StahlindustrieArcelorMittal schlägt sich besser als erwartet

Stahlindustrie / ArcelorMittal schlägt sich besser als erwartet
Der Aufschwung hat noch einen langen Weg vor sich, bis die Nachfrage wieder den Stand von vor der Krise erreicht, schreibt der Stahlhersteller Foto: AP/Oliver Multhaup

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Dank einer leichten Erholung der Geschäfte mit der Automobil-Industrie hat ArcelorMittal im dritten Quartal 2020 seine Verkäufe wieder steigern können. Im zweiten Quartal hatte der Stahlkonzern, Corona-bedingt, einen heftigen Umsatzeinbruch verbucht.

„Im dritten Quartal konnte der Konzern eine verbesserte operative Leistung verbuchen“, so Konzernchef Lakshmi Mittal gestern laut Mitteilung. Nach dem Ende des Lockdowns habe sich der Stahlmarkt nach und nach vom zweiten Quartal erholen können. Lakshmi Mittal hatte die drei Monate April bis Juni damals als „eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens“ bezeichnet.

Insgesamt konnte der Konzern im nun abgeschlossenen dritten Quartal Produkte im Wert von 13,3 Milliarden Dollar verkaufen, eine klare Verbesserung zu den Verkäufen von 10,98 Milliarden Dollar im Vorquartal. In allen Bereichen wurden Verbesserungen festgestellt. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist der Umsatz jedoch weiterhin niedriger. In den Monaten Juli bis September 2019 hatten sich die Verkäufe auf 16,6 Milliarden Dollar belaufen.

Auch das operative Ergebnis (Ebitda) legte zu. Es stieg von 707 Millionen auf 901 Millionen Dollar. Damit lag es, laut Nachrichtenagentur Reuters, über den Erwartungen der Analysten, die mit 838 Millionen Euro gerechnet hatten. Unter dem Strich schrieb der Luxemburger Konzern einen Verlust von rund 300 Millionen Dollar – nach 600 Millionen Dollar im zweiten Quartal.

Derweil habe man im Quartal strategisch wichtige Meilensteine erreicht, berichtet der Konzern weiter. So habe man beispielsweise ein neues Angebot für grünen Stahl auf den Markt gebracht und sich konzernweit zu einem Netto-Null-Wert bis 2050 bekannt. Auch wurde eine Vereinbarung mit Cleveland Cliffs über den Verkauf des Geschäfts in den USA getroffen und damit das „Programm zur Optimierung des Vermögensportfolios“ deutlich vor dem Zeitplan abgeschlossen, schreibt das Unternehmen.

Zwölfjähriger Prozess zur Entschuldung abgeschlossen

Vor allem aber habe man das Ziel einer Nettoverschuldung von sieben Milliarden Dollar erreicht und damit einen zwölfjährigen Entschuldungsprozess abgeschlossen. Ende 2019 waren es 9,3 Milliarden Dollar; Ende 2018 waren es 10,2 Milliarden Dollar. Nun könne man die Rendite der Aktionäre wieder in den Vordergrund rücken. Dies habe im September, mit einem 500-Millionen-Dollar-Aktien-Rückkaufprogramm, bereits begonnen. Das Unternehmen beabsichtigt, im Februar 2021 eine aktualisierte Ausschüttungspolitik vorzulegen.

Für die Zukunft gibt sich der Konzernchef vorsichtig optimistisch: Der rezente weltweite Anstieg von Covid-19-Fällen mache es ratsam, in Bezug auf die Aussichten vorsichtig zu bleiben, so Lakshmi Mittal. „Wir sollten auf weitere Volatilität vorbereitet sein.“ Dennoch versetze „unser bisheriger Erfolg beim Schutz unserer Mitarbeiter, Vermögenswerte, Rentabilität und unseres Cashflows während der Krise uns in eine gute Position, um von einer weiteren wirtschaftlichen Erholung zu profitieren“, so der Geschäftsführer.

An der Luxemburger Börse reagierten die Kurse nur sehr wenig auf die neusten Zahlen. Bis 14 Uhr lagen die Papiere des Stahlherstellers zum Vortag um etwa 2,6 Prozent im Minus, bei 12,2 Euro pro Titel. Im Laufe dieses Jahres ist der Wert der Aktie stark geschwankt: Anfang Januar kostete sie 15,83 Euro. Bis Mitte März war sie auf 6,5 Euro gefallen. Seitdem hat sich ihr Wert wieder fast verdoppelt.

Wie geht es dem verkauften Werk in Düdelingen?

Im Gegensatz zu den Luxemburger Mitarbeitern bei ArcelorMittal, wo Hunderte Stellen abgebaut werden sollen, müssen sich die Angestellten im ehemaligen Düdelinger Werk des Stahlherstellers keine akuten Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. In Düdelingen laufe die Produktion normal, sagt Stefano Araujo, bei der Gewerkschaft OGBL zuständig für die Stahlindustrie, gegenüber dem Tageblatt. „Die Kunden sind da. Die Leute haben ihre Jobs und es gibt Arbeit.“

In Düdelingen wird Stahl weiterverarbeitet, etwa für die Autoindustrie. Rund 250 Mitarbeiter arbeiten im Werk. Bis vor etwa zwei Jahren zählte es zu ArcelorMittal. Dann wurde es, um wettbewerbsrechtliche Auflagen zum Kauf des italienischen Stahlproduzenten Ilva zu erfüllen, an die bis dahin relativ unbekannte Liberty-Gruppe verkauft. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich Liberty Steel jedoch, mittels Zukäufen, zum viertgrößtem Stahlkonzern Europas. Mit ThyssenKrupp Steel Europe könnte der junge Wettbewerber nun zur Nummer zwei aufsteigen.

Wirklich optimistisch hört sich Stefano Araujo dennoch nicht an. Immerhin sei der Betrieb mit Liberty Steel von einem „unbekannten Partner“ übernommen worden, erklärt er. Investitionen von 100 Millionen Euro wurden versprochen, doch es gebe kein klares Timing. „Sie stehen einfach als Versprechen im Raum. Wir erhalten keine klaren Antworten. Wir warten.“ Sorgen bereiten dem Gewerkschafter, dass der neue Besitzer das notwendige Kapital erst finden müsse. Derweil gehe die Gruppe, immer mit Krediten, weitere Unternehmen, die sonst niemand haben will, kaufen. Auch die negativen Reaktionen der Gewerkschaften in Deutschland, als Liberty sein Interesse an der Stahlsparte vom Thyssen-Konzern bekundete, gaben ihm zu denken, sagt er. „Woher kommt das Geld zum Investieren? Wir wissen noch nicht, was Liberty ist, kennen sie noch nicht.“

GéBé
7. November 2020 - 17.40

Arcelor wäre noch heute unser grósstes Aushängeschild , wenn die richtigen Leute , zur richtigen Zeit am richtigen Platz gewesen wären . Leider ist dies auch heute , wenigstens in der Minette Metropole noch immer , nicht der Fall...