Zuckerwerk aus 22,5 Kilogramm Zimt

Zuckerwerk aus 22,5 Kilogramm Zimt
(AP/Terry Tang)

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Hänsel und Gretels Lebkuchenhaus steht nicht mehr im Wald, sondern in der Lobby eines Hotels.

Die Besucher müssen aber in dem 5,8 Meter hohen Zuckerwerk aus 22,5 Kilogramm Zimt und anderen Zutaten keine böse Hexe fürchten. Sie könne es für ein Drei-Gänge-Menü für sechs Personen mieten – offener Kamin inklusive. Das Märchen-Haus steht in der Lobby eines Hotels im US-Staat Arizona. Aus Hunderten Pfund Zucker und Gewürzen – haben die Konditoren des Ritz Carlton-Hotels Dove Mountain in Marana die Bausteine für das 5,8 Meter hohe Nasch-Werk gebacken und zu einem vermutlich imposanteren Haus als das der bösen Hexe zusammengefügt. Eine Gastgeberin mit meuchlerischen Absichten müssen Gäste aber nicht fürchten: Am offenen Kamin lockt ein Drei-Gänge-Menü zum Verweilen.

Seit Thanksgiving am 26. November steht das begehbare Lebkuchenhaus nun in dem Hotel in der Wüste Arizonas. Die Idee dazu hatte ein Konditorenteam um Chefpatissier Daniel Mangione. „Es gibt eine Menge Lebkuchenhäuser, doch normalerweise ist es nur eine Fassade und das Innere wird meist vergessen“, erklärt er. „Dieses Jahr wollten wir mal sehen, ob wir das anders hinkriegen.“ Anfangs sei die Idee eines richtigen Hauses, wo die Leute ein- und ausgehen können, auf Skepsis gestoßen. Doch Mangione ließ nicht locker.

4000 Stücke Honigkuchen

Im Juni begannen die Konditoren mit der Vorbereitung. Täglich buken sie stapelweise Lebkuchen mit rötlicher Färbung und schnitten sie als „Backsteine“ in Form. Dafür mussten riesige Mengen von Zutaten bestellt werden, darunter 90 Kilogramm Ingwerpulver, 180 Kilogramm Honig, 22,5 Kilogramm Zimt und 4,5 Kilogramm Muskatnuss. „Es ist ein viel größeres Projekt als das, was wir täglich für große Tafeln machen“, erzählt die Konditorin Marlene Carollo.

Laut Mangione verbrachte rund ein Dutzend Helfer etwa vier Tage damit, die Außenwände mit braunen Kuchenstücken zu fliesen. Mehr als 4000 Stücke Honigkuchen bedecken Außenwände und Dach. Jede der Fliesen ist außerdem mit Gummi- und Pfefferminzbonbons geschmückt, die im Gesamtmuster exakt aufeinander abgestimmt sind. Die Fenster sind mit Zuckerstangen-Dekor gerahmt.

„Die Wände abgeschleckt“

Pünktlich zu Thanksgiving war das Knusperhaus fertig. Seither kann es für umgerechnet 137 Euro als privates Speisezimmer gemietet werden: Bis zu sechs Gäste finden Platz. Essen und Getränke müssen darüber hinaus von der Hotelküche geordert werden. Nach Weihnachten sollte es wieder abgebaut werden, doch Mangione betont, zum nächsten Weihnachtsfest werde die Hütte in irgendeiner Form wieder auferstehen: „Wir wollen etwas machen, was ein bisschen anders ist. Wir sind noch nicht so sicher, was das sein könnte. Vielleicht eine Sushi-Theke.“

Und kommen Gäste in Versuchung, am Häuschen zu knuspern? Die Konditoren würden jeden Tag überprüfen, ob etwas fehle, sagt Mangione. Manchmal hätten Kinder die Wände abgeschleckt oder Pfefferminzbonbons verspeist, aber großen Schwund gab es nicht: „Die Eltern waren sehr gut darin, ihre Kinder unter Kontrolle zu halten“, sagt er. „Wir hatten keine größeren Verluste von Lebkuchenfliesen.“

„Ich war echt beeindruckt“

Auch bei Erwachsenen stieß die Zuckerhütte auf Begeisterung: Ein Gast fragte, ob er darin übernachten könne. Ein anderer wollte sie für seine Enkel kaufen. Anne und Vincent Duffy aus Los Angeles stießen zufällig auf das Haus, als sie in der Hotellobby unterwegs waren. Zunächst glaubten sie, nur die Bonbons seien echt. Dann sahen sie, dass das ganze Bauwerk von Leckereien bedeckt war. „Ich war echt beeindruckt, dass sie etwas so Großes gemacht haben“, sagt Anne Duffy. „Ich finde es ganz toll.“