Staub, Lärm und GeruchBürger beschweren sich über die Kronospan

Staub, Lärm und Geruch / Bürger beschweren sich über die Kronospan
Akribische Sammlung: Romain Borrelbachs Beschwerden und Nachforschungen füllen mehrere Ordner Foto: Editpress/Tania Feller

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Die Kronospan in Sanem produziert Spanplatten. Seit Jahren werfen Bürger dem Betrieb Staub-, Lärm- und Geruchsbelästigung vor. Entgegen den Aussagen des Werkes seien bis heute keine Verbesserungen festzustellen, sagen sie und mutmaßen, dass ihre Beschwerden nicht wirklich ernst genommen würden. Sie bezweifeln auch, dass die holzverarbeitende Firma wirklich immer den Umweltauflagen entsprechend arbeite.

Der Ort Sanem gehört mit seiner reichen historischen Bausubstanz zum schöneren Teil der gleichnamigen Gemeinde. Dort wohnen Claude Zovilé und Romain Borrelbach. Beide beklagen sich seit Jahren über die in der nahen Industriezone „Gadderscheier“ ansässige Kronospan.

1995 hat der holzverarbeitende Betrieb seine Produktion aufgenommen und fertigt seit nunmehr 26 Jahren mit rund 350 Beschäftigten hauptsächlich Spanplatten. Aus Holzresten wird auch Energie produziert. Der Industriebetrieb sei CO2-neutral, sagt Johann Creusat, einer der Verantwortlichen des Werkes.

Als neutral würde Claude Zovilé die Funktionsweise des Betriebes nun nicht bezeichnen. Ihn stört vor allem der Lärm. „Nachts hört sich das oft an wie ein hartes Rauschen, an Schlaf ist dann nicht mehr zu denken.“ Auch in der wärmeren Jahreszeit mache der Lärm ihm zu schaffen: „Da können wir nicht gemütlich draußen sitzen.“ Von der Terrasse seines Hauses hat man einen schönen Blick ins Grüne. „Das eine oder andere Mal zieht auch eine dichte Wolke von der Kronospan zu uns hinüber“, fügt er hinzu.

Geruch nach Schwefel

Auch Claude Zovilés Fast-Nachbar Romain Borrelbach, der seit 2006 in der Siedlung wohnt, beschwert sich regelmäßig über die Kronospan oder vielmehr über Gerüche, die er dem Betrieb in „Gadderscheier“ zuschreibt. „Manchmal riecht es nach Schwefel, ein beißender, stechender Geruch.“ Am Tag unseres Besuches ist weder Rauch zu sehen noch Lärm zu hören und unangenehm riechen tut es auch nicht. In der Tat würden die Probleme nicht jeden Tag auftreten, so Zovilé und Borrelbach.

Beide lassen die Gemeinde Sanem, die Umweltverwaltung und auch die Kronospan selber an ihrem Unmut teilhaben. Geändert habe sich aber in all der Zeit nichts, im Gegenteil, sagen sie.

108 Beschwerden hat alleine Romain Borrelbach in den vergangenen Jahren bei der Umweltverwaltung eingereicht. Wegen Geruchs- und Staubbelästigung. Insgesamt nur 39 Empfangsbestätigungen habe er bekommen und sechsmal eine etwas ausführlichere Reaktion. Irgendwie scheinen diese Antworten ihn nicht wirklich zufriedenzustellen. Verantwortliche der Kronospan stünden wohl Rede und Antwort und würden auch versprechen, etwas zu unternehmen. Dabei bleibe es aber, so Romain Borrelbach. „Das ist frustrierend“, betonen beide.

Umweltverwaltung

Das Tageblatt hätte gerne mit einem Verantwortlichen der Umweltverwaltung persönlich gesprochen. Über die Vorgehensweise bei Beschwerden, über die Auflagen, welche die Kronospan erfüllen muss und über die „Inspection environnementale“, einer Art Herz- und Nieren-Test, dem der Betrieb jährlich unterzogen wird. Ein Interview war aber weder vergangene noch diese Woche möglich, wie uns schriftlich mitgeteilt wurde. Zu viel Arbeit, zu wenig Leute könnte man schlussfolgern. Schade trotzdem.

Interessant wäre es auch gewesen, die Einschätzung der Umweltverwaltung über zwei rezente Vorfälle, jeweils am Wochenende, bei der Kronospan zu hören. Der eine vom 26. auf den 27. Dezember als ein Druckventil während Minuten einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht habe: „Es war, wie wenn ein Flugzeug abstürzen würde“, so Claude Zovilé und Romain Borrelbach, die berichten, dass Einwohner vor ihrer Haustür standen und nicht gewusst hätten, woher der Lärm eigentlich genau komme. Der andere Zwischenfall war vom 2. auf den 3. Januar. Dabei handelte es sich um ein kleineres Feuer, das aber durch eine enorme Rauchentwicklung eine etwas unübersichtliche Lage schuf und einen größeren Einsatz der Rettungskräfte provozierte.

„Wir setzen alles dran, dass sich solche Zwischenfälle nicht wiederholen, so wie wir uns allgemein täglich darum bemühen, besser zu werden“, so Johann Creusat von Kronospan, der auch darauf hinweist, dass der Brand im Januar die Produktionslinie während gut 14 Tagen beeinträchtigt habe.

Claude Zovilé und Romain Borrelbach scheinen die Erklärungen zu diesen Vorkommnissen nicht zu reichen. Auch ein Telefongespräch mit Matthias Iredi, Chef der Kronospan Luxemburg, scheint Romain Borrelbach zufolge nicht alle Erklärungen gebracht zu haben.

Einige wenige

Am 14. Januar dieses Jahres hat Umweltministerin Carole Dieschbourg der Kronospan einen Besuch abgestattet, begleitet von der Bürgermeisterin von Sanem. Simone Asselborn-Bintz sagt, sie sei froh gewesen, über die Entwicklung beim Industriebetrieb informiert worden zu sein. Der liegt in einer staatlichen Industriezone und somit nicht unter kommunaler Hoheit. Dass es um den zukünftigen Ausbau der Kronospan und um das Befolgen der Auflagen ging, bestätigt auch das Büro der Umweltministerin. Mit den beiden rezenten Vorfällen habe der Besuch aber nicht direkt etwas zu tun gehabt.

Claude Zovilé und Romain Borrelbach zweifeln unterdessen weiter an den Messungen zur Geruchs-, Lärm- und Staubbelastung. Sie stellen auch infrage, ob sich die Kronospan wirklich an alle Umweltauflagen und Fristen hält, die ihr von staatlicher Seite auferlegt werden. Deshalb wollen sie und einige andere aus der Gemeinde sich nicht vertrösten lassen und am Ball bleiben. Gemessen an der Einwohnerzahl (rund 18.000) sind es bisher nicht viele, die sich belästigt spüren und offen ihren Unmut zeigen.

Grober J-P.
28. Januar 2021 - 14.31

Mit den Umweltauflagen nimmt es keiner so genau, weder bei Kronospan noch beim westlichen Nachbarn. Nur Achtung, nicht zu laut werden, sonst droht wieder eine Werksschliessung. :-(

De soziale Fred
28. Januar 2021 - 9.41

Ech wunnen zu Zolwer a muss dem H.Borrelbach leider Recht gin mat sénge Beschweerden. Vum Geroch emol ofgesin (deen as bestännech), muss eiesereen säin Auto besser an d‘Garage erastellen well dése soss voller klenger Grimmelen bedeckt as. Eis Bréifkëscht as dauernd mat désem Stëbs bedeckt, wann de Wand aus NO-Richtung ként. Ech ka mech erénneren wou eisen Ex-Bourgermeeschter op der Tele geschwaafelt huet, dass Kronospan eng beispillhaft proper an umweltbewosst Firma as... NUJEE...d‘Realitéit as eng ganz aaner!!