Die 19. Ski-Meisterschaft der Luxemburger in Adelboden ist wieder ein Familientreffen

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Für Olympiateilnehmer Matthieu Osch, Jacques Lanners und Gwyneth Ten Raa gehören Rennen in den Alpen fast schon zum Alltag, doch für so ziemlich alle anderen und vor allem die vielen Sportler der Lasel waren die Skiwettbewerbe bei traumhaften Schneebedingungen und wunderschönem Winterwetter am Samstag etwas ganz Besonderes. Und gleich am Anfang gab es ja noch die Premiere eines verbandsübergreifenden Vertical Race der Flera und FLS, aber auch zwischen der Langlauf- und Alpin-Fraktion.

Von Chrëscht Beneké

Seit 2000 versammeln sich jedes Jahr in Adelboden die Skiverrückten des Großherzogtums und vor allem ihr Nachwuchs. Nach dem freitäglichen Training in ihrer jeweiligen Disziplin und nach Schließung der Lifte und Pisten eroberte erstmals ein buntes luxemburgisches Sammelsurium an Sportlern den „Chuenisbärgli“ von unten bei einem Vertical Race. Hierbei handelt es sich um eine Wettkampfvariante des Tourenski, bei der die Athleten auf ihren Skiern die Berghänge hochstürmen.

Auf dem flachen Anfang diktierten die jungen Ben Frank und Calvin Lanners ein Mordstempo, ehe sich im ersten Steilstück der ambitionierte Tourenskifahrer Jacques Lanners herankämpfte und seinen Sohn gleich distanzierte. „Nach dem Steilstück galt es, den Weg zu finden und meinen Vorsprung zu verwalten“, erklärte er seinen Erfolg, den der Sohn auf Platz drei und Cousin Michel als Mitglied der luxemburgischen „Patrouille des glaciers 2016“ auf Platz fünf komplettierte. Die Alpin-Fraktion hatte im Anstieg zwar mehr zu kämpfen, brillierte dafür aber in der gemeinsamen Abfahrt im Licht der Stirnlampen und zeigte sich ähnlich begeistert wie ihre im Rennen überlegenen nordischen Kollegen.

Den ganzen Samstag lachte die Sonne den Athleten und der Schnee war fast überall traumhaft griffig. Für den Weltcup eine Woche vorher hatte man den steilen „Chuenisbärgli“ jedoch zusätzlich vereist, so dass es besonders bei den zuletzt startenden Jungen der Lasel einige Abflüge auf den hervortretenden Eisplatten gab. Trotz messerscharf geschliffener Kanten schieden aber auch einige Verbandsfahrer aus.

Der letztjährige Zweite hat zwar das technische Können, doch fehlten Max Castermans dieses Jahr die Skitage, um Olympiateilnehmer Matthieu Osch gefährden zu können und er flog in beiden Rennen ab. Hinter Matthieu Osch zeigte sich der letztjährige Dritte Nikolaj Lindfors weiter verbessert und empfahl sich für eine Teilnahme am diesjährigen FOJE („Festival olympique de la jeunesse européenne“) in Zagreb.

Ergebnisse

Vertical Race (17): 1. Jacques Lanners 32:54:6 Minuten, 2. Calvin Lanners +1:07:2, 3. Ben Frank (Jun.) +1:34:7

Riesenslalom

Männer (55): 1. Matthieu Osch (Jahrgang 1999) 1:09:85, 2. Nikolaj Lindfors (2002) +3:39, 3. Francesco Vigo (2002) +3:61, … 15. Louis Matte (2003/ erster Nichtlizenzierter) +15:79

Frauen (39):
1. Gwyneth Ten Raa (2005) 1:16:23, 2. Elisa Diederich (2004) +4:89, 3. Eleanor Valentine (2003) +5:70, … 12. Imogen Desmedt (2006/erste Nichtlizenzierte) +17:22

Slalom

Männer (55): 1. Matthieu Osch 1:13:61, 2. Francesco Vigo +3:48, 3. Joachim Keghian (2003) +7:40, … 8. Hugo Gaellstad (2003/erster Nichtlizenzierter) +26:82
Frauen (37): 1. Sarah Schiltz (2001) 1:24:08, 2. Elisa Diederich +6:68, 3. Laureen Ten Raa (2007) +9:83, … 6. Imogen Desmedt +37:44

Langlauf

Männer, klassisch über 13,5 km (14): 1. Eric Weis 43:39 Minuten, 2. Yonel Maniora (1. Master) +0:59, 3. Tom Winbomont +1:00
Frauen, klassisch über 9 km (2): 1. Eeva-Lisa Toivonen (Landesmeisterin Master) 36:40, 2. Martine Schmitt (Landesmeisterin Senioren) +10:42

Männer, Skating über 13,5 km (10): 1. Eric Weis 39:30, 2. Ben Frank (1. Landesmeister Junior) +1:28, 3. Dany Winbomont +2:02
Frauen, Skating über 9 km (2): 1. Eeva-Lisa Toivonen 31:579 (Master), 2. Martine Schmitt (Senior) +6:49

Neben Osch (1999) und Castermans (1998) stemmten sich dieses Jahr noch ein paar Väter von Athleten, wie der ehemalige österreichische Worldcup-Teilnehmer Florian Waclawek, gegen die Übermacht des neuen Millenniums. Bei den Mädchen haben die Jüngeren jedoch längst übernommen.

In Abwesenheit der letztjährigen Meisterin Joyse Ten Raa dominierte ihre 2005 geborene Schwester Gwyneth die Konkurrenz. Mehr Spannung als im Rennen um die Meisterschaft gab es im Wettbewerb der schnellsten nichtlizenzierten Fahrer. Unter den Lasel-Startern wies der Cadet Louis Matte (ISL) Hugo Gaellstad (EEL) nur um zwei knappe Zehntelsekunden vor weiteren Verfolgern aus dem Schulsport in die Schranken. Bei den Mädchen sicherte sich die 2006 geborene Minime Imogen Desmedt (ISL) sehr überlegen den Lasel-Titel, doch ist sie auch erst vor einiger Zeit aus der Schweiz nach Luxemburg gezogen.

Schwieriger Slalom

Gestern waren dann sowohl die Sichtverhältnisse als auch, vor allem – selbst für Starter auf besseren Standardskiern –, der Slalom nur schwer zu bewältigen. Der Unterschied vieler Schüler mit mehr als doppelt so langen Zeiten war gigantisch. „Der Kurs war eisig und schnell gesteckt. Mit etwas Gasgeben war man sehr schnell draußen“, erklärte selbst Matthieu Osch.

So erwischte es gleich im ersten Durchgang die große Favoritin Gwyneth Ten Raa und die im Riesenslalom noch enttäuschende Sarah Schiltz schob sich auf Rang eins. Es galt, die Nerven zu behalten, aber im zweiten Lauf schieden drei der fünf Schnellsten aus. So schob sich die gerade mal elfjährige Laureen Ten Raa auf Platz zwei vor, Elisa Diederich wiederholte ihren Ehrenplatz und Sarah Schiltz war im Ziel die Erleichterung über ihren gelungenen Slalom und den zweiten Slalomtitel nach 2017 anzusehen.

Auch bei den Jungen schied unter anderem der Viertplatzierte Nikolaj Lindfors aus. Davor lag ein Trio innerhalb einer halben Sekunde. Francesco Vigo legte stark vor, Max Castermans schied anfangs des Schlusshanges aus, was Matthieu Osch über Radio am Start mithörte. Souverän fuhr er seinen Vorsprung und damit seinen zweiten doppelten Meistertitel ins Ziel.

Bei den Schülern häuften sich hingegen wegen der Schwere des Slaloms, aber auch wegen vieler Irrtümer an den Schlussstangen die Ausfälle, sodass bei 92 Slalomfahrern insgesamt nur 36 Zielankünfte verzeichnet wurden. Imogen Desmedt als Gesamtsechste und Hugo Gaellstad als Neunter sicherten sich am Ende die Bestleistung der Lasel.

Im Langlauf gab es vielleicht auch wegen des Vertical Race ein vorsichtiges Anwachsen des Teilnehmerfeldes auf 16, bei dem wie im Vorjahr Eric Weis und die konkurrenzlose Martine Schmitt die Meisterkronen der Senioren gewannen, während die mittlerweile eingebürgerte, schnellere Eeva-Lisa Toivonen den Masterstitel sicherte.

REAKTIONEN

Jacques Lanners (Sieger Vertical Race): „Es war genial, toll, mal gegen Luxemburger anzutreten. Aber ich musste auch gewinnen, sonst hätte man mich fertiggemacht (lacht). Schließlich gewinne ich in meiner Altersklasse auch schweizerische und internationale Rennen.“

Tom Pundel (Verantwortlicher Lasel): „Die Strecke vom Weltcup eine Woche vorher und traumhaftes Wetter, das kann man sich eigentlich nicht besser wünschen. Eine gute Piste für 85 Athleten muss hart sein, was für unsere nichtlizenzierten Lasel-Fahrer natürlich schwer ist. Sie haben nicht die Skier und Kanten der Lasel-Fahrer, aber das wissen sie natürlich auch.“

Imogen Desmedt (als Minime Beste im RS der Lasel): „Ich bin das erste Mal hier dabei und es hat Spaß gemacht. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich die schnellste Schülerin sein würde.“

Matthieu Osch (doppelter Landesmeister): „Ich freue mich immer wieder, hier mitzufahren. Ich versuche, meine Läufe zwar nicht verhalten, aber auch nicht auf der letzten Rille sauber ins Tal zu fahren. Im Riesenslalom hatte ich dabei nur einen kleinen Fehler an den Schlusstoren des zweiten Laufes. Im Slalom tat es nach all den Ausfällen in FIS-Rennen gut, einen stabilen zweiten Lauf ins Tal zu bringen, auch wenn ich an den gefährlichsten Stellen etwas rausnahm.“

Gwyneth Ten Raa (Landesmeisterin Riesenslalom): „Heute (im Slalom) hätte ich es natürlich viel besser machen können. Aber gerade mein zweiter Lauf gestern war das, was ich zurzeit kann. Nächste Woche geht es jetzt mit internationalen Juniorenrennen weiter.“