FrankreichEntsetzen nach Ermordung eines Lehrers – mehrere Festnahmen

Frankreich / Entsetzen nach Ermordung eines Lehrers – mehrere Festnahmen
Die Teilnehmer einer Kundgebung vor einer Mittelschule halten nach einer brutalen Messerattacke Rosen und Schilder mit der Aufschrift „Ich bin Lehrer – ich verteidige die Meinungsfreiheit“. Nach der mörderischen Attacke auf einen Lehrer bei Paris sind fünf weitere Menschen festgenommen worden. Der mutmaßliche Täter war kurz nach der Tat von der Polizei getötet worden. Foto: dpa/AFP/Bertrand Guay

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mitten auf der Straße wird ein Lehrer auf brutale Weise aus dem Leben gerissen. Die Ermittler gehen von islamistischem Terror aus – erst vor wenigen Wochen hatte ein Mann in Paris Menschen mit einem Messer angegriffen. Dieses Mal trifft es das Herz der Republik: die Bildung.

Nach der mutmaßlich terroristisch motivierten Ermordung eines Lehrers in einem Pariser Vorort herrscht in Frankreich riesiges Entsetzen. Er ist ersten Erkenntnissen nach enthauptet worden. Die Polizei nahm aus dem Umkreis des mutmaßlichen Täters mehrere Menschen fest, wie die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am Samstag bestätigte. Der mutmaßliche Angreifer selbst war bereits am Freitag von der Polizei getötet worden. Die Staatsanwaltschaft wollte sich am Nachmittag äußern.

„Mein erstes Gefühl ist zunächst einmal Angst, aber ich glaube, es ist genau das, wonach diese Terroristen suchen“, sagte die Beigeordnete Ministerin im Innenministerium, Marlène Schiappa, dem Sender Franceinfo. „Die Schule bildet den freien Geist, aufgeklärte Bürger – und genau das ist es, was die Islamisten, die von Dummheit, Unwissenheit, Indoktrination und Hass leben, nicht tolerieren können.“

Auf offener Straße

Die grausame Tat hatte sich am Freitagnachmittag im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ereignet. Dort soll der Geschichtslehrer auf offener Straße von dem Angreifer attackiert worden sein. Präsident Emmanuel Macron hatte sich noch am Abend zum Tatort aufgemacht, in einer kurzen Erklärung aber keine Details zur Tat genannt. Der sichtlich erschütterte Macron nannte den Angriff einen islamistischen Terrorakt. Sowohl der Bürgermeister des Ortes als auch Schiappa sprachen von einer Enthauptung.

Insgesamt waren am Samstag neun Menschen in Polizeigewahrsam. Berichten nach soll es sich um Angehörige des mutmaßlichen Täters sowie andere Personen handeln. Der mutmaßliche Täter ist laut Medien ein 18-jähriger Tschetschene, der in Moskau geboren wurde. Er soll nach der Tat im Netz mit dem Tod des Mannes geprahlt haben und war Schiappa zufolge den Geheimdiensten vorher nicht bekannt.

Über das Motiv der Tat wird in Frankreich spekuliert. Der Lehrer soll im Unterricht beim Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt haben. Schon zuvor hatten Islamisten in Frankreich und anderen Staaten wegen solcher Karikaturen gemordet. An der Schule habe es auch Unmut darüber gegeben; der Lehrer sei bedroht worden, berichtete der Sender Franceinfo. Der Vater eines 13-Jährigen sagte dem Sender France Inter, dass der Lehrer muslimische Schüler gefragt habe, ob sie den Raum verlassen wollten, bevor er die Bilder zeigte. Der Lehrer sei nicht „herablassend oder respektlos“ gewesen.

Kampf gegen Terror zur Priorität gemacht

Macron hatte sich bereits am Freitagabend sehr deutlich hinter die Lehrkräfte gestellt. Es sei kein Zufall, dass ein Terrorist ausgerechnet einen Lehrer ermordet habe, weil er das Land in seinen Werten habe angreifen wollen, sagte der Staatschef. Aus Elysée-Kreisen hieß es, dass eine nationale Gedenkfeier geplant sei. Das Datum stehe allerdings noch nicht fest.

Im Kampf gegen radikalen Islamismus hatte der Staatschef zuletzt vor allem auf die Bildung als zentrales Element gesetzt. Der Fernunterricht von Kindern, die zu Hause bleiben, solle vom kommenden Sommer an strikt eingegrenzt werden, kündigte Macron Anfang Oktober an. Ausnahmen solle es nur noch aus Gesundheitsgründen geben. Unterricht sei vom Alter von drei Jahren an verpflichtend.

Erst vor wenigen Wochen hatte es vor dem ehemaligen Redaktionsgebäude des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris eine Messerattacke gegeben. Dabei wurden zwei Menschen verletzt – auch hier hat der Täter veröffentlichte Mohammed-Karikaturen als Motiv für die Tat angegeben.

Auf die Redaktion von Charlie Hebdo hatte es im Januar 2015 einen verheerenden Mordanschlag gegeben, bei dem die wichtigsten Zeichner des Blattes getötet wurden. Aktuell läuft in Paris der Prozess gegen mutmaßliche Helfer der islamistischen Terrorserie im Januar 2015, bei der insgesamt 17 Menschen getötet wurden.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert – dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Regierung hat den Kampf gegen den Terror zu einer Priorität gemacht und warnt immer wieder, dass die Gefahr von Terrorangriffen sehr hoch sei.

HTK
18. Oktober 2020 - 9.47

@Realist, als "geständiger" Atheist gebe ich ihnen Recht.Zivilcourage ist nicht jedermanns Sache.Das habe ich bei X-Gelegenheiten herausgefunden. "Wenn etwas Ungerechtes passiert ist es die Pflicht jedes Bürgers aufzustehen und lauthals zu protestieren" das sind die Worte von T.Jefferson. Allerdings wenn ich unverblümte Kritik am Islam,Christentum oder jeder anderen Geisterreligion übe und sie wird zensiert,dann kann ich auch nichts beitragen.PS: Ein T-Shirt habe ich schon einige Jahre.Es ist von Richard Dawkins Org. Es steht drauf: " Wir stammen alle vom Affen ab." Nur,Affen köpfen keine Lehrer.

Realist
17. Oktober 2020 - 20.18

Wenn es um die Freiheit so schlecht bestellt ist, dass nicht "nur" mehr Journalisten und Karikaturisten ihr Leben wegen ein paar Bildchen riskieren, sondern wirklich jeder Bürger, ist es an der Zeit, die Sache anders anzupacken. Wieso nicht mit einer Provokation "à outrance"? Die EU soll zig Millionen T-Shirts, Banner, Aufkleber, Masken usw. bereitstellen, bedruckt mit den berüchtigten Karikaturen und womöglich weiteren, religionskritischen Darstellungen und Slogans. An einem bestimmten Tag - etwa einem europaweiten "Tag der Gewissens- und Meinungsfreiheit" - müssten dann möglichst viele Bürger diese offen tragen. Die Foren - auch hier im Tageblatt - sind doch stets voll mit Kommentatoren, die sich stolz als Atheisten, Agnostiker, Kirchenkritiker, "Pfaffenfresser", enttäuschte Ex-Christen, usw. usf. bezeichnen. Jetzt wäre ihre Stunde gekommen. Mit so einem Bekenntnis zur Freiheit könnten zudem Menschenleben wie das jenes Lehrers gerettet werden. Millionen Menschen können islamistische Fanatiker nämlich nicht gleichzeitig den Hals durchschneiden. Also werden sie hilflos zusehen müssen, toben, schäumen, sich auf dem Boden wälzen, sich selbst blutig peitschen, Flaggen verbrennen - was eben in jenem Kulturkreis so alles als Frustrationsäusserung üblich ist. Aber irgendwann werden sie akzeptieren müssen, dass ihre Religion für andere nicht sakrosankt ist.

jean-pierre goelff
17. Oktober 2020 - 17.59

Daat wat am Frankreich geschit ass,daat ass nëmmen d'Resultat vun deem ,,die Geister die ich rief,, an vun engem ,,n'importe-quoi,, vun den Politiker,an daat zenter baal 30 Joër!Mee,daat därf een jo nit soën,ewell d'Wourichkeet deet weï!

teacher
17. Oktober 2020 - 16.36

Hunn den SNE, SEW, MEN... da winstens och op hiren homepagen condoléiert? Oder trentelen se rem a blaméieren di luxo entsat Kollégen?