Windkraftanlage in BürdenEs ist und bleibt eine politische Entscheidung

Windkraftanlage in Bürden / Es ist und bleibt eine politische Entscheidung
Das in Bürden geplant Windrad ist 70 Meter höher als der Kölner Dom (Fotomontage)

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Die Gesellschaft Nordenergie (Gemeinden Ettelbrück und Diekirch) plant zusammen mit der 2001 gegründeten „Société luxembourgeoise des énergies renouvelables S.A.“ (Soler), an der SEO („Société électrique de l’Our S.A.“) und Enovos Luxembourg S.A. jeweils zur Hälfte beteiligt sind, den Bau des „Windparks Nordenergie“. Vorgesehen ist ein Windrad in der Nähe von Karelshof, ein zweites, mit einer Gesamthöhe von 230 Metern, soll am Ort „auf dem Hasenbach“ nahe Bürden errichtet werden.

„Es wird das bis dato größte Windrad Luxemburgs“, hatte ein Mitarbeiter der Gesellschaft Soler in einer Informationsversammlung am 9. Juli 2020 verkündet. Es werde zudem eine Windkraftanlage, die am nächsten an Wohnhäusern stehen solle, und zwar in einer Entfernung von nur 750 Metern. Nicht allein diese Tatsache treibt die Einwohner aus Bürden seitdem auf die Palme, sondern auch die Vorgehensweise der Bauherren.

Zur Erinnerung: Zu keinem Zeitpunkt sind weder die Bürger der Ortschaft Bürden noch der zuständige Gemeinderat aus Erpeldingen/Sauer mit in die Planung einbezogen worden. Ganz im Gegenteil. Das Projekt wurde bereits 2015 in Angriff genommen, die Gemeindeväter aus Erpeldingen/Sauer wurden aber erst 2018 in Kenntnis gesetzt, ohne aber Einzelheiten zum Projekt zu erfahren. Zudem hatte man die Einwohner Bürdens erst am 9. Juli vergangenen Jahres auf einer Informationsversammlung ins Bild gesetzt, obschon bereits drei Tage zuvor die Kommodo-Inkommodo-Prozedur für dieses Projekt begonnen hatte.

„Man kann uns nicht vorwerfen, wir seien prinzipiell gegen Windenergie, es darf uns auch niemand ein Nimby-Verhalten ankreiden, denn wir haben hier in einem Umkreis von nur fünf Kilometern heute bereits 12 Windräder stehen“, so unsere Gesprächspartner Yves Wallers, Georges Pott, Pierre Simon und Jos Schmitgen am 21. August 2020. „Wir hegen gesundheitliche und umweltrelevante Bedenken gegen den Bau dieser Anlage und den gleichzeitig geringen Abstand zum Wohngebiet“, so die Bürger aus Bürden in einem Brief vom 20. Juli 2020 an den Ettelbrücker Bürgermeister Jean-Paul Schaaf (CSV) und an sein Schöffenkollegium. Zum geplanten Standort sei bemerkt, dass das gigantische Windrad auf einem Areal errichtet werden soll, das zwar wohl noch zur Gemeinde Ettelbrück gehört, doch nur 330 Meter von der Gemarkung der Nachbargemeinde Erpeldingen/Sauer entfernt liegt.

Am vergangenen Dienstag saßen wir erneut Wallers, Pott, Schmitgen und Simon gegenüber, die uns unter anderem mitteilten, dass sie in der Zwischenzeit eine Vereinigung mit dem Namen „Energie mat Verstand“ gegründet und sich damit eine Möglichkeit geschaffen hätten, juristisch gegen das Projekt vorgehen zu können, sollte es einmal nötig sein. „Wir wollen uns aber nicht nur kritisch mit der geplanten Windkraftanlage in Bürden auseinandersetzen. Auf unserer Internetseite www.energiematverstand.lu bieten wir den Lesern eine breit gefächerte Informationspalette zum Thema Windräder an (siehe nebenstehenden Kasten).

Lapidare Aussagen

Seitdem der Ettelbrücker Schöffenrat wegen eines Formfehlers der Ettelbrücker Gemeindeverwaltung die aufgebrachten Bürger aus Bürden ein zweites Mal gehört und deren Bedenken zusammen mit seiner eigenen Stellungnahme (Anm. d.Red.: Die bis dato nicht einmal den restlichen Gemeinderatsmitgliedern zur Einsicht vorgelegt wurde) im Spätherbst an das zuständige Ministerium eingereicht hatte, ist es um die Genehmigungsprozedur still geworden.

Der Ettelbrücker CSV-Bürgermeister Jean-Paul Schaaf muss auf die Genehmigung der zuständigen Ministerien warten, bevor er eine Baugenehmigung erteilen kann. Ob er das trotz des Widerstandes machen wird, sei noch dahingestellt. Dazu sei auch erwähnt, dass seit September letzten Jahres der Gemeindevater aus Erpeldingen/Sauer, Claude Gleis, einen alternativen Standort (auf dem „Leezefeld“ nahe „Fridhaff“) ins Gespräch gebracht hatte.

Was die Genehmigungsprozedur und die fällige Entscheidung anbelangt, so scheint es, als möchte aktuell niemand konkrete Äußerungen machen. Auf eine diesbezügliche schriftliche Anfrage beim Umweltministerium erhielten wir bis Redaktionsschluss leider keine Antwort. Von Energieminister Claude Turmes wollten wir wissen, ob in Luxemburg zurzeit Untersuchungen, sprich Forschungen in puncto Auswirkungen des Infraschalls und des Schattenwurfes, die von Windrädern verursacht werden, unternommen werden. Zuerst hieß es vom Minister, wir sollten unsere Fragen doch bitte an seinen Regierungsrat Olaf Münichsdorfer richten, tags darauf erhielten wir vom Kommunikationsdienst dieses Ministeriums lediglich die Kopie einer Antwort der Umweltministerin Carole Dieschbourg und des Energieministers Claude Turmes auf eine parlamentarische Anfrage vom 27. Juli 2020, in der es u.a. heißt, man stütze sich in diesen Fragen auf Studien zum einen der „Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (D)“ aus dem Jahre 2016, zum anderen der französischen „Agence nationale de sécurité sanitaire de l’alimentation, de l’environnement et du travail (Anses) aus dem Jahre 2017 sowie der „Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz“ (D).

Weiter wollten wir vom Energieminister wissen, ob der oben erwähnte alternative Standort auf „Leezefeld“ zum heutigen Zeitpunkt auf die Machbarkeit hin untersucht wird. Hier wurden wir an die Firma Soler weiterverwiesen. Paul Zeimet, CEO von Soler, gab uns gestern Nachmittag schriftlich zu verstehen, man habe den alternativen Standort zur Kenntnis genommen und den Besitzer des Areals kontaktiert. Fast zeitgleich habe man mit der Machbarkeitsstudie (Flugverkehr, Auswirkungen auf Fauna und Flora, …) begonnen. „D’Soler kann de Moment nach net soen, wéi een zäitlechen Impakt dëst op de Fortschrëtt vum gesamte Projet huet“, so Zeimet abschließend.

Klare Aussage

Eine klare Aussage gab es hingegen vom Bürgermeister der Gemeinde Erpeldingen/Sauer, Claude Gleis, während des Treffens vom 3. Dezember zwischen den späteren Gründungsmitgliedern der Vereinigung „Energie mat Verstand“ und dem Schöffenrat: Sollte das Projekt der WKA vor Bürden nicht von der Ettelbrücker Gemeinde verworfen werden, könnte der Gemeinderat aus Erpeldingen/Sauer die Möglichkeit wahrnehmen, kein Referendum zum Thema „Nordstad“-Fusion zu organisieren, was in dem Fall das Fusionsvorhaben der fünf Gemeinden Bettendorf, Diekirch, Erpeldingen/Sauer, Ettelbrück und Schieren blockieren, um nicht zu sagen unmöglich machen würde. „Affaire à suivre!“

Viele nützliche Informationen

Die neu gegründete Vereinigung „Energie mat Verstand a.s.b.l.“ hat eine große Anzahl von Informationen zum Thema Windkraftanlagen zusammengetragen, aufgearbeitet und in Form gebracht, um sie auf der Internetseite www.energiematverstand.lu der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hier gibt es Einsicht in unzählige Studien, in den gesamten Werdegang des geplanten WKA-Projektes in Bürden, es werden politische Reaktionen und Fallbeispiele aufgeführt, Audio-Dateien veröffentlicht und nicht zuletzt kommen Fachleute in Sachen Umwelt zu Wort.

Die Distanzen zwischen dem geplanten Standort auf der Hasenbach („Wandmillen“) und den Wohnvierteln
Die Distanzen zwischen dem geplanten Standort auf der Hasenbach („Wandmillen“) und den Wohnvierteln Quelle: Archiv

Kier
22. Januar 2021 - 20.42

@Monica "Et feed een sech och firwat een d’Leit mat esou enger riesen Anlag schickaneieren muss. 330m heisch. Ass dat een Denkmal? Den Schied wärt dei Gemeng richteg nerven. All 3 Sekonnen flitt een Schied lanscht. Dat mescht dech jo mell" An dann dat Mier, dat déi Wolleke produzéiert, déi Schied maachen, dat misst verbuede sinn. Wann Der gutt kuckt, da gesitt der, dass d'Äerd sech beweegt an doduerch d'Sonn hir Positioun verännert. Déi ganz Südlech Säit vum Planéit kritt iwwerhaapt kee Schied mat.

Gariuen
22. Januar 2021 - 20.37

Ass Bürden sou no bei Köln? Wann net, dann ass et jo kee Problem.

Philippe
22. Januar 2021 - 16.54

@Monica Ech verstinn, dass den Ubléck vun engem Wandrad net agreabel ass, mee wat d’Ausso ubelaangt, solle mer bei Fakte bleiwen: net 330, mee 230 m héisch ass d’Rad, an d’Basis läit laut geoportail 30 m ënnert dem niddregsten Haus vu Bierden, also ass relativ gesinn d’Rad 200 m héisch, bei enger Distanz vu 750 m. Wou soll do aus Richtung plein sud ee Schied op d’Terrasse zu Bierden falen?

Till Spiggel
22. Januar 2021 - 16.53

@lucilinburhuc: Wir brauchen keine Kriege unser Land zu zerstören.Sankt Florian derer an.

Monica
22. Januar 2021 - 15.04

Et feed een sech och firwat een d'Leit mat esou enger riesen Anlag schickaneieren muss. 330m heisch. Ass dat een Denkmal? Den Schied wärt dei Gemeng richteg nerven. All 3 Sekonnen flitt een Schied lanscht. Dat mescht dech jo mell

lucilinburhuc
22. Januar 2021 - 13.51

Ein einzige Windmühle anstatt von 4 kleinere, halb so gross. Gleiche Energiegewinnung, weniger Lärm, weniger Gefahr für Vögel, aber mehr Wiederstand durch NIMBIEs.

Dëppengeisser
22. Januar 2021 - 12.02

Do geseit een wei er dei Hären von Dikkrech an Ettelbrëck mag denen Klänge Gemengen an der Nordstadt ëmginn!