„Zypern braucht demnächst erneut Geld“

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Zumindest vorerst ist Zypern vor dem Bankrott gerettet. Aber wie geht es weiter, wenn die Banken des kleinen EU-Inselstaats schrumpfen? Ein Experte glaubt: Zypern braucht demnächst erneut Geld.

Trotz des Rettungspakets wird der EU-Inselstaat Zypern nach Expertenmeinung schon bald frisches Geld brauchen. Das Hilfspaket verhindere nur den sofortigen Bankrott, sagte Lüder Gerken im Interview mit dem Informationsdienst dpa Insight EU. „Die Maßnahmen sind bestenfalls dazu geeignet, die aktuelle Geldversorgung des Landes sicherzustellen – und das eben auch nur für eine begrenzte Zeit.“

Gerken forderte „radikale strukturelle Reformen“, um die Wettbewerbsfähigkeit Zyperns deutlich verbessern zu können. „Das braucht aber Zeit. Daher wird Zypern auf kurz oder lang erneut frisches Geld brauchen.“ Gerken ist Direktor des Centrums für Europäische Politik (CEP) in Freiburg, einer „Denkfabrik“ zur Analyse europäischer Politik.

Zypern für Tourismus zu teuer

Die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds IWF hatten sich mit der zyprischen Regierung auf ein Hilfsprogramm von 10 Milliarden Euro geeinigt. Zypern selbst muss etwa sieben Milliarden Euro aufbringen. Der IWF-Anteil ist noch offen. Die zweitgrößte zyprische Bank Laiki wird abgewickelt. Der Branchenprimus Bank of Cyprus muss schrumpfen. Einlagen unter 100.000 Euro werden – anders als zunächst geplant – nicht angetastet.

Gerken kündigte an, die aufgeblähte Finanzindustrie Zyperns werde dramatisch schrumpfen. „Und ich sehe keinen anderen Industriezweig, der das Land kurzfristig auf eigene Füße stellen könnte.“ Das gelte auch für den wichtigen Tourismus, warnte er. „Auch hier ist Zyperns Wettbewerbsfähigkeit erodiert. Das Land ist einfach zu teuer geworden.“ Auch das Geschäft mit dem Gas könne in Zukunft eine Rolle spielen. Nur sei der Weg dorthin noch weit – „und in der Zwischenzeit verfügt Zypern über keine eigenen nennenswerten Einnahmen“.

Ab Dienstag wieder geöffnet

Zyperns Banken werden nach Informationen des Staatsrundfunks an diesem Dienstag wieder öffnen. Das habe der Chef des Verbandes der zyprischen Bankangestellten am Montag in Nikosia mitgeteilt. Eine offizielle Bestätigung der Zentralbank lag zunächst nicht vor. Die Banken auf Zypern sind wegen der schweren Finanzkrise seit zehn Tagen geschlossen.

Wie die zyprische Zeitung „Kathimerini“ auf ihrer Internetseite berichtete, werde in der Zentralbank „fieberhaft“ an den Vorbereitungen gearbeitet. Es sei aber nicht sicher, dass es gelingen werde, alle Formalitäten bis zum Montagabend fertig zu haben.