ÖsterreichDer Fluch des Ortsnamens: Aus Fucking wird Fugging

Österreich / Der Fluch des Ortsnamens: Aus Fucking wird Fugging
Diese Ortstafel wird nun ganz legal abmontiert: Aus Fucking wird Fugging Foto: AFP/Mladen Antonov

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Ein oberösterreichisches Dorf will nicht länger die Suppe auslöffeln, die ihr vor hunderten Jahren ein Bayer eingebrockt hat: Nach langem Namensleid wird Fucking bald anders heißen.

Das kleine Fucking ist fast so berühmt wie die 30 Kilometer entfernte Hitler-Geburtsstadt Braunau am Inn. Wie die Braunauer hätten auch die 100 Fuckinger gern darauf verzichtet. Keiner hier käme auf die Idee, die Frage nach seiner Herkunft mit „Facking“ zu beantworten. Aber vor einer gefühlten Ewigkeit hat sich der Rest der Welt entschlossen, den Namen so auszusprechen, dass er klingt wie das obszöne englische Wort.

Anfangs hatten die jüngeren Fuckinger noch darüber gelacht. Als dann die ersten Berichte in anglofonen Medien erschienen, englischsprachige Touristen busweise zur Ortstafel pilgerten und im Internet T-Shirts mit dem Aufdruck „I Love Fucking in Austria“ verkauft wurden, verging vielen das Lachen. Schließlich begnügte sich nicht jeder Besucher mit einem Selfie unterm Ortsschild, manche nahmen das Bildmotiv gleich mit.

Alles wegen Focko, dem Adligen

Immer wieder musste die Gemeine Tarsdorf, zu der das Dorf gehört, für teures Geld neue Ortsschilder aufstellen. Selbst das Einbetonieren der Halterung im Boden vermochte dreiste Schilderräuber nicht abzuhalten. Und wem der Ortsschilddiebstahl zu mühsam war, der machte sich über die Hausnummern her, auf denen ebenfalls „Fucking“ steht.

Die Fuckinger begannen darüber nachzudenken, ob sie sich wirklich für alle Zeiten dem Fluch der Namensgebung beugen sollten. Noch dazu, wo etymologische Nachforschungen einen hundertprozentig keuschen Ursprung zutage geführt haben. Im 6. Jahrhundert soll ein bayrischer Adeliger namens Focko die Siedlung hier gegründet haben. Adelige waren weiland sicher gottesfürchtige Menschen und konnten nicht ahnen, was das im Bayrischen übliche Suffix „-ing“ für eine schlüpfrige Bedeutung entfalten würde.

Schon im 11. Jahrhundert war der Name Fucking für das Dorf geläufig und kein Brite hatte es je betreten.
2012 war der Leidensdruck der Fuckinger aber noch nicht groß genug. Da organisierte der damalige Bürgermeister Franz Meindl von der christlichen ÖVP eine Bürgerbefragung, erhielt aber kein klares Ergebnis. Fucking war gespalten in die, die es satthatten, in „Facking“ zu leben, und die, denen das egal war. Also blieb alles beim Alten.

35 Kilometer weiter liegt Petting

Dann kam noch die weltgrößte Porno-Plattform Pornhub, die Filme zeigt, die angeblich keiner sieht, auf die Marketing-Idee, den Menschen in Orten mit möglichst obszön klingenden Namen einen kostenlosen Premium-Zugang zu schenken. Da hatten die Bürger im schwäbischen Kissing keine Chance – klingt einfach zu lieblich. Das oberbayerische Petting schaffte es gerade noch in die Liste der versauten „50 Premium Places“. Aber die nur nach pubertierender Knutscherei klingende Gemeinde im Landkreis Traunstein konnte Fucking in Sachen Hardcore einfach nicht das Wasser reichen.

Ob und wie viele Fuckinger das Gratis-Angebot genützt haben, bleib geheim. Aber der kollektiven Befindlichkeit half der Porno-Hype nicht auf die Sprünge. Das tat schon eher Greta Thunberg. Ob die Fucking kennt, ist unbekannt, aber die Fuckinger haben vor einem Jahr in einem letzten Aufbäumen versucht, die Welt zu einer nicht sexuellen Assoziation zu überreden: „Weil unser Klima – Fucking – wichtig ist“ – mit diesem Slogan haben sie ihre Ortsschilder umgemodelt und eine Demonstration für den Klimaschutz gemacht.

Es hat nichts genützt. Am Ende blieb nur die Kapitulationserklärung per soeben gefasstem Gemeinderatsschluss: Ab dem 1. Januar 2021 wird Fucking Fugging heißen!

HTK
29. November 2020 - 21.34

Englisch beherrscht unsere Welt und wir sind bereit unsere Namen und Traditionen,ja sogar unsere Sprache dafür zu opfern. Fuck alors.