Das etwas andere InterviewAuf den Punkt mit… Ben Payal (UNA Strassen)

Das etwas andere Interview / Auf den Punkt mit… Ben Payal (UNA Strassen)
Ben Payal (Una Strassen) Foto: Hervé Montaigu/Editpress

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. In dieser Woche erzählt uns Ben Payal (UNA Strassen), warum am Montag andere Gesetze gelten, wie Trainer Dan Theis seine Torjägerqualitäten aufpolieren wollte und warum er zehn Jahre zu früh auf die Welt kam. 

Tageblatt: Eigentlich kennt Sie in Luxemburg jeder unter dem Spitznamen „der Terrier“. Wann fing diese Geschichte an?

Ben Payal: Wenn ich mich richtig erinnere, war das damals Guy Hellers. Die Zeitungen haben diesen Spitznamen übernommen. Es ging ja damals auch nur um Zweikämpfe: Als richtiger Sechser musste ich nur in die Duelle gehen. Das hat sich mittlerweile insgesamt geändert, auch technisch. Vorher war ich nur zuständig, Bälle zurückzuerobern, mit dem Alter beteilige ich mich auch ein wenig und traue mich auch, Offensivakzente zu setzen. Neben Terrier gab es bei den Spitznamen übrigens auch Makélélé oder Gattuso. 

Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie wohl nicht mehr wachsen würden?

Eigentlich relativ früh. Mein Vater meinte immer zu mir, dass es bei meinen Veranlagungen wohl nicht für zwei Meter reichen würde. In Lorentzweiler war ich in den Jugendteams schon einer der Kleinsten. Das war also nie anders. Ich habe meine Karriere eigentlich als Stürmer begonnen, ehe mich Hellers mit 14 oder 15 in der Fußballschule auf die Sechs gesetzt hat. Ich bin damals vorher auch als Rechtsverteidiger getestet worden. Das war absolut nicht meins … Es lief alles über meine Seite und das Stellungsspiel war nicht das beste. 

Warum scheiterte 2013 der Wechsel zu Dinamo Zagreb? Wie oft ergab sich überhaupt die Möglichkeit, ins Profilager zu wechseln?

Ich war mit den Gedanken bereits in Zagreb. Ich hatte das sogar schon zu Hause verkündet. Allerdings ist es nie dazu gekommen. Ich weiß noch immer nicht, warum. Man hat mir nur berichtet, dass die Verantwortlichen aus Zagreb gleich nach Spielende in die Kabinen gekommen sind und mich gleich kaufen wollten. Ich weiß, dass die Fola damals erklärt hatte, dass ich gerade erst dazugestoßen wäre und sie keine Transfers mehr machen könnten. Es kann am Geld gelegen haben, aber ich weiß es nicht. Mit 16 war ich eine Woche gemeinsam mit Chris Sagramola in Thun zum Probetraining mit den Jugendteams. Jeff Saibene war Coach der ersten Mannschaft. Das war aber nicht unbedingt sehr konkret, sondern eher, um die Luft in einem Profiverein zu schnuppern. Es gab später immer mal wieder Manager, die sich gemeldet haben. Im Nationalteam gab es mit Jeff Strasser und Mario Mutsch nur zwei Profis, bei denen ich mich informieren konnte. Ich bin allerdings nie richtig auf die Manager eingegangen, da man nur schwer einschätzen konnte, wie seriös sie waren. Wäre ich heute im Alter, um wegzugehen, wären meine Chancen deutlich besser, um Profi zu werden. Die Resultate sind da und Luxemburg ist in den Fokus gerückt. Nach einem 0:7 in Israel damals nicht unbedingt …

In Ihrer gesamten Karriere haben Sie nur zwei Tore geschossen, alle beide in der Saison 2018/19. Gab es Trainer, die Ihnen in dieser Hinsicht Vorwürfe gemacht haben?

In Lorentzweiler habe ich damals allerdings sehr oft getroffen … Aber die andern beiden waren gegen Etzella und Hamm. Es waren ja nur zwei, deshalb fällt es auch nicht sehr schwer, sich daran zu erinnern. Viele meiner Trainer haben immer gesagt: ’Mit mir als Coach wirst du dein erstes Tor schießen!’ Dan Theis hatte beispielsweise versprochen, mir einen ganzen Abend lang alles zu spendieren. Leider kam es nie dazu. Viele Trainer hätten es mir gewünscht. Man’ (Manuel Correia) sagte: ’Du musst unbedingt ein Tor machen, bevor du mit dem Fußball aufhörst.’ Ich habe nur geantwortet, dass es nicht am schlechten Willen liegen würde (lacht). Er hat sogar vorgeschlagen, mir die Elfmeter zu überlassen. Das wollte ich aber nicht. Letztes Jahr war es dann in Ettelbrück so weit und ich habe mir aus 20 Metern ein Herz gefasst. Es war eine komische Situation, ich stand da und wusste nicht einmal, wie ich jubeln sollte. Montags habe ich dem Team dann Bier und Cola spendiert. 

Sie haben Ihren Vertrag in Strassen erst im Januar bis 2023 verlängert. Ist eine Rückkehr in die Heimat Lorentzweiler trotzdem danach eingeplant?

Schwere Frage. Im Moment fühle ich mich gut und möchte noch auf BGL-Ligue-Niveau weitermachen. 

Sie haben fünfmal den Titel gewonnen, zweimal den Pokal und 74-mal für die Nationalmannschaft gespielt. Was hat in diesen langen Jahren am meisten Spaß gemacht?

Pokalfinals machen am meisten Spaß, auch wenn eine Meisterschaft mehr wert ist. Andererseits waren die Erlebnisse wie der 2:1-Erfolg in der Schweiz zu unserer Zeit einfach außergewöhnlich. Nach 12 Jahren hatten wir erstmals in Weißrussland wieder gewonnen. Es regnete in Strömen, Jang (Wagner) und Fons (Leweck) sind mit voller Wucht in den Torwart geknallt, der die Stollen im Gesicht abgezeichnet hatte und ausgewechselt werden musste. Das waren verrückte Erlebnisse. So etwas vergisst man nie. Die Siege damals waren für uns unbezahlbar. 2016 habe ich meinen Rücktritt erklärt, da die jüngere Generation einfach sehr stark unterwegs war und ich etwas Abstand vom Fußball wollte. Es tut mir schon leid, wenn ich sehe, wie attraktiv und gut heute gespielt wird – aber andererseits weiß ich, dass Jungs wie „Kiki“, Barreiro oder die Thill-Brüder auf einem hohen Level spielen. Ich hatte nicht das Glück, in so einer starken Mannschaft zu spielen. Trotzdem bin ich noch immer ein „Roter Löwe“ und verfolge jedes Spiel.

Anscheinend gibt es den Begriff „einen Payal machen“ noch immer bei der Escher Fola. Können Sie uns aufklären?

(Wenn man montags nicht zum Training erscheint, d.Red) Montags ist mein Ruhetag. Ich habe das in den meisten Vereinen durchgesetzt. Das ist auch in Strassen so mit Man’ geklärt: Wenn wir sonntags gewinnen, brauche ich montags nicht zu trainieren. Wenn ich auf der Bank sitze, ist es natürlich etwas anderes. Zudem habe ich hin und wieder beim Spiel einen kleinen Schlag erwischt und habe montags Termin beim Physiotherapeuten anstatt des „Décrassage“. Ich bin mir nicht zu schade, dorthin zu gehen, wo es wehtut. Ich habe keine Angst, weshalb ich ohne Gedanken in die Zweikämpfe gehen kann.

Sind Sie auch bei der „Ville de Luxembourg“ für die gute Stimmung zuständig?

Ich bin noch nicht lange dort und habe wegen Corona auch noch nicht viele Kontakte gehabt. Ich bin im Privaten oder in den Kabinen jemand, der gerne lacht. In der Kabine darf es nicht ruhig sein. Ich bringe die Leute gerne zum Lachen. Das wird auch immer so bleiben. 


2 Fragen zum Wochenende

Strassen hatte sich vor der Unterbrechung in der Meisterschaft wieder etwas gefangen. Was waren die Gründe?

Unser Auftaktprogramm mit Fola, Niederkorn, Petingen und Swift kam uns nicht entgegen. Irgendwann ist die Moral angeknackst und du stehst unter Druck. Nach Rosport kamen die Teams auf Augenhöhe. Aber das ist irgendwie jedes Jahr das Gleiche. Wir haben dann drei Siege in Serie eingefahren und finden uns im Tabellenmittelfeld wieder. Wir wollen im obersten Drittel überwintern. 

In Rodange muss Strassen bestätigen. Was steht Ihnen am Sonntag bevor?

Für sie und uns ist der Sieg wichtig und man kann den Anschluss zu den Top sechs schaffen. Es ist alles schwer vorauszusehen. Wenn wir als Team auftreten und gemeinsam kämpfen, ist es schwer, uns die Punkte abzunehmen. Doch dann darf auch niemand den Kopf hängen lassen. Im Moment kann ich zuversichtlich sein, da wieder jeder für jeden kämpft.