RadsportAus dem Alptraum erwachen: Centrone peilt eine bessere zweite Saisonhälfte an

Radsport / Aus dem Alptraum erwachen: Centrone peilt eine bessere zweite Saisonhälfte an
Ivan Centrone will die erste Saisonhälfte vergessen machen Foto: Tageblatt-Archiv/Jeff Lahr

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Ivan Centrone (Xelliss – Roubaix Lille Métropole) blickt nicht gerne auf die vergangene Saison zurück – Stürze, Verletzungen und gesundheitliche Probleme plagten den 25-Jährigen. Mit den Landesmeisterschaften nimmt er nun die zweite Saisonhälfte, die deutlich besser verlaufen soll, in Angriff.

Einfach mal kein Pech haben. Das war die Devise von Ivan Centrone, die er dem Tageblatt am 26. Januar 2021 verriet. „Ich brauche kein Glück. Ich möchte einfach kein Pech haben, um den Rest kümmere ich mich selbst“, sagte der 25-Jährige. Etwa fünf Monate später fällt die Bilanz ernüchternd aus. „Leider ist genau das eingetroffen, was ich nicht haben wollte“, sagt Centrone. Gleich auf der ersten Etappe der Etoile de Bessèges (2.1) am 3. Februar stürzte er. „Das hat eine ganze Lawine von weiteren Unfällen  ausgelöst“, sagt Centrone. „Ich hatte danach Probleme mit dem linken Bein. Ich hatte einfach keine Kraft mehr und bekam keinen Druck auf die Pedale.“ Auf der 2. Etappe der Tour de la Provence (2. Pro) am 12. Februar ging er nicht mehr an den Start. 

Es folgte ein 112. Platz bei Faun-Ardèche (1. Pro), danach kam er beim Royal Bernard Drôme Classic (1. Pro) nicht über die Ziellinie. Einen Monat hat es gedauert, bis er eine Osteopathin fand, die seine Beschwerden beheben konnte. Im Endeffekt waren das über zwei Monate ohne Rennpraxis – weil im April viele Rennen abgesagt wurden. „Das ist eine lange Zeit ohne Rennen. Alle anderen fuhren in der Zeit weiter. Ich kam also von sehr weit hinten. Bei meinem Comeback, der Tour de Wallonie (1.1) am 13. Mai, kam das Problem zurück. Die Saison ist bis jetzt ein Alptraum.“

Danach reichte es immerhin für einen 60. Platz bei der Tour du Finistère (1.1) sowie für einen 43. Platz bei Dwaars door het Hegeland (1. Pro). Der nächste Schock sollte jedoch nicht lange auf sich warten lassen. Vergangene Woche fühlte sich Centrone auf der ersten Etappe der Route d’Occitanie (2.1) unwohl – Dröhnen im Kopf, Herzrasen. Centrone konnte nicht mal dem Tempo des Gruppettos folgen, die Rundfahrt war frühzeitig beendet. „Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich so was noch nie hatte. Bei meiner Rückkehr habe ich sofort ein EKG sowie eine Blutanalyse machen lassen, es war alles okay. Ich denke, dass es im Endeffekt einfach ein Hitzschlag war.“

Mentale Stärke

Zu den Landesmeisterschaften geht es ihm wieder besser – physisch wie auch psychisch. Denn auch mental war die Saison bis jetzt schwierig zu verkraften. „Ich hatte ein- oder zweimal richtig zu kämpfen“, sagt Centrone. „Wenn man von seiner besten Form zurück auf null fällt, dann wird es kompliziert. Ich bin aber mental stark geblieben und das stimmt mich positiv.“ Sportlich gesehen bleibt vor allem die Etoile de Bessèges in positiver Erinnerung – trotz des Sturzes auf der ersten Etappe. Centrone konnte die fünftägige Rundfahrt auf dem 33. Platz beenden. „Ich glaube, dass es ohne Sturz noch besser hätte werden können. Ich weiß, dass ich im Winter einen Sprung gemacht habe. Ich brauche nun den Rennrhythmus und ein gutes Resultat. Danach werden auch andere Ergebnisse folgen.“

Die nächste Chance, auf sich aufmerksam zu machen, hat Centrone bei den Landesmeisterschaften, wenn am Freitag das Zeitfahren und am Sonntag das Straßenrennen anstehen. Doch ohne wirkliche Rennpraxis scheint es schwer zu werden, sich gegen die World-Tour-Profis zu behaupten. „Kevin (Geniets), Bob (Jungels), Michel (Ries) oder Jempy (Drucker) – sie kommen vom Critérium du Dauphiné oder von der Tour de Suisse. Sie haben also einen Rennrhythmus, der mir fehlt. In dieser Hinsicht bin ich benachteiligt.“ Dennoch scheut sich Centrone nicht davor, die Ziele hoch anzusetzen. „Ich habe nichts zu verlieren. Ich will Spaß haben und ein gutes Rennen fahren. Wenn ich bei den beiden Rennen einmal aufs Podium könnte, wäre das schon eine tolle Sache – und gleichzeitig auch ein guter Schub für den zweiten Teil der Saison.“

Für Centrone ist vor allem Kevin Geniets Favorit auf den obersten Platz – aber: „Bob darf man nie ausschließen. Das sind für mich die zwei großen Favoriten. Bob wird dieses Jahr wohl ein wenig schlauer fahren, weil er weiß, dass Kevin ihn schlagen kann. Das gab es schließlich die Jahre zuvor nicht. Deswegen meine ich, dass das Rennen ein wenig taktischer werden könnte.“