JustizIm Prozess um die Ermordung von Ana Lopes sagen der Tatverdächtige und seine Schwester aus

Justiz / Im Prozess um die Ermordung von Ana Lopes sagen der Tatverdächtige und seine Schwester aus
Auch die letzten Tage haben nicht wirklich Klarheit im Mordfall Ana Lopes gebracht. Es bleibt die Frage, wo der Tatverdächtige zwischen dem 15. und dem 16. Januar 2017 war. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am 16. Januar 2017 wurde im französischen Grenzgebiet die verbrannte Leiche von Ana Lopes in einem Auto geborgen. Die Obduktion ergab, dass die 25-Jährige bereits tot war, als ihr Körper im Auto verbrannt wurde. Warum musste die Mutter eines Kleinkinds sterben? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Gericht seit Tagen. Am Freitag trat der Tatverdächtige in den Zeugenstand.

Im Prozess um den Mord an Ana Lopes sagte am Freitag der mutmaßliche Täter Marco B. im Zeugenstand aus. Wie er Ana kennengelernt habe, wollte die vorsitzende Richterin von ihm wissen. „Am Anfang ist alles gut gelaufen. Ab dem 30. Oktober 2016 habe ich dann jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen. Ana hat Drogen genommen und verkauft“, sagte der Beschuldigte emotionslos. Und fügte hinzu, dass er gehört habe, dass der Sohn eines bekannten Rechtsanwalts ihr Dealer war.

Plötzlich habe Ana sich verändert. Sie sei hysterisch gewesen, so Marco B. Sie habe seine Mutter als Hure bezeichnet und ihn beschimpft. Er sei von ihrer Veränderung schockiert gewesen. Doch nach einer gewissen Zeit sei es wieder bergauf gegangen: „Wir kamen wieder zusammen. Bis sie schwanger wurde.“

Familie gibt Alibi

Auf die Frage der Richterin, was in der Zeit vom 15. auf den 16. Januar 2017 passiert sei, antwortete Marco B., er habe die Nacht bei seinen Eltern in Bonneweg verbracht, was diese auch ansatzweise vor Gericht bestätigt haben.

Warum er von den insgesamt 11.000 Textnachrichten gerade die zwei gelöscht habe, die seine Mutter ihm in der Nacht geschickt habe, wollte die Richterin wissen. Er könne sich das nicht erklären, sagte Marco B. lakonisch. Präzise wirkten seine Aussagen auch sonst nicht. Am 16. Januar sei er zwar auf dem Weg nach Frankreich gewesen, um ein Ersatzteil für ein Auto zu kaufen. Dann habe sein Vater ihn angerufen und er habe kehrtgemacht und das Ersatzteil andernorts gekauft.

Bruder und Schwester

Bereits am Donnerstag berichtete die Schwester des Angeklagten über die Zeit vor Ana Lopes’ Tod. Sie beschrieb das Opfer als teils aufbrausende, aber auch respektvolle Freundin. Jeder Mensch habe eben seine Schwächen, meinte die Frau, „trotzdem hatten wir ein gutes, fast freundschaftliches Verhältnis“. Nur die unglückliche Liebe ihres Bruders zu Ana habe sie manchmal traurig gemacht. Ana habe Drogen genommen und auch verkauft. „Ich habe meinem Bruder geraten, die Beziehung zu ihr aufzugeben“, sagte die Zeugin. „Doch er fiel immer wieder auf sie rein.“

Einmal soll Ana ihr anvertraut haben, sie habe sich mit jemandem getroffen, den sie besser nicht hätte treffen sollen. Was sie damit meine, wollte die Richterin wissen. Angeblich soll es sich bei der Person um den Sohn eines Anwalts gehandelt haben, so die Zeugin. Das seien nur Andeutungen und Vermutungen, erwiderte die Richterin.

In der Nacht vom 15. zum 16. Januar 2017 sei ihr Bruder zu Hause gewesen, gab die Zeugin weiter an. Sie habe sich mit ihm einen Film angeschaut. Eine genaue Uhrzeit könne sie aber nicht nennen. Irgendwann sei sie eingeschlafen. Am nächsten Morgen habe sie ihren Bruder im Badezimmer gesehen.

Die Schwester und der jüngere Bruder des Tatverdächtigen erzählten am Donnerstag eine weitere eher konfuse Geschichte von einem Auto und einem Mann, einem angeblichen Ermittler, der sie verfolgt haben soll. „En tout cas, il veut que mon frère soit condamné“, sagte der Bruder vor Gericht aus.

Der Prozess wird am Dienstag mit einer weiteren Befragung des Tatverdächtigen fortgesetzt.