Die nächste Hungersnot in Afrika vermeiden

Die nächste Hungersnot in Afrika vermeiden
In this photo taken on Tuesday, Jan.26, 2016, a farmer shows his failed crops and farmland in the Megenta area of Afar, Ethiopia. The farmer said he has lost 100 percent of his crops. Morbid thoughts linger on people’s minds in the area. The crops have failed and farm animals have been dying amid severe drought that has left Ethiopia appealing for international help to feed its people. (AP Photo/Mulugeta Ayene)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Von Stephanie Hanson und Whitney McFerron.

Nach einer über ein Jahrzehnt dauernden rückläufigen Entwicklung steigt die Zahl hungernder Menschen auf der Welt wieder an. Dieses Jahr war von der schlimmsten globalen Nahrungsmittelkrise seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt, wobei im Südsudan, im Jemen, in Somalia und Nigeria entweder Hungersnöte herrschten oder man knapp davorstand. Allein in diesen vier Ländern leben über 20 Millionen Menschen in gravierender Ernährungsunsicherheit und die Vereinten Nationen schätzen, dass 1,8 Milliarden an humanitärer Soforthilfe benötigt werden.

Politische Instabilität und Konflikte haben zwar enorm zu dieser Ernährungsunsicherheit beigetragen, aber eine unzureichende Nahrungsmittelproduktion hat die Spannungen und den Hunger wohl auch verschärft. In Afrika südlich der Sahara, wo sich drei der vier von Hunger bedrohten Länder befinden, blieben die Ernteerträge lange Zeit hinter den im Rest der Welt erzielten Erträgen zurück, weil unzureichende landwirtschaftliche Produktionsmittel wie qualitativ minderwertiges Saatgut und schlechter Dünger zum Einsatz kamen.

Investitionen in die Landwirtschaft zählen zu den wirksamsten Methoden, den Hunger zu beenden und die politische Stabilität zu verbessern. Allein in Afrika südlich der Sahara gibt es über 50 Millionen Kleinbauern und von ihren Ernteerträgen leben viele weitere Millionen Menschen. Afrikanischen Ländern, die stark in die landwirtschaftliche Entwicklung und Kleinbauern investierten, gelang es, Hungersnöte zu vermeiden.

Man denke an das Beispiel Äthiopiens, das Mitte der 1980er-Jahre eine der schlimmsten Hungersnöte der Geschichte erlebte. Im Laufe dieser durch Konflikte und Dürren ausgelösten Krise starben geschätzt eine Million Menschen und das Land brauchte viele Jahre, um wieder auf die Beine zu kommen.

Dürre ist zurückgekehrt

Heute herrscht in Äthiopien Frieden, aber die Dürre ist zurückgekehrt. Im Jahr 2016 litt das Land unter der trockensten Vegetationsperiode seit 50 Jahren. Und trotzdem kam es in Äthiopien letztes Jahr zu keiner Hungersnot. Freilich, es gab hungrige Menschen, aber die Katastrophe konnte abgewendet werden. Oxfam führt dies auf die Tatsache zurück, dass die Regierung besser darauf vorbereitet war, Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln und Wasser zu versorgen. Außerdem hat das Land auch seine landwirtschaftliche Infrastruktur immens verbessert und neue Bewässerungs- und Trinkwassersysteme versorgen die Menschen in ländlichen Gebieten mit sauberem und sicherem Wasser.

Über ein Jahrzehnt war landwirtschaftliche Entwicklung oberste Priorität der äthiopischen Regierung. Im Jahr 2010 gründete man die Äthiopische Agentur für einen Richtungswechsel in der Landwirtschaft – eine öffentliche Institution, die sich um Produktivitätssteigerung auf dem landwirtschaftlichen Sektor kümmert. Der renommierte britische Autor und Afrika-Forscher Alex de Waal stellte fest: “ Die Politik schafft Hungersnöte und die Politik kann sie beenden.“ Äthiopien ist ein Beispiel dafür. Obwohl im Rahmen von Hilfsmaßnahmen immer noch Beiträge aus dem In- und Ausland fließen, haben die langfristigen Investitionen Äthiopiens für eine Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Landes gesorgt.

Vermehrte strategische Investitionen in die Landwirtschaft durch afrikanische und internationale Geber könnten auch anderen Ländern in der Region zu ähnlichen Erfolgen verhelfen. Aufgrund des Klimawandels werden derartige Investitionen noch dringlicher, da extreme Wettereignisse – sowohl Überschwemmungen als auch Dürren – in ganz Afrika südlich der Sahara immer häufiger auftreten.
Allerdings können die Bauern auch ohne Unterstützung der Regierung sofort einfache und kostengünstige Maßnahmen zur Linderung der Klimaschocks ergreifen. Durch den Einsatz intelligenter Anbaumethoden wie dürreresistenten Saatguts, Mischkulturen, Kompostierung und Diversifizierung von Kulturen können Bauern die Auswirkungen extremer Witterungsbedingungen zu geringen Kosten abmildern.

Bäume zählen zu den wirksamsten Werkzeugen, die uns im Kampf gegen den Klimawandel zur Verfügung stehen und sie sind für Kleinbauern auch wirtschaftlich sinnvoll. Ein Bauer, der zwei US-Dollar in Setzlinge investiert, kann nach zehn Jahren einen Gewinn von über 80 US-Dollar erzielen, wenn einige der ausgewachsenen Bäume gefällt und verkauft werden. Außerdem kommen Bäume während ihres Wachstums auch der Umwelt zugute – indem sie Kohlendioxid aufnehmen, die Bodengesundheit verbessern und Erosionen verhindern.

Wetterschocks

Bauern, die über eine Vermögensbasis – bestehend aus Bäumen, Vieh oder Bargeld aus dem Verkauf von Ernteüberschüssen – verfügen, sind besser in der Lage, Wetterschocks standzuhalten. Und wie unsere Organisation derzeit in sechs afrikanischen Ländern zeigt, können Bauern ihre Vermögensbasis mithilfe von Schulungen und finanzieller Unterstützung aufbauen. Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass afrikanische Regierungen und bilaterale Geber ihre Investitionen in Programme verstärken sollten, im Rahmen derer Bauern Fähigkeiten vermittelt werden, langlebige Nutzpflanzen, insbesondere Bäume, nachhaltig zu produzieren. Kostengünstige Praktiken – wie das Anpflanzen in Reihen, das richtige Jäten und der Einsatz von Düngern in Mikrodosierungen – haben sich als bewährte Methoden zur drastischen Steigerung der Ernteerträge erwiesen.

Angesichts der sich in den nächsten Jahren verstärkenden Auswirkungen des Klimawandels müssen sich die afrikanischen Kleinbauern nun auf eine turbulente Zukunft vorbereiten. Die Vereinigten Staaten waren in der Vergangenheit der weltgrößte Geber für Programme zur weltweiten Ernährungssicherheit, aber die Zukunft dieser Führungsrolle ist unter Präsident Donald Trump ungewiss. Obwohl Initiativen zur globalen Ernährungssicherheit im US-Kongress parteiübergreifende Unterstützung genießen, empfiehlt man in dem von der Trump-Administration vorgeschlagenen Auslandshilfe-Budget eine rigorose Kürzung der Mittel für diese Programme.

Angesichts dieser nachlassenden Unterstützung der USA müssen afrikanische und europäische Regierungen, Stiftungen, internationale Geber und Fachleute bereit sein, einzuspringen, um den afrikanischen Bauern zu helfen, langfristige Belastbarkeit aufzubauen. Investitionen in die Landwirtschaft sind die effizienteste Möglichkeit, die Ernährungssicherheit in Afrika zu verbessern und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Menschen an vorderster Front im Kampf gegen den Klimawandel eine florierende Wirtschaft und nachhaltige, gesunde Lebensräume erhalten können.
Nur durch sorgfältige Planung und indem man sich an Ländern wie Äthiopien ein Beispiel nimmt, können die Länder in Afrika südlich der Sahara die Ursachen des Hungers bekämpfen. Ernährungssicherheit ist zwar ein komplexes Problem, aber die Vermeidung von Hungersnöten muss es nicht sein.

Die Autoren:
Stephanie Hanson ist Vizepräsidentin für Strategie und Partnerschaften bei One Acre Fund. Whitney McFerron ist Autorin und Redakteurin bei One Acre Fund. Copyright: Project Syndicate, 2017. www.project-syndicate.org Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier.

Jacques Zeyen
9. Januar 2018 - 9.36

Geburtenkontrolle,Technologie,Bildung (Aufklärung). Das sind die wichtigsten Rezepte. Alle denken's,keiner sagt's.