Teilbebauungsplan „Guddebierg“ gutgeheißenGeringe Wohnraumdichte sorgt für Kritik im Gemeinderat Luxemburg

Teilbebauungsplan „Guddebierg“ gutgeheißen / Geringe Wohnraumdichte sorgt für Kritik im Gemeinderat Luxemburg
Alle wollen dichter bauen, doch die aktuellen Bestimmungen lassen es offenbar nicht zu Foto: dpa/Sebastian Gollnow

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Trotz Kritik hat der hauptstädtische Gemeinderat am Montag unter anderem den Teilbebauungsplan „Guddebierg“ gutgeheißen. Hierbei handelt es sich um ein Projekt, das 410 neue Wohneinheiten im Stadtviertel Cessingen vorsieht. Vor allem die geringe Wohnraumdichte ist fast allen Parteien ein Dorn im Auge.

Sechs Hektar nimmt das Gebiet des neuen Teilbebauungsplans (PAP) „Guddebierg“ in Cessingen ein, wovon circa fünf für Wohnraum verwendet werden sollen. Geplant sind 99 Einfamilienhäuser und 311 Wohnungen, was einer Wohndichte von knapp 40 Wohneinheiten pro Hektar entspricht. Diese relativ geringe Wohndichte wurde von fast allen Parteien im Gemeinderat moniert. Allerdings stellten die meisten auch mit Bedauern fest, dass die maximale vom PAG zugelassene Bebauungsdichte erreicht worden ist.

Im Vordergrund der Kritik von „déi Lénk“ stand unterdessen der Anteil von zehn Prozent an erschwinglichem Wohnraum – ein Prozentsatz, den die Partei nicht für zeitgemäß hält. Sie fordert dementsprechend eine Erhöhung des Prozentsatzes. Die Gemeinde müsse mehr auf dieses Instrument zur Bekämpfung des Wohnungsproblems zurückgreifen.

„déi gréng“ begrüßen das Projekt, wünschen sich jedoch in Zukunft ambitiösere Ziele in Bezug aufs Energiesparen. So bedauert die Partei, dass keine Fotovoltaikanlagen auf den Dächern installiert werden sollen. Die entsprechenden Leitlinien der Gemeinde müssten angepasst und die Energiesparziele höhergeschraubt werden. In die gleiche Kerbe schlug Gabriel Boisante (LSAP). Falls die zur Verfügung stehenden „Werkzeuge“ nicht ausreichen und in Sachen Wohnraumdichte nicht mehr hergeben, dann müsse der Gemeinderat den Maßnahmenkatalog anpassen. Schließlich sei die Wohnungsnot die größte Sorge der Bevölkerung, und hierfür müsse eine Lösung gefunden werden.

Die zuständige Kommission hatte sich unter anderem auch mit ebendiesen Punkten beschäftigt, wie von Elisabeth Margue (CSV) zu erfahren war. Die Wohnraumdichte sei zwar in der Tat nicht sehr hoch, doch der PAP sehe derzeit das Maximum vor, was momentan laut PAG (Allgemeinem Bebauungsplan) möglich sei. Zudem könne man nicht an eine höhere Wohnraumdichte an dieser Stelle denken, solange der Boulevard de Merl und der Boulevard de Cessange nicht gebaut seien. Ansonsten würde der zusätzliche Verkehr, der die höhere Einwohnerzahl nach sich ziehe, Cessingen zu sehr belasten.

„Foyers“ mit Wartelisten

Der Gemeinderat hieß am Montag ebenfalls die endgültige Schulorganisation für das laufende Schuljahr gut. 5.130 Kinder besuchen eine Schule der Gemeinde – 1.849 sind in der „Spillschoul“ untergebracht, die restlichen (3.281) in den Zyklen zwei bis vier. Das sind rund 100 Schüler mehr als noch im Schuljahr 2019/2020 und entspricht der höchsten Zahl seit zwölf Jahren, sagte die zuständige Schöffin Colette Mart. Seit dem Schulbeginn wurden 39 Corona-Fälle im Bildungsbereich gezählt: sieben bei Lehrern und 32 bei Kindern.

Platzmangel herrscht in einigen „Maisons relais“: 3.569 Anfragen habe es gegeben, 504 Kinder erhielten dieses Jahr allerdings keinen Platz. Bei 88 von ihnen sei die Situation besonders dringlich, da die Eltern keine Möglichkeit hätten, die Kinder anderswo beaufsichtigen zu lassen. Besonders auf dem Kirchberg sei die Situation akut, da es dort auch keine privaten „Foyers“ gebe. In Kürze würden dort allerdings Container mit zehn Räumen aufgestellt.

Gutgeheißen wurden am Montag auch zwei Kostenvoranschläge bezüglich Renovierungsarbeiten: In Hollerich werden die rue de l’Abattoir und die rue Raymond Poincaré neu hergerichtet. Kostenpunkt: 1.963.200 Euro. Mit 3.240.000 Euro schlagen derweil die Arbeiten an der rue de Trèves (Cents) zu Buche. Bei der dortigen Schule wird ebenfalls eine Tempo-30-Zone eingerichtet.

Abgelehnter Bürgereinspruch

Im August hatte ein Bürger der Gemeinde Einwände gegen das Projekt „Guddebierg“ erhoben. Der Architekt Thomas Leufen kritisierte in seinem Schreiben an die Kommune vor allem die zu geringe Wohnbaudichte: Diese entspräche nicht „einem angemessenen modernen ressourcensparenden Städtebau“. Die Gemeinde handele mit diesem PAP nicht im Interesse der Allgemeinheit. Rund die Hälfte der Fläche sei für zweistöckige Häuser vorgesehen; damit verhindern im Schnitt vier Menschen Wohnraum für 15 andere. Das kleinste vorgesehene Einfamilienhaus besitze eine Fläche von rund 200 Quadratmetern, was bei den aktuellen Wohnraumpreisen zwei Millionen Euro ausmache. Die Kommune setze sich damit für die Belange einiger weniger ein. Als Folge könnten es sich nur Millionäre leisten, dort zu wohnen. Der Einspruch von Thomas Leufen wurde allerdings von der zuständigen Kommission mit der Begründung verworfen, er sei nicht zulässig, da die von ihm formulierten Einwände den Rahmen eines Teilbebauungsplans überschreiten und an anderer Stelle diskutiert werden müssten.