Dossier „Fage“Bürger haben 16 Einsprüche gegen die Joghurtfabrik eingelegt

Dossier „Fage“ / Bürger haben 16 Einsprüche gegen die Joghurtfabrik eingelegt
Athanassios Filippou, operationeller Direktor des Familienunternehmens Fage, bei der Vorstellung der Pläne im Jahr 2016 Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die öffentliche Konsultation der Bürger im Rahmen der Kommodo-Inkommodo-Prozedur brachte 16  Einsprüche hervor. Ob diese Beanstandungen, die Skepsis der Kommune Bettemburg (der Düdelinger Bürgermeister Biancalana verteidigt die Pläne) sowie der Widerstand von Umweltorganisationen, allen voran des „Mouvement écologique“, den Bau der Fage-Fabrik, die jährlich bis zu 80.000 Tonnen griechischen Joghurt produzieren möchte, stoppen kann, ist mehr als fraglich. Immerhin stehen die Regierung und der neue Wirtschaftsminister hinter dem Projekt.

Die Position von Franz Fayot unterscheidet sich in dem Dossier Fage nicht wesentlich von jener seines Vorgängers Etienne Schneider. Das Land brauche neben einem starken Dienstleistungssektor auch weiterhin industrielle Produktion und um solche handelt es sich bei dem Joghurt-Riesen Fage zweifellos. Dieses Projekt, das bereits 2018 losgehen sollte, ist neben dem Bau des Google-Rechenzentrums in Bissen das wohl derzeit umstrittenste hierzulande. Arbeitsplätze für 100 bis 200 Menschen sollen in der Gewerbezone Wolser, die sich zwischen Bettemburg und Düdelingen befindet, entstehen (zufälligerweise genauso viele, wie der Glasproduzent Guardian entlassen möchte). 

Enormer Wasserverbrauch

Ähnlich wie beim Google-Projekt ist ein Hauptargument gegen die Niederlassung von Fage der enorme Wasserverbrauch und die damit verbundene Abwasserbelastung, die ein solches Unternehmen bedingt. 2,5 Millionen Liter Trinkwasser würde das Unternehmen pro Tag benötigen, monierte das „Mouvement écologique“, das ebenfalls auf die Bodenversiegelung verwies. Kritisiert wird außerdem die zunehmende Belastung durch ein verstärktes Verkehrsaufkommen.

Die Gewerbezone Wolser befindet sich in der Nähe der „Collectrice du Sud“
Die Gewerbezone Wolser befindet sich in der Nähe der „Collectrice du Sud“ Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

Die Abwässer, so weitere Befürchtungen, könnten die Alzette stark belasten, auch wenn Fage dieses säubern und dann erst über einen rund 1.000 Meter langen Kanal in den Nationalfluss führen möchte. Es würde in etwa die Menge Schmutzwasser anfallen, die jener von 20.000 Einwohnern entspräche. Das Umweltministerium, das die vorgesehenen Säuberungsprozeduren des Unternehmens akzeptiert, verweist auf die Eschdorfer Kläranlage, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll und in deren Planung das Abwasser der Joghurt-Fabrik berücksichtigt ist. Auch das anfallende Laktoserum wolle man recyceln, sagt das Unternehmen, das Luxemburg immer noch als geeigneten Standort zur Produktion „griechischen“ Joghurts sieht.  

Dass die nationale Landwirtschaft, insbesondere die Milchproduzenten, von der Ansiedlung des Unternehmens profitieren könnte, scheint dabei eher unwahrscheinlich. Die Firma wird eher mit europäischen Überschüssen arbeiten und Milchpulver verarbeiten, so die Befürchtungen, auch wenn das Wirtschaftsministerium dagegenhielt, das Unternehmen wolle sehr wohl lokale und regionale Rohstoffe nutzen. Dass die regionale Produktion eher keine Rolle spiele, betonte hingegen auch der Bettemburger DP-Politiker Gusty Graas am Donnerstag auf RTL, der das Projekt ebenso wie seine grüne Schöffenkollegin Josée Lorsché mit einer Skepsis betrachtet, die ihre Parteikollegen in der Regierung nicht so offen formulieren. Die LSAP-Opposition im Gemeinderat steht dem Projekt da weitaus positiver gegenüber, immerhin verteidigten LSAP-Wirtschaftsminister das Projekt und so stimmten die lokalen Parteimitglieder im Bettemburger Gemeinderat die eher kritischen und ablehnenden Resolutionen nicht mit. 

Bislang 41 Millionen investiert

Fage, das seinen internationalen Firmensitz seit 2012 in Strassen hat, verweist auf mittlerweile getätigte Investitionen für das neue Produktionszentrum in Höhe von 41 Millionen Euro; allein 30 Millionen habe das 15 Hektar große Gelände gekostet.

Die Genehmigungsprozedur wird nach der kommunalen Anhörung wieder Umwelt- und Wirtschaftsministerium durchlaufen. Anschließend wird noch etwa ein Jahr vergehen, ehe auf dem Gelände produziert wird. Erst dann wird es griechischen Joghurt aus Luxemburg geben; griechischer Wein von der Mosel ist bis auf Weiteres übrigens nicht vorgesehen.

Erasmus
16. August 2020 - 21.33

@Grober J-P. "Wusste nicht, dass eine Glasfabrik soviel Wasser verbraucht. " Was Sie alles nicht wissen würde 4 Internets füllen.

Rosie
15. August 2020 - 15.13

@Grober J-P. "... leider gibt es die Beetebuerger Molkerei nicht mehr, die war noch besser." Nein, war sie nicht. Als Student habe ich da gearbeitet, wir mussten jeden Tag die Kakerlaken aus der Milcheinfüllmaschine klauben, damit nicht zu viele davon in der Milch landeten. Andere Sachen waren noch schlimmer, will Ihnen nicht den Appetit verderben. Und das Spülwasser wurde ungeklärt in den Düdelinger Bach abgeleitet.

Romain
15. August 2020 - 11.51

Ich arbeite bei einem Chemiekonzern. Wasserverbrauch bei etwa 45m3 pro Stunde. Dem Bürger wird aber aufgezwungen sparsam mit dem Wasser umzugehen!!

Grober J-P.
15. August 2020 - 10.21

@Rosie. Wusste nicht, dass eine Glasfabrik soviel Wasser verbraucht. Walzwerk benutzt dauernd recyceltes Wasser, Lamesch ?? War schön öfters in den genannten Betrieben. Egal, Glasfabrik, Walzwerk, werden gleich Geschichte sein. Wenn FAGE in 10 Jahren den normalen Steuersatz zahlen muss wird er auch abziehen. Bleibe bei Luxlait, leider gibt es die Beetebuerger Molkerei nicht mehr, die war noch besser.

jean-pierre goelff
14. August 2020 - 8.45

Deï typisch lëtzeburger ,,Gegen-alles-Mentaliteït,, fänkt un ganz fatzig ze stënken!

Rosie
13. August 2020 - 21.44

Das Ding kommt zwischen eine Glasfabrik, ein Walzwerk und dem Riesen-Lamesch-Lager. Die brauchen noch mehr Wasser und die machen Krach, Gestank und Staub.

Grober J-P.
13. August 2020 - 21.02

Wie ist denn das Gehaltsniveau bei der Firma? 100 neue Arbeitsplätze mit Niedriglöhnen. Wie lange sind die Steuervergünstigungen, 10 Jahre, danach Abzug? Das mit dem Wasser macht mir schon Sorgen, möchte nicht meinen NESPRESSO mit VITTEL Wasser kochen müssen. Sch.....

HTK
13. August 2020 - 19.55

Dann geht der gute Mann eben zum Nachbarn wie einst Ikea.Und wenn wir uns richtig blöd anstellen geht Google auch zum Nachbarn.Luxemburg hat doch die Banken,was sollen wir mit einer Joghurtfabrik oder einem Rechenzentrum? Gibt's irgendwo eine Fledermaus die geschützt werden muss oder ein Frosch der zum Prinzen werden könnte? Hauptsache wir sind dagegen.Wie einst in Remerschen mit dem AKW. Das ja bekanntlich jetzt hinter der Grenze steht,genau so gefährlich,aber wir haben nichts zu bestimmen. Oh mei...mir wëlle bleiwe wat mir sinn!?