Handball„Ich verfolge alle Spiele“ – Blick auf die Handball-WM von Nationaltrainer Nikola Malesevic 

Handball / „Ich verfolge alle Spiele“ – Blick auf die Handball-WM von Nationaltrainer Nikola Malesevic 
Nikola Malesevic hat auch als Zuschauer das Spielgeschehen fest im Blick Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Zum Auftakt der 27. Handball-Weltmeisterschaft trifft Gastgeber Ägypten heute Abend auf Chile. In 107 weiteren Spielen wird sich der Kampf um den WM-Titel entscheiden. Im Tageblatt-Interview verrät Nationaltrainer Nikola Malesevic, wem er den Sieg zutraut und worauf er bei internationalen Begegnungen besonders achtet.

Tageblatt: Heute beginnt die Handball-WM in Ägypten, wie groß ist Ihr Interesse an dem Turnier?

Nikola Malesevic: Ja, das Interesse ist sehr groß. Im Handball bin ich zu Hause, er ist Teil meines Lebens. Da ist es normal, nicht nur die Wettbewerbe in Luxemburg zu verfolgen, sondern auch die internationalen Turniere. Sei es Europa- oder Weltmeisterschaft, die Champions League oder die internationalen Qualifikationsturniere: Ich verfolge alle Spiele.

Wer, glauben Sie, wird in diesem Jahr den Handball-Thron stürmen und sich am Ende zum Weltmeister küren?

Das ist schwer zu sagen. Neben den fünf, sechs üblichen Favoriten gibt es alle paar Jahre neue Mannschaften, die sich gut schlagen. Ich denke aber, dass eine der großen Handball-Nationen ganz oben stehen wird. Es wird sich zwischen den Mannschaften entscheiden, die bei jedem internationalen Wettbewerb immer im Viertelfinale oder Halbfinale stehen. Es ist aber schwer zu sagen, welches Land das Rennen macht. 
Norwegen hat eine sehr interessante Spielweise, das Niveau ist extrem hoch. Es gibt aber auch andere interessante Kandidaten. Ich habe mir vergangene Woche ein Spiel der Franzosen angeschaut, sie haben ihre Bestform noch nicht erreicht. Ihnen fehlen ein paar wichtige Spieler, sie werden sich aber sicherlich im Verlauf des Turniers noch steigern. Dänemark schätze ich ebenfalls als sehr stark ein. Auch Schweden und Spanien darf man nicht unterschätzen. 
Zudem nehmen mehr Mannschaften als in den vorigen Jahren an der WM teil und das Turnier geht über drei Wochen. Deshalb geht es auch darum, die Form über diesen Zeitraum hochzuhalten. Frankreich, Spanien und auch Norwegen schaffen es beispielsweise immer wieder bei den großen Turnieren, dass die Form in der entscheidenden Phase auf den Punkt genau stimmt. Das ist entscheidend.
Was in diesem Jahr noch hinzukommt, sind die leeren Kulissen. Dies kann sich auch auf die Spieler auswirken. All dies macht es schwer vorauszusagen, wer gewinnen wird. Ich denke, dass Norwegen es schaffen könnte. Es gibt aber fünf oder sechs Titelanwärter, die alle gute Chancen haben.

Welche Mannschaft gefällt Ihnen am besten, haben Sie einen persönlichen Favoriten? 

Einen persönlichen Favoriten habe ich nicht. Wenn ich mir eine Mannschaft aussuchen müsste, wäre es wahrscheinlich eine Mischung aus Norwegen und Spanien. Die spanische Spielweise gefällt mir sehr gut. Aber auch die Schnelligkeit und das Umschaltspiel von Norwegen sind sehr interessant. Eine Mischung aus beiden Mannschaften wäre optimal.

Haben Sie in der Vergangenheit bereits WM-Spiele dieser Nationen besucht?

Als die WM 2017 in Frankreich stattfand, habe ich mehrere Spiele besucht, aber keins dieser Mannschaften. Ich habe mir mit meinen Söhnen die Partie zwischen Tunesien und Slowenien in Metz angeschaut. Das war ein tolles Erlebnis. Bei einem internationalen Turnier treffen nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Zuschauerrängen mehrere Kulturen aufeinander, das ist eine tolle Erfahrung. 
Als Spieler habe ich leider nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Ich habe aber im Europapokal und auch mit der Nationalmannschaft manchmal in Hallen vor mehreren Tausend Zuschauern gespielt. Das war immer eine großartige Erfahrung. 

Nutzen Sie die WM auch, um zu analysieren, wie andere Mannschaften spielen?

Ja, sicher, das ist eine Berufskrankheit. Ich kann mir kein Handballspiel wie ein normaler Zuschauer ansehen. Ich beobachte alles, was sich auf und neben dem Platz abspielt. Ich behalte alle Kleinigkeiten im Blick. Die verschiedenen Spielzüge, taktische Entscheidungen, Defensive und Offensive: Ich achte auf alles.
Wie die Trainer mit ihrer Mannschaft umgehen, interessiert mich besonders. Bei der Weltmeisterschaft von 2017 hatte ich das Glück, in Metz direkt hinter der Trainerbank zu sitzen und konnte so zuhören, wie der Coach seinen Spielern Anweisungen gab und was er sagte. Das war wirklich sehr beeindruckend.

Es ist nun knapp ein Jahr her, dass Sie bei einem Spiel der Luxemburger Nationalmannschaft an der Seitenlinie standen. Seit Januar 2020 gab es kein Länderspiel mehr. Wann wird man Ihr Team wieder auf dem Platz stehen?

Wenn alles gut läuft, will ich die Nationalspieler nach dem Ende der Meisterschaft versammeln. Ich werde versuchen, für Ende Juni, Anfang Juli einen Lehrgang zu organisieren, um alle wiederzusehen. Danach wollen wir dann, soweit es der Kalender zulässt, in der Meisterschaftspause im Oktober mit einem weiteren Lehrgang die Vorbereitungen für die Spiele im Januar 2022 einläuten.