„Cross-Functional Dashboard“Das Hardware-Monster: Mit 24 Bildschirmen im Kampf gegen die Krise 

„Cross-Functional Dashboard“ / Das Hardware-Monster: Mit 24 Bildschirmen im Kampf gegen die Krise 
Benoît Otjacques präsentiert das „Cross-Funktional Dashboard“ Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das „Cross-Functional Dashboard“ soll Krisenmanagern bei deren Arbeit helfen. Am Donnerstag hat das Luxemburger Forschungsinstitut LIST die futuristische Bildschirmwand der Presse präsentiert. Ein Eindruck.

Sieben Meter lang und zwei Meter hoch – das „Cross-Functional Dashboard“ erstreckt sich über den Raum. Die riesige Fernsehwand vermittelt den Eindruck, als wäre man in einem NASA-Kontrollzentrum. In der Mitte des Saals: ein weißer Tisch mit einem großen Touchscreen. Davor stehen die Projektleiter Benoît Otjacques und Luc Vandenabeele. Vandenabeele fasst den Bildschirm an – und die Präsentation beginnt.

Mit jeder Berührung leuchtet ein neues Drittel der Fernsehwand auf. Zahlen, Tabellen und Statistiken werden angezeigt, Prognosen werden erstellt. Am Tisch ändert der Ingenieur verschiedene Variablen, wodurch das Programm im Hintergrund Berechnungen macht und Werte verbildlicht. Die Diagramme zeigen, wie viele Corona-Infizierte im Krankenhaus auf dem Kirchberg liegen. Ein Antippen später und die Daten vom Escher Krankenhaus werden angezeigt. „Wir haben die Zahlen vom Luxembourg Institute of Health“, erklärt Benoît Otjacques. „Sie sind aber nicht mehr aktuell.“

Kooperation im großen Stil

Ein Dutzend Angestellte des LIST (Luxembourg Institute of Science and Technology) arbeiten seit Dezember gemeinsam mit sechs Kooperationspartnern an dem Dashboard. Die erste Version stand nach zwei Monaten. Die Hardware wurde gekauft, die Software aber komplett neu entwickelt. „Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig“, sagt Luc Vandenabeele. „Momentan ist die Corona-Krise natürlich unsere Priorität, aber wir arbeiten auch noch an anderen Anwendungsbereichen.“ Dann fasst Vandenabeele wieder auf den Tisch und bringt eine interaktive Karte Luxemburgs auf die Bildschirme. Sie verbildlicht, wo und wie viele Betriebe in den Städten Luxemburgs bankrottgehen. Daneben erscheinen Diagramme, die die finanzielle Situation der Geschäfte erklären. „Die Daten sind vom vergangenen Jahr“, sagt Projektleiter Otjacques. „Sobald wir die Zahlen von diesem Jahr haben, können wir die Unterschiede verbildlichen.“

Ein Zweck der Bildschirme ist es, das Krisenmanagement zu vereinfachen und effektiver zu gestalten. Das gilt nicht nur für die Corona-Krise, sondern auch für andere Zwischenfälle – Unfälle in der Industrie beispielsweise. „Systematische Krisen benötigen eine globale Übersicht“, erklärt Otjacques. Vor allem Programme, die Informationen in Echtzeit präsentieren, seien ein wichtiges Werkzeug in der Krisenbewältigung. „Das ‚Cross-Functional Dashboard‘ kann Informationen auch live verarbeiten und anzeigen“, sagt Otjacques und tippt ein paar Mal auf den Touchscreen. Ein kleiner Teil der Wand verwandelt sich in eine Videoübertragung der A1. Darunter taucht ein Plan von Beles auf. „Wir sind mit einem anderen Gebäude hier verbunden und bekommen automatisch angezeigt, wie viele Leute sich dort mit ihrem Badge anmelden.“ Die Zahl springt von elf auf zwölf.

Der Staat als Hauptkunde

Vor allem der Staat ist an dem Projekt interessiert, sagt Otjacques. Die Entwickler konzentrieren sich momentan vorwiegend auf die Luxemburger Behörden und die Corona-Krise. Doch Privatkunden wird es eines Tages ebenfalls möglich sein, sich das Dashboard anzuschaffen. „Das wird allerdings noch eine Weile dauern“, sagt Otjacques. Wie lange es dauern wird, bis das Projekt komplett einsatzbereit ist, steht noch nicht fest.

Doch die Vorteile sind jetzt schon klar zu erkennen, sagen die Entwickler: Mehrere Menschen können gleichzeitig und interaktiv an der Wand arbeiten. Die Hardware sei stark genug, um etliche Programme gleichzeitig laufen zu lassen. „Es geht nicht darum, einfach nur Daten zu sammeln“, sagt Otjacques. Da passiere sehr viel hinter der Kulisse. „Das sieht man natürlich nicht, wie so oft bei IT-Sachen.“ Otjacques glaubt, dass das Projekt weltweit einzigartig ist. „Am Ende geht es uns vor allem darum, Leben zu retten“, sagt er. Dann macht er eine letzte Handbewegung – und die Bildschirmwand fährt herunter.

Hardware-Monster

Die Anzeige: 24 46-Zoll-Bildschirme, die insgesamt sieben Meter breit und zwei Meter hoch sind. Gesamtauflösung: 50 Millionen Pixel.

Die Rechner im Hintergrund: 20 Computer mit jeweils zwei „Intel Xeon Silver 4114 2.2 GHz“-Prozessoren, 96 Gigabyte RAM, zwei „Nvidia Quadro P5000“-Grafikkarten und 3.512 Gigabyte SSD-Speicher. Das System läuft mit Linux CentOS.