Zypern jagt Kapital-Flüchtlinge

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Die zyprischen Konten sind eingefroren. Dennoch fließt viel Geld ins Ausland ab. Notenbankchef Demetriades steht unter Druck. Er soll Namen von Reichen liefern, die große Summen abgezogen haben.

In den frühen Morgenstunden des 16. März wurde in Zypern das erste Rettungspaket beschlossen. Jetzt verdichten sich die Hinweise, dass bereits vor diesem Beschluss, mit dem eine Kontensperre einherging, große Mengen an Kapital aus der Laiki-Bank und der Bank of Cyprus abgeflossen sind.

Wie „Spiegel Online“ berichtet, hatten sich auf den Konten der beiden Institute Ende Januar noch mehr als 40 Prozent aller Ersparnisse zyprischer Anleger befunden. Danach floss offenbar viel Geld ab – auch nachdem die Konten der Anleger auf Geheiss der Zentralbank weitgehend eingefroren worden waren.

Zu lasche Kapitalverkehrskontrollen

Es besteht der Verdacht, dass die Notenbank die Kapitalverkehrskontrollen nicht richtig oder zu lasch durchgeführt hat. Waren die „Überweisungen für humanitäre Hilfe“ tatsächlich alle für Hilfswerke gedacht, oder kam es dort zu Missbrauch?

„Statt sich einen Drittel des Vermögens ans Bein zu streichen, bezahlt ein Betroffener lieber 10 Prozent des Vermögens an Bestechungsgeldern, um das Geld in Sicherheit zu bringen“, sagte Bankenprofessor Maurice Pedergnana der Zeitung „20 Minuten Online“. Zypern sei ein enorm korrupter Staat. Man ist es sich nicht gewohnt, Erlasse richtig durchzusetzen.

Zyperns Zentralbanker wehren sich zwar gegen diese Vorwürfe. Sie sagen aber auch, dass sie die Geldabflüsse zur Zeit der Kontensperre gar nicht komplett verhindern konnten. Das Geld sei teils im Ausland abgehoben worden, wogegen man machtlos sei.

Liste mit Namen reicher Kunden

Doch die Entschuldigungen reichen für die zyprische Bevölkerung nicht mehr: Das Verhalten der Notenbank hat jetzt das Parlament auf den Plan gerufen. Die Zentralbank muss die Namen der Kunden vorlegen, die vor Schließung der Banken große Summen Geld abgehoben haben. Dies berichtet ein Insider gegenüber „Spiegel Online“.

Der ungeheuerliche Verdacht: Notenbanker oder Mitarbeiter der Regierung, die entsprechend vorgewarnt waren, hätten ihr Geld noch rasch in Sicherheit gebracht. Die Liste mit den Namen der Vermögenden befindet sich laut dem griechischen TV-Sender Mega Channel bereits in den Händen des zyprischen Parlamentspräsidenten Yannakis Omirou.

Banken- und Vertrauenskrise

Sicher ist: Zur zyprischen Bankenkrise kommt jetzt auch eine massive Vertrauenskrise. Die Bevölkerung hat das Vertrauen in die Regierung und in die Notenbank komplett verloren. Deren Chef Demetriades machte die Situation am Dienstag auch nicht besser, als er gegen Ende einer Pressekonferenz eingestand, dass Kleinanleger wohl damit rechnen müssten, dass die Dienste der Banken noch eine Weile eingeschränkt sind. Anleger, die mehr als 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus haben, dürften „rund 40 Prozent“ ihrer Einlagen verlieren. Die genaue Summe sei noch offen.

Sicher ist auch: Am Donnerstag wird ein Ansturm auf die Banken losgehen. Dann ist der Wiedereröffnungstermin für die zyprischen Geldinstitute geplant.