Coupe de LuxembourgClaudio Lomardelli und Tim Lehnen mit Nörtzingen zu Besuch auf der Escher „Grenz“

Coupe de Luxembourg / Claudio Lomardelli und Tim Lehnen mit Nörtzingen zu Besuch auf der Escher „Grenz“
Tim Lehnen (l.) und Nörtzingen-Trainer Claudio Lombardelli kehren mit unterschiedlichen Gefühlen auf die „Grenz“ zurück Archivfoto: Gerry Schmit

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Innenverteidiger Tim Lehnen kehrte der Escher Jeunesse im Januar 2009 den Rücken: Die „beste Entscheidung“, wie er im Nachhinein sagt. Morgen Sonntag führt ihn der Weg mit Zweitdivisionär Nörtzingen erneut auf die „Grenz“. Mit welchen Gefühlen und Erinnerungen er diese Begegnung angeht, erzählte er am Freitagmorgen dem Tageblatt.

Es ist keine Überraschung. Von der Escher Jeunesse, wie sie Zentralverteidiger Tim Lehnen bei seiner Ankunft 2005 kennengelernt hat, ist nicht mehr viel übrig. „Clayton (de Sousa) ist wieder da“, erinnert sich der 34-Jährige. Aber ansonsten ist das heutige Bild des Rekordmeisters größtenteils ein anderes. „Es hat sich viel geändert. Damals wär es noch die Ära mit Spielern wie Manou Schauls, Manuel Cardoni und Gordon Braun … Für die Zuschauer dürfte es eine andere Jeunesse gewesen sein, als man sie heute kennt. Im Moment wird sie viel kritisiert. Ich habe damit nichts mehr zu tun, da ich schon lange weg bin. In den sozialen Netzwerken liest man ja allerdings, dass sie ‚ferm geschleeft ginn’.“

Der Präsidentenwechsel mit der Machtübernahme von Manthos Poulinakis oder aber der neue griechische Coach Giorgios Petrakis: Themen, mit denen sich Lehnen zuletzt nicht wirklich beschäftigt hat. Seine Zeit bei den Schwarz-Weißen endete mit einer kleinen Portion Frust, als er mit 23 zum CS Petingen ausgeliehen wurde. Nach einer kompletten Saison 2007/08 unter Jacques Muller war er nämlich davon ausgegangen, den „Sprung geschafft zu haben“. „Aber es wurde nicht mehr auf mich gezählt, obwohl ich eine gute Saison gespielt hatte. Ich weiß nicht, warum. Ich war enttäuscht und wütend, weshalb ich im Winter dann nach Petingen gegangen bin. Dort verbrachte ich eine schöne Zeit.“

Cardoni, das Vorbild

Claudio Lombardelli, sein Trainer in Nörtzingen, gehörte damals der gleichen Generation an vielversprechenden Nachwuchshoffnungen der Schwarz-Weißen an. Viel Überzeugungsarbeit musste der Kumpel nicht leisten, um Lehnen im Juli für die neue Aufgabe zu rekrutieren: „Er wohnt 100 Meter vom Fußballplatz entfernt. Ich kenne ihn seit der Jugend. An seinen Qualitäten hat er nichts eingebüßt, höchstens an der Schnelligkeit. Mit seiner Erfahrung kann er sowohl dirigieren als auch beruhigen, denn einige junge Spieler neigen dazu, zu schnell nervös zu werden“, sagt der Coach, der von seinen 114 Duellen in der Nationaldivision 103-mal das Trikot der Jeunesse trug. 

Claudio Lombardelli 
Claudio Lombardelli  Archivfoto: Marcel Nickels

Morgen Sonntag wird das Duo mit unterschiedlichen Gefühlen auf die „Grenz“ zurückkehren. Getauscht wurde das Heimrecht aufgrund der Corona-Bestimmungen. Während Lombardelli zugibt, dass der Gang in die Katakomben wohl ein besonderer Moment werden wird, bleibt Lehnen vollkommen gelassen: „Es ist ein Spiel wie jedes andere auch.“ Die Tatsache, dass der Verein aus der BGL Ligue gerade erst seinen Trainer gewechselt hat, kommt dem Underdog logischerweise alles andere als entgegen: „Sein Vorgänger hätte bei so einer Gelegenheit vielleicht andere Leute spielen lassen. So aber werden sie mit Vollgas antreten“, meint Lehnen, der seine neue Rolle in der zweiten Division sichtlich genießt: „Ich mache es, weil es mir Spaß macht. Es ist insgesamt weniger intensiv und auch taktisch etwas anders, aber diese Jungs spielen auch Fußball. Laufen muss man also auch. Das merke ich selbst, da ich wohl fünf Kilo zu viel habe im Moment …“

In der Meisterschaft lief es bislang aber nicht unbedingt nach Plan. Der Aufsteiger belegt den zweitletzten Platz und peilt den Klassenerhalt an. „Das sind für mich auch ganz neue Erfahrungen. Ich habe selten fünf Gegentore kassiert … Doch wir haben zuletzt 15 in drei Spielen bekommen. Das ist mir vorher selten passiert. Schön ist es nicht“, sagt Lehnen. 

Bereits im vergangenen Jahr standen sich die beiden Teams im 1/32-Finale (in Nörtzingen) gegenüber. Die Escher setzten sich wenig überraschend 4:0 durch. Moreno Lombardelli, Torwart und Bruder des Trainers, hatte damals maßgeblichen Anteil am Resultat: „Ohne ihn hätte es wohl viel schlimmer ausgesehen“, erinnert sich der Coach. Lehnen appelliert an den klaren Verstand. „Wir müssen realistisch bleiben. Wir sind Nörtzingen und unser Gegner heißt Jeunesse. Es geht in erster Linie darum, die Null lange zu halten und uns defensiv gut zu verhalten. Dann könnten wir vielleicht die eine oder andere offensive Gelegenheit bekommen.“ So ganz aufgegeben haben beide die Hoffnung auf die Sensation aber nicht. „Man hofft immer“, sagt Lombardelli lachend. 

„Sehe manche Dinge anders“

Der Nörtzinger Trainer Claudio Lombardelli spielte fünf Jahre lang für die Escher Jeunesse – einen Verein, den der Angestellte der Ville d’Esch auch heute noch tief im Herzen trägt. Sein ehemaliger Coach hieß Jacques Muller – der ihm inzwischen also berufsbedingt fast täglich über den Weg läuft. „Damals war unser Verhältnis nicht gerade das beste“, erinnert sich der 33-Jährige. „Ich war jung und teilte seine Meinung nicht unbedingt immer. Heute als Trainer sehe ich manche Dinge anders und mit Jacques verstehe ich mich übrigens hervorragend.“