WirtschaftDie Luxemburger Industrie schrumpft immer weiter

Wirtschaft / Die Luxemburger Industrie schrumpft immer weiter
Ersetzt wurde die Industrie in den letzten Jahren in der Luxemburger Wirtschaft vor allem durch den Bereich der spezialisierten Unternehmensdienstleistungen Foto: AP/Oliver Multhaup

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In Luxemburg schrumpft die Industrie stetig weiter. Ende letzten Jahres stand sie nur noch für 5,6 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. In keinem anderen europäischen Land hat sie weniger Gewicht. Seit zwei Jahren ist sie jedoch nicht nur als Anteil an der Wirtschaft geschrumpft, sondern auch in Euros und in Arbeitsplätzen ausgedrückt.

Früher war Luxemburg stolz auf seine Industrie. Dank der Stahlindustrie war Luxemburg zu einem wohlhabenden Land geworden. Nach den Jahren der Stahlkrise ging es mit der Industrie dann abwärts. Hatten 1975 noch über 40 Prozent der Beschäftigten in der Industrie gearbeitet, so waren es 1990 bereits weniger als 20 Prozent. Die Rolle als Lokomotive der nationalen Wirtschaft wurde nach und nach vom Finanzsektor übernommen.

Auch die Folgejahre waren für Europas Industrie keine Boomzeit. In der Großregion konnte das verarbeitende Gewerbe nur im Saarland Zuwächse verbuchen. Im Euro-Raum insgesamt ist der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung zwischen 1995 und 2020 von über 23 Prozent auf 18,9 Prozent geschrumpft.

In Luxemburg war der Rückgang deutlich ausgeprägter: Von 14,9 auf nur noch 5,6 Prozent ist ihr Anteil zurückgegangen. In keinem anderen Land der Währungsunion ist das Gewicht der Industrie geringer. Nur in Luxemburg und Zypern (7,9 Prozent) ist ihr Gewicht unter die Marke von 10 Prozent gefallen. In Ländern wie Deutschland (22,9 Prozent), Dänemark (17,9 Prozent), Österreich (21,3 Prozent) oder der Schweiz (20,4 Prozent) sieht die Situation ganz anders aus, wie Zahlen von Eurostat zeigen.

Entwicklung des Anteils der Industrie an der Wirtschaftsleistung
Entwicklung des Anteils der Industrie an der Wirtschaftsleistung Quelle: Eurostat

Geschrumpft ist derweil nicht nur der Anteil der Industrie in der Gesamtwirtschaft. Auch ihr Anteil an der Beschäftigung war zwischen 1995 und 2020 rückläufig: von 16,7 auf 7,9 Prozent. Im Jahr 2020 hat sich der Schrumpfungsprozess derweil weiter beschleunigt. Die Zahl der Arbeitsplätze ist nicht mehr nur im Vergleich zu anderen Bereichen, sondern insgesamt, zurückgegangen. Sieht man einmal ab von der Wasser- und der Energiewirtschaft, so hat das verarbeitende Gewerbe im Laufe des Jahres 2020 etwa 600 Arbeitsplätze abgebaut. In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 verlief es nicht besser: Die Zahl der Jobs ist um weitere 300 Stellen, auf nunmehr 32.000 geschrumpft.

In erwirtschafteten Euros ausgedrückt, geht es mittlerweile ebenfalls abwärts mit der Luxemburger Industrie. Während ihre Wertschöpfung zwischen 1995 und 2018 noch von 2,23 auf 3,83 Milliarden Euro gestiegen ist, so ging es in den Jahren 2019 und 2020 bergab. Auf nunmehr 3,27 Milliarden Euro.

Auch wenn die eine oder andere Produktionslinie für Masken und Desinfektionsmittel mit massiver staatlicher Unterstützung errichtet wurde, so machte die Branche, etwa mit ArcelorMittal und Guardian, vor allem wegen Kürzungen von sich reden. Neue Projekte gestalten sich derweil schwierig. So wie die Bevölkerung sich kaum für den Finanzplatz begeistert, stoßen auch neue industrielle Projekte immer mehr auf Ablehnung. Man erinnert sich an ewige Debatten um eine Joghurtfabrik, und an die Firma Knauf Insulation, die hierzulande ein Werk zur Herstellung von Steinwolle errichten wollte, dies nun 20 Kilometer hinter der französischen Grenze tut.

Ersetzt wurde die Industrie in den letzten Jahren in der Luxemburger Wirtschaft vor allem durch den Bereich der spezialisierten Unternehmensdienstleistungen. Zwischen 1995 und 2020 ist ihr Anteil an der Luxemburger Wirtschaftsleistung von 5,5 auf 12,5 Prozent gestiegen. Auch bei der Zahl der Arbeitsplätze hat sich ihr Anteil verdoppelt, von 8,5 auf 16,9 Prozent.

Auch der Anteil des Staates (im weitesten Sinne) hat stark zugelegt: von 13,8 auf 17,7 Prozent. Das Gewicht des Finanzplatzes ist hingegen relativ stabil geblieben: zwischen 1995 und 2020 von 24 auf 25,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Sein Anteil an der Beschäftigung ist in den 25 Jahren von 10,4 auf 10,8 Prozent gestiegen.

Wirtschaftssektoren als Anteil an der Zahl aller Arbeitsplätze im Jahr 2020
Wirtschaftssektoren als Anteil an der Zahl aller Arbeitsplätze im Jahr 2020 Quelle: Eurostat

Das Schließen der „Schmelzen“ wurde in der Vergangenheit mit Trauer und Melancholie begleitet, wie dieses Lied auf YouTube zeigt

Grober J-P.
29. Juni 2021 - 10.08

Weiter so mit den Dienstleistern, mal sehen wie lange das noch anhält. Ich hab Angst, dass Papa Staat in Zukunft seine Diener nicht mehr bezahlen kann. Joghurtfabrik als Industrie zu bezeichnen, na ja, dann schon eher die Steinwollefabrik. Wie wär es mit Batterietechnik oder Solar oder Wasserstoff. Komm, wir machen es wie die Schweizer und bauen Uhren, Stahl können wir ja angeblich nicht mehr innovativer, Glas noch weniger.