BogenschießenJeff Henckels darf nach Tokio: Die dritten Olympischen Spiele für den 36-Jährigen

Bogenschießen / Jeff Henckels darf nach Tokio: Die dritten Olympischen Spiele für den 36-Jährigen
Jeff Henckels wird nach 2004 und 2012 seine dritten Olympischen Spiele bestreiten Archivbild: Jerry Gerard

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Das Zittern hat sich gelohnt: Bogenschütze Jeff Henckels rutscht über die am Montag veröffentlichte Weltrangliste nach und erhält doch noch den ersehnten Startplatz für Olympia in Tokio. Die luxemburgische Delegation wächst somit auf zehn Sportler, die sicher in Japan (23. Juli-8. August) dabei sein werden.

Nachdem es für Bogenschütze Jeff Henckels in den vergangenen Wochen immer wieder ganz knapp nicht gereicht hatte, kam am Montag die erhoffte Meldung des Weltverbandes World Archery: Da die Fidschi-Inseln zurückgezogen haben und keinen Schützen nach Tokio schicken werden, erhält Luxemburg über das Nachrückverfahren, bei dem die aktuelle Weltrangliste berücksichtigt wird, doch noch einen Quotenplatz für die Olympischen Sommerspiele. 

Es war eine letzte Mini-Chance, die nach dem enttäuschenden Ausscheiden von Jeff Henckels im 1/16-Finale beim letzten Quotenturnier am vergangenen Montag in Paris noch bestanden hatte. Sollte eine Nation ihren Quotenplatz nicht annehmen oder dem Schützen aus Tschad – der sich einen der afrikanischen Quotenplätze sicherte, die erforderliche Qualifikationsnorm von 640 Ringen jedoch noch nie schießen konnte – nicht doch noch eine erhebliche Leistungssteigerung gelingen, dann würde sich der bestplatzierte Schütze der Weltrangliste, dessen Land sich noch nicht für Tokio qualifiziert hat, einen Last-Minute-Quotenplatz sichern. Und so wurde gestern nicht nur ein, sondern gleich zwei Plätze frei. Mit dem 33. Rang im World Ranking war Henckels der erste Schütze, der so noch nachrücken durfte. Der zweite Platz geht an Belgien, mit dem Weltranglisten-44. Jarno De Smedt.

Von 93 auf 33

„Seit Samstag war klar, dass ich den Platz der Fidschi-Inseln bekommen würde. Doch offiziell wurde es erst am Montag mit dem Erscheinen der neuen Weltrangliste. Zudem holt man ja einen Quotenplatz für sein Land, der Verband entscheidet dann, wer zu Olympia darf“, erklärte Jeff Henckels am gestrigen Nachmittag, kurz nachdem die Tokio-Meldung offiziell war. Beim nationalen Verband FLTA war jedoch bereits im letzten Jahr klar, dass der Schütze, der Luxemburg den Quotenplatz für Olympia sichert, auch nach Tokio fliegen darf. Somit kann sich der 36-jährige Recurve-Spezialist nach Athen 2004 und London 2012 auf seine dritte Olympia-Teilnahme freuen. Die Erleichterung war bei Henckels groß, auch wenn er sich das große Zittern gerne erspart hätte: „Natürlich hätte ich mich lieber über den sportlichen Weg, in einem Match, für Tokio qualifiziert. Doch ich glaube, dass ich in diesem Jahr schon einige gute Resultate gezeigt habe, betont der Schütze des Guillaume Tell Strassen und fügt hinzu: „Dennoch gibt es so viele gute Schützen, die den Sprung nach Tokio doch nicht geschafft haben.“

Dabei hätte er vor einem Jahr kaum noch daran geglaubt, dass ihm die Qualifikation für Tokio doch noch gelingen würde. Nach einem Fahrradunfall und einer komplizierten Ellenbogenverletzung im Frühling 2020 stand lange nicht fest, ob Jeff Henckels seine Karriere überhaupt noch fortsetzten könnte. Erst im März gab der 36-Jährige sein Comeback, belegte zu diesem Zeitpunkt den 93. Rang in der Weltrangliste. Doch die lange Pause tat dem Recurve-Spezialisten sichtlich gut, mit freiem Kopf und wieder deutlich mehr Spaß an seiner Sportart belegte er beim European Grand Prix Anfang April in Antalya – erst seinem zweiten Turnier des Jahres – einen doch etwas überraschenden dritten Platz. Bei der EM Anfang Juni, ebenfalls in Antalya, holte Henckels dann den sechsten Rang und verpasste als erster Schütze das heißbegehrte Olympia-Ticket.

Die letzten Wochen waren sehr schwierig, vor allem, nachdem es bei der EM so knapp nicht gereicht hatte, war es nicht einfach, die Motivation und Konzentration für Paris aufrechtzuerhalten

Jeff Henckels

Eine letzte Chance bot sich dann am vergangenen Montag, beim letzten Quotenturnier in Paris. Doch nachdem er in der Qualifikation seinen eigenen, 20 Jahre alten Landesrekord mit einer bemerkenswerten Leistung auf 682 Ringe hochgeschraubt hatte, scheiterte er in der K.o.-Runde im 1/16-Finale, der Traum von Olympia war wieder ganz knapp geplatzt. „Die letzten Wochen waren sehr schwierig, vor allem, nachdem es bei der EM so knapp nicht gereicht hatte, war es nicht einfach, die Motivation und Konzentration für Paris aufrechtzuerhalten“, betont der 36-Jährige, für den nun alles schneller als erwartet geht. „In nicht einmal einem Monat hat Olympia ja schon begonnen“, bemerkt er mit einem Lachen. „Auch wenn es bestimmt komisch wird und von der Atmosphäre her nicht mit meinen beiden vorherigen Spielen zu vergleichen sein wird, freue ich mich auf Tokio. Ich kann mir ja jetzt selbst ein Bild vor Ort davon machen.“ Und so wird der 36-Jährige in Tokio, wie bereits bei seinem Comeback im März, ganz ohne Druck schießen können. Begleitet wird er von Nationaltrainer Luc Schuler.

Somit wächst die luxemburgische Delegation für Tokio weiter an. Zehn Sportler sind inzwischen sicher in Japan dabei, zwei weitere dürften in den kommenden Tagen noch dazukommen. Leichtathlet Charel Grethen und Schwimmerin Julie Meynen warten noch auf die Bestätigung ihrer Fachverbände World Athletics bzw. FINA. Bis zum 5. Juli muss das Nationale Olympische Komitee COSL seine Delegation offiziell einschreiben.

Im Überblick

Luxemburgs Olympioniken in Tokio: Bob Bertemes, Charel Grethen* (beide Leichtathletik), Sarah De Nutte, Ni Xia Lian (beide Tischtennis), Kevin Geniets, Michel Ries, Christine Majerus (alle Radsport), Jeff Henckels (Bogenschießen), Julie Meynen*, Raphaël Stacchiotti (beide Schwimmen), Nicolas Wagner (Dressurreiten), Stefan Zachäus (Triathlon)

*Die Teilnahme von Charel Grethen und Julie Meynen muss noch von den jeweiligen Weltverbänden World Athletics und FINA bestätigt werden.

josy miersch junior
28. Juni 2021 - 18.56

Nach der Tatsache von keinem Radfahrer in der TdF ! Sehr feiner und cleverer Mensch der sich die Selektion redlich verdient hat ! Allez Jeff !