Escher ConservatoireDie etwas andere „Rentrée“ in Corona-Zeiten

Escher Conservatoire / Die etwas andere „Rentrée“ in Corona-Zeiten
Vor allem bei Blasinstrumenten ist die Trennscheibe zwischen Schüler und Lehrer unverzichtbar Foto: Editpress/Anne Lommel

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Seit Donnerstag hat auch das Escher „Conservatoire“ seine Kurse wieder aufgenommen. Rund 1.000 Musikschüler werden hier unterrichtet. Die Corona-Pandemie erfordert auch hier besondere Maßnahmen. Das Tageblatt war bei der „Rentrée“ der etwas anderen Art dabei. 

Gleich am Haupteingang bemerkt man den Unterschied. Hier kommt man nur noch rein, nicht mehr raus. Hinaus geht es über den Innenhof. Die Schüler sollen sich so wenig wie möglich kreuzen. „Die Maßnahmen sind im Grunde genommen dieselben wie in den Grundschulen“, sagt Direktor Marc Treinen. Ihm ist die Freude, dass es wieder losgeht, deutlich anzumerken. Wegen der Pandemie hatte er einen deutlichen Rückgang der Schülerzahl befürchtet. Einerseits, weil man die Gruppengrößen verkleinern musste und andererseits wegen der Angst vor dem Virus. Die Sorge aber war unbegründet: Mit rund 1.000 Einschreibungen hat man das Vorjahresniveau erreicht. 

In den „Solfège“-Klassen steht eine große Plexiglas-Vorrichtung genau vor dem Lehrerpult. Die Klassengrößen wurden von sonst 15 auf zehn bis zwölf Schüler reduziert. Die Lehrer müssen dadurch mehr Klassen übernehmen. „Durch Umstrukturierungen und Anpassungen im Stundenplan haben die Lehrer summa summarum aber keine zusätzliche Arbeit erhalten. Es ist mehr oder weniger gleich geblieben“, erklärt Marc Treinen. 66 Musiklehrer beschäftigt das „Conservatoire“, sie geben zusammen genommen 2.200 Kurse. Insgesamt arbeiten 80 Personen daran, den Musikbetrieb aufrechtzuerhalten. Zur „Rentrée“ haben sie sich etwas einfallen lassen. Damit kein Chaos am ersten Unterrichtstag entsteht, werden die Schüler der „Solfège“-Klassen bereits vor dem Eingang von den Lehrern empfangen. Um 16.30 Uhr sind das gleich fünf Klassen. Viele Eltern sind dabei. Nach einem ersten Briefing unter freiem Himmel werden die Gruppen separat ins Gebäude zu den Sälen gelotst.

Bereits bei den Einschreibungen machte sich Corona bemerkbar. Erstmals konnten sie online erfolgen. „Dieser Schritt war eigentlich schon lange fällig“, sagt Marc Treinen, „der Nachteil aber ist, dass die persönlichen Beratungsgespräche dadurch zu kurz kommen.“ Noch im vergangenen Schuljahr mussten die 1.000 Schüler zur Einschreibung persönlich erscheinen, jetzt mussten das nur noch die Neuzugänge tun. Und zwar, nachdem sie online einen Termin bekommen haben. Etwa 250 „Frischlinge“ gibt es pro Jahr.

„Unter dem Strich hat das gut funktioniert“, sagt Treinen. „Und die Akzeptanz der Leute ist auch größer. Einerseits für die Hygiene-Maßnahmen und andererseits wenn der Stundenplan des Schülers vielleicht nicht mehr ganz so gut aufgeht wie zuvor.“ Auch Letzteres hat mit Corona und der daraus resultierenden Anpassung der Klassengrößen zu tun. Damit Schüler eventuelle Wartezeiten verkürzen können, hat die Cafeteria wieder geöffnet. Zunächst hieß es, sie würde geschlossen bleiben. Doch weniger Tische und Stühle ermöglichen den Betrieb. Allerdings wird sie bei Vorführungen geschlossen bleiben, um Menschenansammlungen zu verhindern, so der Direktor.

Die Plexiglas-Konstruktionen sind auch in den Musiksälen im ersten und zweiten Stock des Gebäudes omnipräsent. Dort finden die Einzelkurse mit den Instrumenten statt. Sie sind wesentlich kleiner als die „Solfège“-Klassen, so dass eine Trennscheibe nötig ist, damit Lehrer und Schüler auf Distanz bleiben. Und natürlich gibt es zum Beispiel bei Blasinstrumenten das Problem der Aerosole. Daher wird streng geteilt musiziert. „Man kann den Schülern dadurch nicht genauso gut helfen wie zuvor“, bedauert Klarinetten-Lehrer Romain Gross. Einfach so rübergehen und dem Schüler zeigen, was er falsch macht, geht nicht mehr so ohne Weiteres. Wo Distanz nicht möglich ist, zum Beispiel beim Klavierunterricht, muss ein Mundschutz getragen werden, genau wie in den Gängen auch.

Die Instrumente werden regelmäßig desinfiziert. Zudem wurden zusätzliche Mundstücke für die Blasinstrumente geordert. „90% der Schüler bringen ihr eigenes Instrument mit. Aber beim Klavier oder der Harfe geht das natürlich nicht. Die müssen regelmäßig desinfiziert werden“, erklärt Marc Treinen. Es versteht sich von selbst, dass das beim Wert dieser Instrumente sehr vorsichtig geschehen muss. Die Schüler müssen sich zudem vor Betreten des Gebäudes die Hände desinfizieren. Handdesinfektionsmittel sind innerhalb des Conservatoire omnipräsent. Reininungsteams sind jetzt den ganzen Tag über unterwegs.

Während des Lockdowns funktionierte der Unterricht online. Anschließend wurden im April Einzelkurse an den Instrumenten wieder aufgenommen. So richtig wieder los mit dem Musikbetrieb geht es aber erst jetzt. Direktor Treinen ist jedenfalls mit dem ersten Tag zufrieden: „Nichts ist frustrierender, als wie im Frühjahr alleine durch ein menschenleeres Konservatorium zu laufen“, blickt er zurück. 

Direktor Marc Treinen mit Mundschutz: „Nichts ist frustrierender, als alleine durch ein menschenleeres Konservatorium zu laufen“
Direktor Marc Treinen mit Mundschutz: „Nichts ist frustrierender, als alleine durch ein menschenleeres Konservatorium zu laufen“ Foto: Editpress/Anne Lommel