EditorialBiden kann nur zuversichtlich bleiben, solange Trump sich weiter danebenbenimmt

Editorial / Biden kann nur zuversichtlich bleiben, solange Trump sich weiter danebenbenimmt
Donald Trump spricht mit Journalisten, im Hintergrund ist Joe Biden im TV zu sehen – der demokratische Herausforderer geht als Favorit in die drei letzten Wahlkampfwochen Foto: AFP/Mandel Ngan

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Wie es mit Donald Trump weitergeht, entscheidet sich in drei Wochen. Dass sich ausreichend Amerikaner finden lassen, die diesen Mann auch ein zweites Mal ins Amt hieven, scheint kaum vorstellbar.

Die wichtigste Wahl in der Geschichte der USA soll das werden am kommenden 3. November, heißt es gerne. Auch Trump behauptet das. Herausforderer Joe Biden ebenso. Republikaner wie Demokraten stilisieren das Duell zum epischen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis hoch. Doch zu diesem Duell treten ein fürchterlicher Präsident und ein lahmer Herausforderer gegeneinander an. 

Alle Umfragen sehen Biden im Rennen ums Weiße Haus mit komfortablem Vorsprung vorne liegen. Mehr als einem Vertrauen in die Fähigkeiten des Demokraten scheint das einem gewachsenen Wissen um die Unfähigkeiten des Präsidenten geschuldet zu sein. Doch das Rennen ist noch nicht vorbei. Sollte Trump die Kurve kriegen, wird es noch einmal spannend. Biden kann nur zuversichtlich bleiben, solange Trump sich weiter danebenbenimmt.

Den vorläufig größten Aufreger verbuchte Trump nun mit seiner Corona-Infektion und der anschließenden Rekordheilung und selbsterklärten Immunisierung. Schwer zu toppen? Mag sein, aber noch sind es ein paar Tage und Tweets bis zur Wahl. Ein weiterer Knaller scheint wahrscheinlicher, als dass bis zum 3. November alles in ruhigen Bahnen verläuft, Biden gewinnt und im kommenden Januar einfach so die Geschicke im Weißen Haus übernimmt. Nach vier Jahren präsidialer Politik mit dem Feingefühl einer Wirtshausschlägerei muss man wohl oder übel auf alles gefasst sein.

Seit Monaten schon zweifelt Trump die Rechtmäßigkeit der anstehenden Wahl an. Eine friedliche Machtübergabe im Fall einer Niederlage will er nicht garantieren. Eigentlich unfassbare Aussagen. Doch Aussagen eines US-Präsidenten sind immer ernst zu nehmen. Auch wenn es die ist, ein demokratisches Wahlresultat unter gewissen Umständen nicht anerkennen zu wollen. Auch wenn sie von einem Präsidenten kommen, dessen Wiederwahl sich inzwischen sowohl der Ku-Klux-Klan als auch die Taliban herbeisehnen.

In diesem Fall stacheln Trumps Aussagen den harten Kern seiner Anhänger an. Und sie ziehen die demokratischen Abläufe ins Lächerliche. Wenn Trump Corona für ungefährlich erklärt, halten viele seiner Fans Corona für ungefährlich. Wenn Trump die Demokratie anzweifelt, zweifeln viele seiner Fans die Demokratie an. Ob die US-Demokratie vier weitere Jahre mit diesem Mann an der Spitze durchhält, ist fraglich. Das wäre katastrophal – nicht nur für die USA.

Auch deswegen kann bei diesem Duell nur einem der Sieg gewünscht werden. Demnach eine Bitte, liebe Amerikaner: Wählt Trump ab. Trotz Biden. Ob nach vier weiteren Jahren unter Trump dazu noch die Möglichkeit besteht, muss inzwischen angezweifelt werden.

Roberto
13. Oktober 2020 - 13.01

Nach über 70 Jahren Danebenbenehmen, ist das auch wahrscheinlich.