SicherheitsbedenkenFrankreich will alte AKW noch länger laufen lassen – Kritik von Greenpeace Luxemburg

Sicherheitsbedenken / Frankreich will alte AKW noch länger laufen lassen – Kritik von Greenpeace Luxemburg
Aktivisten von Greenpeace gelangten 2003 ohne größere Probleme auf das Gelände des AKWs in Cattenom Foto: Christophe Olinger

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Frankreichs Atomaufsicht hat den Weg für den Weiterbetrieb von Frankreichs ältesten Atomkraftwerken frei gemacht. Gleichzeitig forderte die „Autorité de sûreté nucléaire“ den Betreiber EDF auf, Verbesserungen bei der Sicherheit durchzuführen, wie es in einer Stellungnahme der Behörde am Donnerstag hieß.

Bei den betroffenen Reaktoren handelt es sich um die sogenannte 900-MW-Baureihe der französischen Atomkraftwerke, die hauptsächlich in den 1980er in Betrieb genommen worden sind. Sie haben teilweise bereits eine Betriebslaufzeit von 40 Jahren erreicht. Konkret geht es darum, die Laufzeit dieser Reaktoren auf 50 Jahre zu erhöhen.

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In Frankreich ist alle zehn Jahre eine periodische Sicherheitsüberprüfung der Meiler vorgeschrieben, um ihren weiteren Betrieb zu überprüfen. „Die vierte periodische Überprüfung ist von besonderer Bedeutung, da bei ihrer Auslegung von einer 40-jährigen Betriebsdauer ausgegangen wurde“, schreibt die Behörde. Sie ist der Ansicht, dass bei entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen und Reparaturen ein Weiterbetrieb dieser Reaktoren in den zehn Jahren nach ihrer vierten Überprüfung möglich ist. Die Besonderheiten der einzelnen Anlagen würden dabei berücksichtigt.

Frankreich gilt als Atomland und bezieht etwa 70 Prozent seines Stroms aus Kernkraft. Das Land will diesen Anteil bis 2035 auf 50 Prozent reduzieren, um mehr Platz für erneuerbare Energien zu schaffen. Das elsässische Atomkraftwerk Fessenheim, das jahrzehntelang als Sicherheitsrisiko galt, ist im Sommer 2020 endgültig vom Netz gegangen. EDF gehört mehrheitlich dem französischen Staat.

Roger Spautz bei einer Diskussion im Jahr 2017
Roger Spautz bei einer Diskussion im Jahr 2017 Foto: Editpress/François Aussems

Der langjährige luxemburgische Greenpeace-Aktivist Roger Spautz ist, erwartungsgemäß, wenig erfreut über die Nachrichten aus Frankreich, die insgesamt 32 Reaktoren betreffen: „Unsere Erwartung ist klar: Die Reaktoren, die für eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt wurden, sollen nach dieser Zeit auch wirklich abgeschaltet werden!“ 

Das Risiko für einen Unfall werde bei dem alten Material logischerweise immer größer: So sei etwa am Standort Bugey im Departement Ain die Hülle wohl nicht völlig dicht. „Solche Sachen kann man aber nicht komplett ersetzen, sondern immer nur notdürftig reparieren.“ Wobei auch die Verbesserungen, die im Rahmen der jetzt anstehenden individuellen Überprüfungen beschlossen werden, über einen Zeitraum von mehreren Jahren erledigt werden können. Im Zusammenspiel aller Faktoren werde längst überaltertes Material an gefährliche Belastungsgrenzen gebracht. „Es gab bei verschiedenen Reaktoren auch immer wieder Vorfälle, die dazu geführt haben, dass Reaktoren ab- und wieder angeschaltet wurden. Auch dabei wird das Material sehr stark beansprucht – und altert eventuell schneller“, warnt Spautz. (Zum Beispiel mussten Reaktoren wegen Unkraut stoppen oder weil man einen undichten Deckel befürchtete.)

Und dann ist da noch das ungelöste Problem des Umgangs mit abgebranntem Brennmaterial und anderem strahlendem Müll: Die Abklingbecken neben dem AKW seien weder gegen Flugzeugabstürze noch Terrorakte geschützt und die Abklingbecken an der Wiederaufbereitungsanlage La Hague würden kaum noch fünf Jahre lang ausreichen, glaubt Spautz. 

Die Entscheidung, die Laufzeit der 900-MWe-Reaktoren im Rahmen ihrer vierten Zehnjahresüberprüfung zu verlängern, wie dies der Fall bei Tricastin wäre, könnte für alle anderen Atomkraftwerke einen Präzedenzfall schaffen“, schrieb Greenpeace schon Ende Januar. Davon wäre man bald insbesondere durch die Anlage in Cattenom betroffen: Der dortige Meiler ist noch nicht von der aktuellen Regelung betroffen – weil er doch noch etwas jünger ist: Er hat seinen Betrieb erst 1986 aufgenommen. Aber auch hier hat die EDF schon entschieden, dass er mehr als 40 Jahre betrieben werden soll.

Im Dokumentarfilm „Terror: Atomkraftwerke im Visier“ wurde schon vor Jahren gezeigt, wie verletzlich AKW in Sachen Sicherheit sind – auch das in Cattonom: Aktivisten von Greenpeace konnten auf das Gelände vordringen, wo auch das Abklingbecken liegt und dort ein Feuerwerk entzünden. Wären es Terroristen mit Sprengstoff gewesen, wäre die Sache anders ausgegangen.

Dieser Artikel enthält Material der DPA.

Herr Kull Grün
25. Februar 2021 - 21.49

Nur die Narren und die Toten ändern niemals ihre Meinung ( J. Russel )

Till Eule vor dem Spiegel
25. Februar 2021 - 19.56

Was wollt ihr denn? Sauberer , billigerer Strom ohne CO2 Ausstoß unser Internet auch gut funktioniere ,die E-Autos rollen.