/ Zwei weitere Festnahmen

(Luca Bruno)
Der Attentäter von Nizza hat den Anschlag mit 84 Toten nach Erkenntnissen der Ermittler gezielt vorbereitet. Aus Justizkreisen hieß es am Sonntag, er habe die Strandpromenade mit dem gemieteten Lastwagen bereits Tage vorher ausgespäht. Der Attentäter von Nizza hat kurz vor seinem Anschlag mit einem Lastwagen außerdem noch eine SMS-Nachricht abgesetzt, in der er laut französischen Ermittlerkreisen eine Waffenlieferung erwähnte. In der SMS habe Mohamed Lahouaiej-Bouhlel seine Genugtuung darüber zum Ausdruck gebracht, dass er ein Pistole vom Kaliber 7.65 habe, hieß es in mit dem Fall vertrauten Kreisen in Frankreich. Außerdem habe er „die Lieferung weiterer Waffen“ erwähnt. Der 31-jährige Tunesier habe von sich auch „ein Foto am Steuer des Lastwagens aufgenommen“, bevor er es per SMS verschickte. Das Foto sei zwischen dem 11. und 14. Juli entstanden. Die Ermittler versuchten nun, „alle Empfänger“ dieser Mitteilungen zu identifizieren.
Womöglich hatte der 31-Jährige auch Helfer: Die Polizei gab zwei weitere Festnahmen bekannt. Dabei soll es sich um ein albanisches Paar handeln, das „logistische Unterstützung“ geleistet haben könnte. Die Ermittler befragten am Wochenende zahlreiche Zeugen und werteten Material aus, das in der Wohnung von Mohamed Lahouaiej-Bouhlel gefunden wurde. Dabei stellten sie fest, dass der Tunesier schon am 12. und 13. Juli die Strandpromenade von Nizza mit dem gemieteten 19-Tonner abfuhr, mit dem er dann am Nationalfeiertag in die feiernde Menge fuhr.
Mutmaßliche Helfer…
Zudem wurden ein Mann und eine Frau in Gewahrsam genommen. Den albanischen Staatsbürgern sowie einem weiteren Mann aus dem Umfeld des Täters wird vorgeworfen, dem Täter geholfen zu haben. Insgesamt waren am Sonntag sechs Menschen in Polizeigewahrsam. Die Frau des Tunesiers, von der er getrennt lebte, wurde nach Vernehmungen wieder freigelassen.
Die französische Regierung geht davon aus, dass sich der Attentäter von Nizza sehr schnell radikalisiert hat. Premierminister Manuel Valls äußerte sich erneut überzeugt, dass der Mann entgegen den Angaben vieler Zeugen Islamist gewesen sei. Er sagte der Zeitung „Journal du Dimanche“, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) rufe auch gezielt Einzeltäter zu Anschlägen auf, „die unseren Geheimdiensten unbekannt sind“. Die IS-Miliz hatte den Anschlag am Samstag für sich beansprucht und den Täter als „Soldaten“ des IS bezeichnet. Die Erklärung wird jedoch von Sicherheitsexperten als vage eingeschätzt und enthält kein Täterwissen. Auch die französische Regierung hat keinen Beleg dafür, dass der Attentäter IS-Anhänger war. Innenminister Bernard Cazeneuve nannte den Tunesier nach einer Sitzung des französischen Sicherheitskabinetts ein Beispiel für „Einzelpersonen, die empfänglich für die Botschaften des IS sind und äußerst gewaltsame Taten begehen, ohne notwendigerweise an Kämpfen teilgenommen zu haben oder ausgebildet worden zu sein“.
Der Täter hatte am Donnerstagabend während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag in Nizza einen Lastwagen in die Menge gelenkt und mindestens 84 Menschen getötet. Mehr als 80 Menschen wurden am Sonntag noch in Krankenhäusern behandelt, rund 18 von ihnen schwebten nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums in Lebensgefahr. Auf der Strandpromenade in Nizza legten zahlreiche Menschen Blumen und französische Flaggen nieder. In Gottesdiensten wurde der Toten gedacht. Die Promenade des Anglais ist inzwischen wieder für Fußgänger geöffnet. Am Montag soll sie auch für Autos freigegeben werden. In Frankreich gilt noch bis einschließlich Montag eine dreitägige Staatstrauer. Für Montagmittag ist eine landesweite Schweigeminute geplant.
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