Covid-19 in der SchuleBildungsminister schafft partielle Quarantäne wieder ab

Covid-19 in der Schule / Bildungsminister schafft partielle Quarantäne wieder ab
Bei nur einem isolierten Fall wird eine Klasse künftig nicht mehr in Quarantäne geschickt, sondern unter strenge Beobachtung gestellt. Schüler müssen dann auch im Unterricht Maske tragen, bis die kollektiven Tests negativ ausfallen.  Foto: dpa

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Nach der Aufregung der letzten Tage ist die partielle Quarantäne im Bildungswesen wieder Geschichte. In dieser Hinsicht sprach Bildungsminister Claude Meisch (DP) am Freitag von „Ungereimtheiten“, die in den vergangenen Tagen festgestellt worden seien. „Und wir freuen uns heute ankündigen zu können, dass diese Ungereimtheiten inzwischen geklärt werden konnten“, so Meisch im Beisein von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP).

Der Ministerrat hat am Freitag grünes Licht für eine Änderung an Szenario 1 des Stufenmodells gegeben, das im Falle einer oder mehrerer Neuinfektionen innerhalb einer Klasse greifen soll. Wird ein einziger Schüler positiv getestet, werden Mitschüler und Lehrer nicht mehr – wie bisher – unter partielle Quarantäne, sondern lediglich unter strenge Beobachtung gestellt. In anderen Worten: Die Teil-Quarantäne, die in den letzten Tagen nicht nur in den sozialen Netzwerken hohe Wellen schlug, wurde damit wieder abgeschafft. 

„Bei nur einem einzigen isolierten Fall innerhalb einer Klasse können wir davon ausgehen, dass dieser Schüler sich außerhalb der Schulzeiten angesteckt hat“, unterstrich Meisch. „In dem Fall wollen wir nicht mehr so stark in den Schulbetrieb und den Bildungsablauf eingreifen, wie das bisher der Fall war“, so der Minister weiter. Schließlich gründe das Stufenmodell auf dem absoluten Willen der Regierung, dem Virus nur minimale Chancen einzuräumen, gleichzeitig aber den Schülern maximale Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Deshalb wolle man künftig in einem solchen Fall von einer Quarantäne – oder partiellen Quarantäne – absehen.

Zwar wird der betroffene Schüler selbst unter Quarantäne gestellt, seine Klasse aber wird zunächst nur vom Rest der Schule isoliert, und das unter strengeren sanitären Maßnahmen. So werden die Schüler dazu angehalten, auch im Unterricht Maske zu tragen. Auch können sie das Schulrestaurant bis auf Weiteres nicht besuchen. Sekundarschüler können in diesem Fall auf „Frupstuten“ zurückgreifen, bei den Grundschülern hingegen müssen die Eltern für die Verpflegung sorgen.

Da in dieser Hinsicht auch wieder die Frage nach der Betreuung betroffener Kinder aufkommt, hat sich der Ministerrat am Freitag dazu entschlossen, den Sonderurlaub aus familiären Gründen („Congé pour raisons familiales“) auch auf diesen Fall auszudehnen. Eltern, die sich nicht anders zu arrangieren vermögen, können den Sonderurlaub ab sofort auf dem herkömmlichen Wege beantragen. Indessen sollen sich die Mitschüler am sechsten Tag testen lassen. Fallen sämtliche Analysen negativ aus, kann die Klasse wieder in ihren normalen Betrieb übergehen. Sollten allerdings ein oder mehrere Schüler ebenfalls positiv getestet werden, geht die Klasse sofort in Szenario 2 oder 3 des Stufenmodells über.

Quarantäne hängt von Umständen ab 

Szenario 2 kommt dann zum Tragen, wenn zwei oder mehrere Schüler innerhalb einer Klasse isoliert voneinander infiziert wurden. In dem Fall wird die ganze Klasse unter Quarantäne gestellt. Ob der Lehrer allerdings auch zu Hause bleiben muss, hängt ganz von den Umständen ab, wie Minister Meisch am Freitag betonte. Ein Lehrer, der bei engerem Kontakt immer Maske trägt oder nur zeitweise in einer Klasse unterrichtet, muss nicht unbedingt in Quarantäne.

Es sei Aufgabe des Gesundheitsamtes, die genauen Umstände zu klären und entsprechende Maßnahmen anzuordnen, so Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Genauso wie es Aufgabe des Gesundheitsamtes – und nicht der Lehrer – sei, die Eltern zu informieren, sollte ein bestimmtes Szenario in Kraft treten. Wie etwa im Falle von Szenario 3, das greift, wenn eine zusammenhängende Infektionskette innerhalb einer Klasse festgestellt wird. In dem Fall könne die Schule als Infektionsherd nicht mehr ausgeschlossen werden, sagte Minister Meisch. Es sei dann Aufgabe des Bildungsministeriums, zusammen mit den Gesundheitsbehörden, ganz spezifische sanitäre Maßnahmen für die gesamte Schule auszuarbeiten.

Aktuell werde denn auch eine mögliche Infektionskette in einer Privatschule geprüft. In dem nicht weiter genannten Lyzeum wurden innerhalb einer Klasse vier Schüler positiv getestet, die womöglich alle Kontakt miteinander gehabt haben könnten. Somit sei denn auch die Möglichkeit einer Infektionskette gegeben, was derzeit aber noch geprüft werde, so Bildungsminister Meisch. Sollte sich der Verdacht bestätigen, käme erstmals seit der „Rentrée“ am 15. September Szenario 3 zum Tragen. In dem Fall werde das Bildungsministerium auch zeitnah die Öffentlichkeit informieren, sagte Meisch.

Mit dem Stichdatum vom 25. September wurde Szenario 1 am häufigsten ausgelöst: Allein in der öffentlichen Grundschule wurden seit dem Schulanfang 60 Schüler isoliert voneinander positiv auf Covid-19 getestet, im privaten Grundschulunterricht waren es deren 13. Drei Schüler im öffentlichen Unterricht haben sich gegenseitig infiziert, weshalb in ihrem Fall Szenario 2 ausgelöst wurde. Im Lyzeum hingegen wurden in den letzten zehn Tagen 31 Schüler nach Szenario 1 behandelt, während bei zwei Schülern (und ihrer Klasse) Szenario 2 zum Tragen kam.

113 Schüler seit „Rentrée“ positiv getestet

Insgesamt seien zwischen dem 15. und 25. September 113 Schüler positiv getestet worden, so Meisch. Zum Vergleich: In den zwei Wochen vor der „Rentrée“ seien es 139 gewesen, wobei in dieser Phase etwas intensiver getestet worden sei. „Alles in allem aber bewegen sich die Zahlen auf einem ähnlichen Niveau“, so der Minister. Entwarnung könnten die Behörden zwar keine geben, weil das Virus auch an Schulen durchaus präsent sei. Doch: „Wenn sich Schüler und Lehrer an die sanitären Regeln halten, können wir die Auswirkungen eingrenzen und einen möglichst normalen Unterricht garantieren“, unterstrich Meisch.

Ähnlich sieht es auch die Gesundheitsministerin: „Es deutet absolut nichts darauf, dass die Schule ein Ort ist, an dem sich das Virus besonders verbreitet. Ganz im Gegenteil“, betonte Paulette Lenert. Theorie und Praxis hätten gezeigt, dass der geregelte Rahmen innerhalb der Schulen dazu beiträgt, die Verbreitung des Virus einzudämmen. „In dem Sinn stehen wir auch weiterhin hinter dem Stufenmodell“, so die Gesundheitsministerin. Ziel soll es nämlich sein, den Unterrichtsablauf so wenig wie nur möglich zu beeinträchtigen, gleichzeitig aber die betroffenen Klassen möglichst genau im Auge zu behalten.

„Bei nur einem isolierten Fall ergibt eine Quarantäne kaum Sinn. Eine solche Reaktion wäre unverhältnismäßig“, unterstrich Lenert. Gleichzeitig aber ergeht an Lehrer, Schüler und Eltern die Empfehlung, außerhalb des Unterrichts die eigene Gesundheit strengstens im Auge zu behalten, auf mögliche Symptome zu achten und die Kontakte zu anderen Personen in der Freizeit einzuschränken. „Man muss sich nicht komplett isolieren“, so die Gesundheitsministerin. Doch: Um eine Infektionskette zu unterbrechen, müssten die Gesundheitsbehörden die Kontakte von infizierten Personen so schnell und einfach wie nur möglich nachvollziehen können.

Deshalb wolle man den Betroffenen ans Herz legen, bis nach Erhalt des Testresultats die Kontakte weitestgehend einzuschränken. Ein kollektives Engagement sei nötig, um diese Krise zu meistern. „In dieser Hinsicht ist es wichtig, dass wir deutliche Regeln haben, die verständlich sind und in denen sich jeder Bürger wiederfindet“, erklärte Paulette Lenert. Nur so stelle man sicher, dass eine Mehrheit der Bürger diese auch befolgen können.