Anteil am Verbrauch Erneuerbare Energie: Die Zahlen sind nicht so schlecht, wie sie aussehen

Anteil am Verbrauch  / Erneuerbare Energie: Die Zahlen sind nicht so schlecht, wie sie aussehen
Bei der Versorgung mit Strom ist Luxemburg von Importen abhängig Foto: AP/Michael Sohn

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Laut den Zahlen von Europas statistischem Institut Eurostat ist Luxemburg, was der Anteil von erneuerbaren Energien am Stromverbrauch anbelangt, der zweitschlechteste Schüler in der Europäischen Union. Die Zahlen sind aber nicht so schlecht, wie sie aussehen. Sie sind sogar deutlich besser.

Vor einigen Tagen hat Eurostat Zahlen zum Anteil von erneuerbaren Energiequellen im Stromverbrauch der Mitgliedsländer im Jahr 2019 veröffentlicht. Luxemburg schneidet dabei sehr schlecht ab. Europaweit haben erneuerbare Energiequellen 34 Prozent des Bruttostromverbrauchs in der EU ausgemacht, so Eurostat. Nur in Malta, Zypern, Luxemburg und Ungarn lag der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen bei 10 Prozent oder weniger.

In Österreich und Schweden wurden derweil mehr als 70 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt, so das statistische Institut. Auch in Dänemark (65 Prozent), Portugal (54 Prozent) und Lettland (53 Prozent) machten erneuerbare Energien mehr als die Hälfte des in diesen Ländern verbrauchten Stroms aus.

Laut Eurostat stehen erneuerbare Energien hierzulande für nur 10 Prozent des verbrauchten Stroms 
Laut Eurostat stehen erneuerbare Energien hierzulande für nur 10 Prozent des verbrauchten Stroms  Screenshot: Eurostat

Schlussendlich ist der Anteil der Erneuerbaren am verbrauchten Strom höher, als die Zahlen zeigen. So ergibt einerseits eine Nachfrage beim „Institut luxembourgeois de régulation“ (ILR), der Aufsichtsbehörde des Sektors, dass sich ihre Berechnungen leicht von denen von Eurostat unterscheiden. Anstelle von 10 Prozent liege der Anteil der Erneuerbaren am Verbrauch (laut europäischer Berechnung) hierzulande somit bei 12,2 Prozent.

Zudem klammert Eurostat in seiner Analyse die Stromimporte aus der Rechnung aus. Für Luxemburg, wo nur ein geringer Anteil des Verbrauchs durch die nationale Produktion abgedeckt wird, ist die Art der Eurostat-Rechnung somit ziemlich bedeutungslos. Sie zeigt lediglich, dass in Luxemburg – verglichen mit dem Verbrauch – nicht viel erneuerbarer Strom erzeugt wird.

Hintergrund dieser Art der Berechnung ist, dass nicht feststellbar ist, welcher Strom physisch gerade in der Leitung fließt (ob der Strom mit Kohle oder mit Wind hergestellt wurde, kann man weder sehen noch riechen). Da zudem die meisten Länder Europas quasi Selbstversorger sind, ist es einfacher, nur die nationale Produktion zu untersuchen.

Luxemburg ist jedoch, was Energie anbelangt, von Importen abhängig. Ein europäischer Sonderfall. Gerade mal 15,9 Prozent des Verbrauchs wurde 2019 durch die nationale Produktion abgedeckt. Von diesen 15,9 Prozent stammten etwas mehr als zwei Drittel (77 Prozent) aus erneuerbaren Quellen.

Aus 10 Prozent werden 59 Prozent

Was nun den wirklichen Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch des Landes im Jahr 2019 (so wie der gelieferte Strom bezahlt wurde) anbelangt, so sind die Zahlen deutlich besser. Insgesamt stammten 2019 starke 59 Prozent des nationalen Strommixes aus erneuerbaren Quellen. Den größten Anteil stellte mit 46,9 Prozentpunkten die Wasserenergie, gefolgt von Biomasse (5,5 Prozentpunkte) und Wind (4,8 Prozentpunkte). Die Sonne stand demnach 2019 nur für 1,8 Prozent des nationalen Strommixes.

Zusammensetzung des Luxemburger Strommixes im Jahr 2019
Zusammensetzung des Luxemburger Strommixes im Jahr 2019 Quelle: ILR

Fossile Energien standen 2019 für 30,2 Prozent am nationalen Stromverbrauch – Kohle/Braunkohle davon für 8,7 Prozentpunkte. Die restlichen 10,7 Prozent wurden von Atomkraftwerken geliefert.

Verglichen mit dem Vorjahr 2018 handelt es sich um eine deutliche Verbesserung: Damals stammten nur 53,9 Prozent des nationalen Strommixes aus erneuerbaren Energien. Im Jahr 2017 waren es 55,3 Prozent.

Europaweit ist der Anteil an erneuerbaren Energiequellen am Bruttostromverbrauch 2019 auf 34 Prozent gestiegen, so Eurostat. (Das ist somit eigentlich ein deutlich kleinerer Anteil als in Luxemburg.) Im Vorjahr waren es erst 32 Prozent. Mehr als zwei Drittel des gesamten aus erneuerbaren Quellen erzeugten Stroms entfielen europaweit auf Wind- und Wasserkraft (jeweils 35 Prozent). Solarenergie stand für 13 Prozent. Die Solarenergie ist die am schnellsten wachsende Quelle, schreibt Eurostat weiter. 2008 stand sie nur für 1 Prozent am Bruttostromverbrauch.