreitend verkauft werden, ist Luxemburg die Nummer eins. Etwa 8,9 Prozent aller Gelder, die weltweit in Fonds angelegt werden, werden in Luxemburger Fonds investiert. Das ist deutlich mehr als in die Fonds anderer, größerer Länder: Deutschland hat 4,5 Prozent Weltmarktanteil, Frankreich 3,8 Prozent. Doch der Wettbewerb ist hart: Vor fünf Jahren hielt Luxemburg noch einen weltweiten Marktanteil von 9,4 Prozent.