Alain spannt den Bogen / Gipfelstürmer für Beethoven
In Anwesenheit von Großherzog Henri und einigen Vertretern des Hofes fand dieses dritte und somit letzte Konzert des Orchestre Philharmonique du Luxembourg statt, das an diesem Abend den Klavierkonzerten Nr. 4 und 5 von Ludwig van Beethoven gewidmet war, dies im Rahmen einer Integralen aller Klavierkonzerte mit dem polnischen Pianisten Krystian Zimerman.
Dazwischen standen diesmal drei Sätze aus der Lyrischen Suite von Alban Berg auf dem Programm. Und ohne zu zögern kann man behaupten, dass dieses Konzert nicht nur das beste und mitreißendste der drei war, sondern darüber hinaus eines der besten, die man in den beiden letzten Jahren mit dem OPL hier gehört hat.
Zimerman und Gustavo Gimeno hatten sich gefunden und musizierten mit einem gemeinsamen Atem und einem gemeinsamen Verständnis für die beiden Konzerte. Gimeno wirkte darüber hinaus sehr entspannt, was in einem federnden und sehr flexiblen Spiel des Orchesters resultierte. Dieser sanfte und lebendige Lyrismus passte dann hervorragend zu den beiden Ecksätzen des 4. Klavierkonzerts, wobei im Kopfsatz das Orchester wundervoll auf das individuelle, quasi improvisiert wirkende Spiel des Pianisten reagierte.
Zimerman brauchte diesmal keine Rücksicht zu nehmen und interpretierte beide Konzerte auf seine individuelle und ureigene Weise. Großartig der zweite Satz im 4. Klavierkonzert, dessen Dialog zwischen Solist und Orchester nicht besser und intensiver geführt werden kann. Mal luftig leicht, mal poetisch, mal verspielt kam der Schlusssatz daher, bei dem OPL, Gimeno und Zimerman ebenfalls perfekt harmonierten.
Spielfreude pur dann auch beim dramatischen 5. Klavierkonzert, die alle Beteiligten mit dem Gleichen Konzept und der gleichen Begeisterung angingen. Während Zimerman sich zu pianistischen Höchstflügen emporschwang, begeisterte der enorm dynamische Gimeno mit einem engagierten Dirigat, dem die Musiker des OPL auf höchstem Niveau folgten.
Kaum Unsicherheiten trübten hier das Zusammenspiel, im Gegenteil, alle Instrumentengruppen glänzten durch Präzision und Klangschönheit, allen voran die Horngruppe, die wieder einmal ihre Topqualität unter Beweis stellte. Kein Zweifel, Zimerman und das OPL-Ensemble waren zusammengewachsen und zeigten als eine auf sich eingeschworene Gemeinschaft Gipfelstürmerqualitäten.
Wie hervorragend auch die Streicher klingen können, das zeigten sie in den drei Sätzen der Lyrischen Suite von Alban Berg. Dieses Werk, was in seiner ursprünglichen Fassung für Streichquartett insgesamt sechs Sätze hatte, wurde wegen seines großen Publikumserfolgs von Berg für Streichorchester umgearbeitet, wobei sich der Komponist allerdings auf drei Sätze (Nr. 2, 3, 4) konzentrierte.
In dieser Fassung besitzt die Lyrische Suite dann etwas mehr Kompaktheit, insbesondere auch, weil die Orchestration die Stärken der Musik sehr griffig und plastisch umsetzt. Dynamisch dann auch die Interpretation, die dem Werk besonders durch eine kontrastreiche Schärfung Relief verlieh. Insgesamt ein hochkarätiges und spielintensives Konzert, was zudem noch unheimlich Freude machte. Bravo!
Freude am Gestalten
Es war eine gute Idee der Organisatoren, das OPL-Konzert zusätzlich am Vortag noch einmal aufs Programm zu setzen. Das Gleiche taten Sie dann auch beim Kammerkonzert mit Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen, das am letzten Dienstag sowohl und 18 wie auch um 20 Uhr gespielt wurde.
Auch hier stand Beethoven im Mittelpunkt. Zimmermann und Helmchen präsentieren in zwei Konzerten im Oktober und Dezember insgesamt sechs der zehn Violinsonaten von Beethoven. Im ersten Konzert widmeten sie sich der Sonate op. 24 „Frühlingssonate“, der Sonate op. 12/2 und der Sonate op. 47 „Kreutzer“.
Die als Violinsonaten bekannten Werke wurden von Beethoven allerdings als Sonaten für Klavier und Violine bezeichnet. Dies ist wichtig zum Verständnis, denn Beethoven emanzipierte in diesen Sonaten das Klavier und löste es aus seiner reinen Begleitfunktion.
Als äquivalenten Partner zum Violinisten braucht es deshalb auch einen versierten Pianisten und Interpreten, der fähig ist, den Klavierpart auf das gleiche Niveau zu heben wie den der Violine. Mit Martin Helmchen, Klavier und Frank Peter Zimmermann, Violine standen dann auch zwei hochkarätige Interpreten auf der Bühne, die sich vom gemeinsamen Musizieren her gut kennen und auch an diesem Abend als Duo Freude am Gestalten zeigten. Es waren recht klassische Interpretationen, die uns beide Musiker anboten, allerdings, und das ist ja das Wesentliche, war ihr Spiel in jedem Moment perfekt aufeinander abgestimmt.
Die Gleichwertigkeit der beiden Instrumente kommt insbesondere in der Frühlings- und in der Kreutzer-Sonate sehr gut zur Geltung und Zimmermann und Helmchen fanden auch hier eine fein abgestimmte Balance. Die Sonate op. 12/2 wird dagegen viel mehr vom Klavier beherrscht, doch Zimmermann hatte hier keine Probleme, die „zweite“ Geige zu spielen und sich seinem Partner anzupassen.
Die Interpretationen wirkten wie aus einem Guss, spannend in der Durchführung, akzentreicht in der Modulation, lebendig im Ansatz, doch niemals aufdringlich. Das war große Kammermusikkunst und in diesem Sinne freuen wir uns nun auf das zweite Konzert am 10. Dezember mit den Sonaten Nr. 8 op.30/3, Nr. 7 op. 30/2 und Nr. 10 op. 96. Sofern uns Corona nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht …
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