CoronavirusImmer mehr Urlaubsrückkehrer infiziert – Luxemburg fehlen „verlässliche“ Daten

Coronavirus / Immer mehr Urlaubsrückkehrer infiziert – Luxemburg fehlen „verlässliche“ Daten
Wie viele Strände in Kroatien wird der in Crikvenica besonders stark von ausländischen Touristen besucht – immer mehr Staaten verhängen inzwischen wegen Corona-Rekordzahlen Reisewarnungen gegen das Land Foto: AFP/Denis Lovrovic

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Ob Gastarbeiter auf Heimaturlaub oder Touristen am Meeresstrand: Immer mehr Reisende kehren mit einer Covid-Infektion aus den Ferien zurück. Ob Kosovo, Kroatien, Serbien oder die Türkei: Auffällig groß ist der Anteil der Rückkehrer aus Südosteuropa unter den Neuinfizierten besonders in Deutschland und Österreich. Luxemburg kann solche Zahlen nicht liefern.

Nach der Party ist vor der nächsten Party. Kaum waren die acht unternehmungslustigen Jungtouristen aus ihrem Urlaub auf der kroatischen Insel Pag heimgekehrt, machten sie sich in ihrer Stuttgarter Heimat zu einer Geburtstagsfeier auf. Nicht bewusst waren sich die feierfreudigen Partylöwen des gefährlichen Urlaubssouvenirs, das sie sich in der kroatischen Partyhochburg Novalja eingefangen hatten – und nach ihrer Heimkehr verbreiteten: Laut Angaben der Stadt haben die tatendurstigen Heimkehrer bei der Geburtsfeier mindestens 16 weitere Personen infiziert.

Ob Gastarbeiter auf Heimaturlaub oder Touristen am Meeresstrand: Immer mehr Reisende kehren mit einer Covid-Infektion aus den Ferien zurück. Ob Kosovo, Kroatien, Serbien oder die Türkei: Auffällig groß ist dabei der Anteil der Rückkehrer aus Südosteuropa unter den Neuinfizierten.

Im April und Mai waren die Infektionszahlen in Südosteuropa noch auffällig niedrig. Doch nicht nur die Sorglosigkeit der sehr kommunikativen und eher an soziale Nähe als Distanz gewohnten Balkanbewohner, sondern auch heimgekehrte Gastarbeiter sowie die Segnungen des Massentourismus haben seit Juli die Viruskrise in den meisten Staaten der Region spürbar verschärft.

Junge Partygänger als Risikogruppe

Zwar geben die Coronastatistiken in den meisten Balkanstaaten wegen der geringen Zahl von Tests oder bewusst beschönigten Infektionszahlen das tatsächliche Ausmaß der Pandemie kaum oder nur bedingt wieder. Doch der Trend der Infektionszahlen geht in Südosteuropa seit Wochen klar nach oben. Zu spüren bekommen das auch die Heimatstaaten der oft viel zu sorglosen Reisenden. Ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz: Die Zahl der Fälle von in Südosteuropa infizierten Reiserückkehren nimmt zu. Aus dem Luxemburger Gesundheitsministerium heißt es, man habe, was „importierte“ Corona-Fälle durch Urlauber insgesamt angeht, „zurzeit keine repräsentativen, stabilen und verlässlichen Statistiken“. Daher könne man die Fragen nicht beantworten.

Laut dem jüngsten Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist der Anteil der Reiserückkehrer an den in Deutschland registrierten Neuinfektionen von zuvor 20 auf rund 30 Prozent gestiegen. In Österreich ist deren Anteil in den letzten Tagen gar auf über 50 Prozent geklettert. In der RKI-Liste der Länder, aus denen die Covid-19-Fälle importiert wurden, liegt das kleine Kosovo klar vorn – vor der Türkei, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Bosnien und Herzegowina. In Österreich sind es derzeit vor allem positiv getestete Urlaubsrückkehrer aus Kroatien, die die Infektionszahlen in die Höhe schnellen lassen.

Gelten unter den heimkehrenden Touristen vor allem junge Partygänger als Risikogruppe, sind es oft Familienfeste, die sich für Gastarbeiter auf Heimaturlaub als fataler Ansteckungsherd entpuppen. Auch wegen der niedrigeren Kosten lassen Arbeitsemigranten ihre Hochzeiten lieber während der Sommerferien in Kosovo, Kroatien oder Serbien steigen, statt an ihren deutschen, österreichischen oder Schweizer Wohnorten zu feiern. Die Zahl der Gäste ist bei Balkanhochzeiten meist ebenso groß wie die Stimmung ausgelassen. Ob zu den Klängen von Jugorock, Turbofolk oder beim Trippelschritt des Balkan-Reigentanzes: Soziale Distanz ist bei den üppigen Familiengelagen nie angesagt.

Kroatien meldet Rekordzahlen

Kroatiens Krisenstab hat am Donnerstag mit 180 neuen Coronafällen die höchste Zahl von Neuinfektionen seit Beginn der Epidemie vermeldet. Vor allem Dalmatien und die Region Split haben sich neben Zagreb zum größten Infektionsherd des Adria-Staates gemausert. Wie die Regierung in Zagreb am Donnerstag bestätigte, müssen aus Kroatien kommende Reisende für die Einreise in Italien nun einen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden sein soll. Transitreisende seien von dieser Regelung nicht betroffen.
Schwere Kritik an der geringen Zahl von Tests in Kroatien hat am Donnerstag Sloweniens Regierungssprecher Jelko Kacin geübt, der erneut Zweifel an den offiziellen Infektionszahlen im Nachbarland äußerte. Zu diesen müssten sicherlich noch diejenigen Infektionen hinzugefügt werden, die aus Kroatien nach Slowenien „eingeführt“ worden seien. Erkrankte Touristen hätten keinerlei Vertrauen in Kroatiens Gesundheitsbehörden und würden lieber heimkehren, so Kacin. Kroatien werde „schnell“ auf Sloweniens roter Liste landen, da es mittlerweile „zu viele Erkrankte“ unter den Touristen im Nachbarland gebe.

Romain Juni
22. August 2020 - 11.41

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