MärkteBitcoin ist wieder da – Neues historisches Rekordhoch gerät in Sichtweite

Märkte / Bitcoin ist wieder da – Neues historisches Rekordhoch gerät in Sichtweite
Der Bitcoin wurde bereits oft für tot erklärt – doch er ist immer noch da Foto: AFP/Jack Guez

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Nach dem Kurseinsturz im Jahr 2018 war es still geworden um Kryptowährungen. Doch nun gibt’s ein Comeback: In den letzten Wochen haben Bitcoins erneut deutlich an Wert zugelegt. Ein neues historisches Allzeithoch gerät in Reichweite.

In den letzten sieben Tagen legte der Wert von Bitcoins um fast 15 Prozent zu. Im vergangenen Monat waren es 44 Prozent. Im letzten halben Jahr hat sich der Preis für die digitale Münze gar mehr als verdoppelt. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise kostet mittlerweile (Stand: Montagmorgen) wieder 18.708 Dollar. Damit liegt ihr Preis nur noch rund 800 Dollar unter ihrem historischen Rekordhoch von Ende 2017.

„Bitcoin eilt mit Sieben-Meilen-Stiefeln auf ein neues Rekordhoch zu”, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters vor wenigen Tagen. Den neuen Boom bei Kryptowährungen erklärt sie mit dem Einstieg von PayPal in das Krypto-Geschäft, dem Liebäugeln der Zentralbanken mit digitalen Staatswährungen und dem wieder anziehenden Interesse institutioneller Anleger.

Die Erfinder des Bitcoin wollten eine unabhängige Währung schaffen. Zentralbanken und Regierungen sollten sie nicht lenken können. Sie glaubten an die Überlegenheit der neuen Technologie und daran, dass in Zukunft jeder damit zahlen würde. Das war im Jahr 2009 – kurz nach der großen Finanzkrise von 2008.

Ursprünglich war Bitcoin nur für „Computerfreaks“ ein Begriff und lediglich ein paar Cent wert. Doch bereits im Jahr 2013 durchbrach das digitale Zahlungsmittel erst die Marke von 100 Dollar, dann die von 1.000. Nachhaltig war der Kursanstieg jedoch nicht. Bis 2015 war der Preis für eine „Münze“ wieder auf knapp 200 Dollar eingebrochen. Die Skeptiker, die vor einer Blase gewarnt hatten, sahen sich bestätigt. Doch Bitcoin war alles andere als tot: Nur vier Jahre später, Anfang 2017, erreichte die Cyberwährung wieder einen neuen historischen Höchststand. Und damit nicht genug: Im Laufe desselben Jahres knackte sie gleich noch die Marke von 10.000 Dollar.

Neues historisches Rekordhoch in Sichtweite

Die Marke von 100.000 Dollar, von der manche bereits träumten, blieb jedoch ein Traum. Im Dezember 2017 erreichte Bitcoin seinen bisherigen historischen Höchststand bei knapp unter 20.000 Dollar. Im folgenden Jahr brach der Kurs wieder heftig ein. Im Dezember 2018 kostete ein Bitcoin nur noch knapp mehr als 3.500 Dollar. Wieder sahen die Skeptiker sich bestätigt. Wer zum falschen Zeitpunkt eingestiegen ist, hat „beim Platzen der Blase“ viel Geld verloren.

Mitte 2019 stieg der Bitcoin wieder kurz über die Marke von 10.000 Dollar, konnte sich dort jedoch nicht wirklich halten. Auch der Beginn der Corona-Krise hatte der digitalen Währung anfangs keinen Aufschwung verliehen. Mitte 2020 brach sie kurzfristig bis auf fast 5.000 Dollar ein. Ende September lag der Kurs dann wieder bei 10.000 Dollar.

Entwicklung des Preises in US-Dollar für ein Bitcoin
Entwicklung des Preises in US-Dollar für ein Bitcoin Screenshot: worldcoinindex.com

Im Oktober begann der neue, aktuell laufende Aufschwung. Experten rechnen nun damit, dass er ein neues historisches Hoch erreichen kann – ehe es dann wieder wegen Gewinnmitnahmen bergab gehen würde.

So ist der Bitcoin heute, obwohl er bereits oft für tot erklärt wurde, immer noch da. Als Zahlungsmittel ist er zwar noch nicht besonders weit verbreitet, doch in Vergessenheit ist er auch nicht geraten. Vor allem Investoren und Spekulanten schauen hin. Dabei ist es weniger die Technik, die ein wahrhaft einfaches und schnelles Überweisen von Geld ermöglicht, die sie interessiert. Sie sehen die Kryptowährung eher als Finanzwert. Man kann die „Münzen“ kaufen, verkaufen … und mit den Kursunterschieden Gewinne erwirtschaften.

Bitcoin immer noch die Nummer eins

Bitcoin war derweil nur der Vorreiter. Auf der Basis der dahintersteckenden Technik (Blockchain) haben in den letzten Jahren tausende Kryptowährungen das Licht der Welt erblickt. Rund 20 von ihnen haben aktuell eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar. Dabei verfolgen die verschiedenen „Währungen“ auch unterschiedliche Ziele und haben unterschiedliche Visionen. Die eine legt mehr Wert auf Effizienz oder Stabilität, während andere sich besser eignen für Überweisungen oder zum Finanzieren von Projekten. Auch Zentralbanken interessieren sich mittlerweile für die Technik. Daneben sind eigene Börsen entstanden, die sich auf den Handel mit Kryptowährungen spezialisiert haben.

Mit einer Marktkapitalisierung von 347 Milliarden Dollar ist Bitcoin aber immer noch die unangefochtene Nummer eins unter den Kryptowährungen. Nummer zwei ist „Ethereum“ mit einer Marktkapitalisierung (Wert aller Münzen dieser Art) von aktuell 67 Milliarden Dollar. Nummer drei, Ripple, hat eine Marktkapitalisierung von etwa 20 Milliarden Dollar.

Jedoch handelt es sich um einen nicht regulierten Markt. Es gibt kaum Regeln und niemand weiß, wie viele dieser „Währungen“ es in zwei Jahren überhaupt noch geben wird. Auch gibt es, im Gegensatz zu „echten“ Wertpapieren, keine Anhaltspunkte (zum Beispiel Gewinn pro Aktie, gezahlte Zinsen pro Anleihe), aufgrund derer man einer „Währung“ einen Wert zuschreiben könnte. Der Wert einer Kryptowährung steigt, wenn die Nachfrage steigt, und er fällt, wenn die Nachfrage fällt.

Die täglichen Kursschwankungen können riesig sein. An einem Tag kann sich der Wert einer „Münze“ verdoppeln – oder aber um 90 Prozent einbrechen. Im Endeffekt erinnert der Krypto-Markt eher an Lotto-Spiele als ans Investieren.

Brousse
23. November 2020 - 19.37

"Bitcoin ist wieder da" Kann gar nicht sein, er war nie weg.