Andy vs. Alberto: „Akt 2“ im Anstieg nach Mende

Andy vs. Alberto: „Akt 2“ im Anstieg nach Mende

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Heute findet im Schlussanstieg nach Mende der zweite Akt der Auseinandersetzung um den Gesamtsieg zwischen Andy Schleck und Alberto Contador statt. Am Donnerstag in Bourg-lès-Valence feierte Mark Cavendish seinen 3. Etappensieg. Mark Renshaw wurde aus dem Rennen genommen.

Aus Bourg-lès-Valence berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsportexperte Petz Lahure (P.L.)

Wenn es heute Freitag auf der 12. Tour-de-France-Etappe zwischen Bourg-de-Péage und Mende in die letzte Steigung geht, dürften Erinnerungen bei Andy Schleck und Alberto Contador wach werden. Schon einmal standen sich beide im Anstieg nach Mende gegenüber.

Das war im Jahr 2007 bei Paris-Nice, als die 4. Etappe Maurs-Mende oben auf dem Flugfeld der schmucken Stadt im Zentralmassiv, wo Bourvil und Louis de Funès sich bei den Dreharbeiten zu „La Grande Vadrouille“ köstlich amüsierten, gewertet wurde.

In dem steilen, 3,1 km langen und durchschnittlich 10,1 prozentigen Anstieg attackierte Contador und gewann problemlos. Frank Schleck klassierte sich als 6. auf 28″, während Andy Schleck mit 51″ Verspätung auf Platz 15 eintraf. „Es stimmt, ich hatte damals viel zu viel Zeit verloren“, meint Andy, doch lässt er keine Gegenüberstellung mit der heutigen Auseinandersetzung zu: „Paris-Nice ist im Frühjahr, die Temperaturen sind im März alles andere als hoch, und ich war weit weg von einer anständigen Form. Nun sind wir im Sommer, es ist heiß, ich bin drei Jahre älter und kann eine optimale Leistung bringen. Man sollte demnach das eine nicht mit dem andern vergleichen. Ein Zeitabstand wie damals ist nicht möglich.“

Contador gewann auch die diesjährige Paris-Nice-Etappe in Mende, die bei Minustemperaturen ausgetragen wurde. Der Spanier griff trotz einer Sturzverletzung 1,6 km vor dem Ziel an und brauchte nicht einmal in den letzten Reserven zu kramen, um oben mit 10 Sekunden Vorsprung auf Alejandro Valverde und Samuel Sanchez als Sieger über den Strich zu fahren und gleichzeitig das Leadertrikot überzustreifen. Frank Schleck kam völlig unterkühlt als 30. an und verlor 1’09“.

Zum dritten Mal

Mende wird zum dritten Mal bei der Tour de France angesteuert. Vor 15 Jahren, am „14 juillet“, war der Ort im Département Lozère erstmals Etappenziel. Es wurde eine historische Etappe mit dem magistralen Sieg von Laurent Jalabert, der die Franzosen zum Entzücken brachte. Als Dank für „Jajas“ famose Leistung bekam die „Côte de la Croix Neuve“ den Beinamen „Montée Laurent Jalabert“. Zehn Jahre später, auf dem 18. Teilstück zwischen Albi und Mende, feierte der Spanier Marcos Serrano den letzten Tour-Etappensieg in Mende.

Heute geht es also wieder die durchschnittlich über zehnprozentige Steigung hoch. Wer oben vorne mit dabei sein will, muss unten in der rue des Ecoles, wenn das Peloton in den Anstieg einbiegt, gut platziert sein. Das steilste Stück wartet nach ein paar hundert Metern, erst oben wird es wieder flacher, so dass nicht unbedingt ein ausgesprochener Bergspezialist gewinnen muss. Wie bei der „Flèche Wallonne“ in der Mur de Huy ist viel Kraft und Spritzigkeit gefragt.

„Andy-sur-Sye“

Andy Schleck geht das Ganze gelassen an. „Ich habe Druck, das ist verständlich“, sagte der Träger des „Maillot jaune“ gestern Abend beim Interview. „Aber das ist kein negativer, sondern positiver Druck“ fuhr Andy fort. „Ich will die Tour gewinnen, und ich bin auch bereit, diese Tour zu gewinnen. Meine Jugendträume, ein Etappensieg bei der Tour und das Gelbe Trikot, sind erfüllt. Der Appetit kommt über dem Essen. Ich bin in Gelb, und jeden Tag kommen wir den Champs-Elysées einen Schritt näher.“

Für Andy gab es auf der gestrigen Etappe übrigens eine Überraschung. In Aouste-sur-Sye, kurz nach dem letzten Zwischensprint, hatte die seit 17 Jahren in der Gegend wohnende Luxemburger Familie Bohler die Ortstafel in Andy-sur-Sye umgetauft. Andy verbrachte seine Ferien oft als Jugendlicher nicht weit von dort in La Roche-sur-Grane. Zum letzten Mal war er 2006 dort.

Ein Wort auch noch zur gestrigen Etappe, bei der Mark Renshaw wegen dreifachem „coup de boule“ im Schlusssprint nach Hause geschickt wurde. In der langen Zielgeraden feierte Mark Cavendish den dritten Etappensieg bei dieser Tour, den 13. insgesamt (siehe S. 32).

P.L.