Andy Schleck: Auf Stand-by

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Mit einem Durchschnitt von 34,5 km/h (Siegerzeit) war es gestern die langsamste Etappe der Tour de France 2010. Verständlich, nach den Anstrengungen vom Vortag und der immer noch brütenden Hitze.

Aus Gap berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsport-Experte Petz Lahure (P.L.)

Das Rennen um die Gesamtwertung ruhte und die Favoriten, d.h. Andy Schleck und Alberto Contador, konnten die Akkus vielleicht wieder ein bisschen aufladen. Für Andy Schleck eigentlich ein guter Tag, um das Maillot jaune durch Frankreich zu tragen.

„Am Ende war es natürlich ein super Tag, um im Gelben Trikot zu sein. Es ging zwar schnell los, aber als die Fluchtgruppe weg war, gab es nicht mehr allzu viel Stress. Es war schön, zu sehen, dass ich viele Fans habe, Kinder, die Schilder mit meinem Namen hochhalten. Das hat mir viel Freude gemacht.“ Zum gestrigen Rennen gab es nicht viel mehr zu sagen aus der Sicht des Gelben Trikots.

Es war heiß, die Fahrer waren müde. Ideal für Fluchtgruppen: „Alle haben die letzten Tage in den Beinen“, so Schleck, der für heute eine ähnliche Etappe erwartet: „Es wird sich nichFignon:
„Nicht seine Rolle“ 

Co-Kommentator Laurent Fignon wusch Andy Schleck auf France2 den Kopf. Dabei ging es um Schlecks Aussagen vom Dienstag und vor allem um das „Flaschen holen“ gestern. „Ce n’est pas le rôle d’un Maillot jaune. Il a des équipiers pour ça“, sagte der zweifache Toursieger. Und auch, dass Schleck am Dienstag während des Rennens seinen Sportdirektor angestellt hatte, die Familie telefonisch darüber zu informieren, dass er in der Abfahrt des Col de la Madeleine keine Risiken eingehen würde, verstand Fignon nicht: „On peut trouver ça touchant, ça me semble un peu ridicule de penser à ça en pleine course.“ 
ts in der Gesamtwertung ändern, wenn es keinen Sturz gibt oder eine Windkante. Aber es ist die Tour de France und man muss jeden Tag aufpassen. Ich hoffe, die Sprinterteams werden die Sache in die Hand nehmen“, so Schleck, der sich einfach nur zu freuen schien, endlich vom ganzen Tour-Trubel wegzukommen, wenn auch nur kurz: „Es war zwar ein gutes Gefühl, im Maillot jaune unterwegs zu sein, aber ich bin froh, wenn ich im Hotel bin und eine kalte Dusche nehmen kann.“

Um die Gesamtwertung kann es wohl frühestens am Freitag wieder gehen, wenn auf der 12. Etappe der steile Schlussanstieg nach Mende wartet. Alberto Contador hat dort im Frühjahr bei Paris-Nice gewonnen: „Da kann es Abstände geben“, so Schleck, „der Anstieg liegt Contador, das haben wir ja bei Paris-Nice gesehen. Aber wir haben jetzt Juli und ich bin besser drauf. Ich glaube nicht, dass er dort die Favoriten hinter sich lassen kann. 10 bis 15 Fahrer dürften dort gemeinsam vorne ankommen.“ Beobachten muss er allerdings nur einen. „Es macht das Ganze einfacher. Natürlich gibt es auch andere, wie Mentschow, Gesink oder Sanchez, die wenige Minuten zurückliegen. Die darf ich nicht weglassen. Aber ich meine, dass ich die wieder einholen könnte, wenn sie früh wegfahren. Ich bin besser im Berg als die anderen, bis auf Contador eben.“

Die beiden haben gestern nur kurz ein paar Worte gewechselt. „Ich habe ihm gratuliert für gestern, denn es war am Ende eine gute Sache für uns beide. Ansonsten haben wir nicht viel geredet“, verriet Schleck. Also wartet man gespannt, bis beide wieder die Beine sprechen lassen. Und weil die zwei wirklich ebenbürtig zu sein scheinen, sucht man nach anderen Faktoren, die das Rennen entscheiden können. Die Hitze vielleicht? „Es gibt Fahrer, die die Hitze mögen, andere bekommen Probleme und können nicht mehr richtig atmen. Ich passe mich da an“, so Schleck, „aber es ist richtig, dass das in den Pyrenäen zu einem Massaker führen kann. Das kann eine Tour entscheiden.“

Allerdings scheint auch Contador bis auf den Aussetzer in Avoriaz bisher ziemlich wetterfest. Und er scheint zumindest in den Bergen das bessere Team zu haben als Schleck: „Vielleicht haben wir ja nicht so viele Kletterer wie Astana, aber heute haben wir Typen gebraucht, die im Flachen stark sind, wie Stuart O’Grady oder Fabian Cancellara. Ich denke, mein Team ist ziemlich komplett. Richtige Schwächen sehe ich keine“, so Schleck. Es wäre allerdings auch eine Überraschung und wohl nicht ganz klug, wenn er etwas anderes behaupten würde. „Ich kenne die Jungs, es sind meine Freunde und die fahren nicht nur vorne, weil es ihr Job ist oder weil Bjarne (Riis, d. Red.) das verlangt, sondern weil es Freunde sind. Und das sehe ich nicht als Schwäche. Ganz im Gegenteil.“

Vielleicht hat er ja auch deshalb die Trinkflaschen für sein Team am Begleitwagen geholt, ein Job, der eher Domestiken zukommt als einem Maillot jaune. TV-Kommentator Laurent Fignon hat sich darüber einigermaßen aufgeregt (siehe Kasten). Aber Andy Schleck ist eben kein Fahrer wie alle anderen. Daran hat auch das Maillot jaune bisher nichts geändert.

khe